Vorwort

Das ehemalige SED-Bezirksparteiarchiv Suhl wurde 1963 auf der Grundlage des Beschlusses des Sekretariats des ZK der SED vom 8. April 1963 "Richtlinien für den Aufbau des einheitlichen Parteiarchivwesens der SED" gebildet. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte bei der SED-Bezirksleitung Suhl lediglich eine Altregistratur, die sich auf die Aussonderung von Akten des parteilichen Bezirksapparates konzentrierte. Die Akten der acht SED-Kreisleitungen wurden bis zu diesem Zeitpunkt in den jeweiligen Registraturen der Kreise verwahrt. Es muss davon ausgegangen werden, dass die bis 1963 praktizierte "nichtarchivische" Betreuung und die letztendlich bis 1968 andauernde Raumnot des Bezirksparteiarchivs in Suhl (erst 1969 Umzug in einen Neubau) dazu geführt hat, dass zahlreiche Schriftgutkategorien unbedachterweise vernichtet worden sind. Spätestens mit der Herausgabe des Einheitsaktenplanes der SED mit Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 9. August 1967 wurden die verantwortlichen Mitarbeiter in den Registraturen bzw. Archiven angehalten, die in diesem Einheitsaktenplan vorgegebenen strengen Aufbewahrungsbestimmungen in die Praxis umzusetzen. Das führte wiederum dazu, dass zwar z.B. die Protokolle der turnusmäßigen Sitzungen der SED-Gremien fast lückenlos überliefert worden sind, dagegen aber das Schriftgut ganzer Teile des Apparates 2, 5 oder 10 Jahre nach seiner Entstehung vernichtet wurden. Erhebliche Schriftgutverluste traten im Zusammenhang mit der weitgehenden Auflösung der Apparate 1989/90 auf. Hierbei handelte es sich mehrheitlich um die jüngeren Schriftgutkategorien, die sich bis 1989 noch in den Registraturender SED-Bezirksleitung befanden. Nur in den seltensten Fällen kam es nach dem 18.10.1989 (Ablösung von Erich Honecker) noch zu geregelten Übernahmen. Nach einer Phase der Betreuung des SED-Bezirksparteiarchivs Suhl durch die PDS als Nachfolgerpartei der SED wurden die Bestände des SED-Bezirksparteiarchivs Suhl, darunter der Bestand der SED-Bezirksleitung Suhl, im Sommer 1993 auf der Grundlage eines Vertrages zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Landesvorstand Erfurt der PDS in das Thüringische Staatsarchiv Meiningen überführt. Trotz aller o.g. Aktenverluste umfasste der Gesamtbestand immer noch ca. 35.000 Akteneinheiten, davon ca. 6.100 Akten der SED-Bezirksleitung Suhl. Eine wünschenswerte, generelle Neuerschließung konnte jedoch bisher aufgrund dieses Umfanges und in Anbetracht des nicht ausreichend zur Verfügung stehenden Personals nicht in Angriff genommen werden. Dagegen sind einzelne Aktengruppen, wie die vorhandenen 15.000 Parteistrafverfahrensakten der SED-Kreisleitungen oder die ca. 5.300 Akten der SED-Grundorganisationen bzw. SED-Ortsparteileitungen bereits intensiv bearbeitet worden. Der weitaus größte Umfang der einzelnen Aktenbestände des SED-Bezirksparteiarchivs Suhl, einschließlich seiner Sammlungen, konnte seit 1993 in der Regel auf der Grundlage der von der SED überlieferten Findhilfsmittel, Karteikarten, recherchiert werden. Der Erschließungsgrad dieser Akten entsprach bzw. entspricht aber nur in wenigen Fällen den heutigen Anforderungen und ersetzt nicht die intensive Durchsicht der Akten nach vermuteten Sachverhalten. Im Jahr 2013 wurde begonnen, alle noch weitgehend unbearbeiteten Akten des Bestandes SED-Bezirksleitung Suhl aus den Jahren 1981-1989 intensiv zu erschließen. Daran schloss sich eine komplette Retrokonvertierungund stilistische Überarbeitung der bereits vorhandenen Findkartei des Bestandes SED-Bezirksleitung Suhl 1952-1981 in das Archivinformationssystem an, wobei die Kernüberlieferung, die Sitzungsprotokolle des Sekretariats der SED-Bezirksleitung durchgehend mit Aufnahme der Tagesordnungspunkte intensiv erschlossen wurden. Die im Zusammenhang mit der Retrokonversion erstmals vorgenommene Zuordnung der Akten nach einer neuentwickelten Systematik gestaltete sich in Einzelfällen uneinheitlich, da sie in relativ kurzer Zeit von mehreren Bearbeitern vorgenommen werden musste. An dieser Stelle wird vor allem den Mitarbeiterinnen Carolin Baumann, Sabine Keßler, Brigitte Berthold, Erika Büchner, Silke Hermann und Ina Methe für ihre aufwändige Mitarbeit am Online-Findbuch gedankt.

Hinweise für die Benutzung

Bei der Benutzung der Akten gilt es, Besonderheiten bei der Signatur zu beachten. So richtete sich die Innere Ordnung ab 1963, der Bildung des Bezirksparteiarchivs Suhl, in der Regel nach den Perioden zwischen den Parteitagen der SED. Innerhalb der Periode sind die Akten nach einer zentral vorgegebenen Kombination von sachthematischen und strukturellen Gesichtspunkten geordnet worden. Die Stellung der Akten in dieser relativ kompliziert und umständlich aufgebauten Ordnungsstruktur wurde über die Aktensignatur definiert, zum Beispiel die Signatur IV/A/2/12/223 bedeutet aufgelöst:
IV = nummerische Kurzbezeichnung für SED 1946-1989
A = Parteitagsperiode 1963-1967
2/12 = Abteilung Sicherheit
223 = Signatur der Akte

Bei einer Bestellung der Akte und später bei einer Zitierung der Quellen müssen unbedingt alle Bestandteile der Aktensignatur angegeben werden. Der Signatur ist das Archiv mit dem Kürzel ThStA MGN vorwegzusetzen. Also nach o.g. Beispiel ThStA MGN, SED-Bezirksleitung Suhl, Nr. IV/A/2/12/223 oder ThStA MGN, BL der SED Suhl, Nr. IV/A/2/12/223.
Da eine generelle Neuerschließung aller Akten der SED-Bezirksleitung Suhl vermutlich erst nach 2025 erfolgen kann, wurde entschieden, wie übrigens auch in anderen Staatsarchiven praktiziert, die alte, komplizierte SED-Signatur zunächst beizubehalten. Mehr noch, für die eigentlich vorgesehene Parteitagsperiode 1987 zwischen dem XI. Parteitag und dem nie stattgefundenen XII. Parteitag der SED 1986-1991 wurde der Buchstabe F neu eingeführt. Alle F-Akten zwischen 1986 und 1989 wurden 2013/2014 neu erschlossen.

Bei der Benutzung ist weiterhin darauf zu achten, dass aufgrund des Personen- und Datenschutzes ein größere Anzahl von personenintensiv erschlossenen Akten nicht im Online-Findbuch also somit nicht im WWW erscheinen. Bei Vorlage von Voraussetzungen (z.B. Nachweis der familiären Beziehung zur Person oder Schutzfristenverkürzungsgenehmigung) können diese Akten in Absprache mit dem Thüringischen Staatsarchiv Meiningen eingesehen werden.

Meiningen, Februar 2016

Dr. Norbert Moczarski

Verzeichnis für wiederkehrende Abkürzungen im Bestand:

ABI - Arbeiter - und - Bauern - Inspektion
ABV - Abschnittsbevollmächtigter
AIV - Agrar - Industrie - Vereinigung
ANG - Ausschuss, Nacharbeit und Garantie
APO - Abteilungsparteiorganisation
BDVP - Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei
BKP - Bulgarische Kommunistische Partei
BL - Bezirksleitung
BPKK - Bezirksparteikontrollkommission
BPO - Betriebsparteiorganisation
BPS - Bezirksparteischule
BRD - Bundesrepublik Deutschland
BT - Betriebsteil
DBD - Demokratische Bauernpartei Deutschlands
DDR - Deutsche Demokratische Republik
DGB - Deutscher Gewerkschaftsbund
DKP - Deutsche Kommuistische Partei
DRK - Deutsches Rotes Kreuz
DTSB - Deutscher Turn - und Sportbund
EOS - Erweiterte Oberschule
FDGB - Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FDJ - Freie Deutsche Jugend
GO - Grundorganisation
GPG - Gärtnerische Produktionsgenossenschaft
GST - Gesellschaft für Sport und Technik
KAP - Kommunistische Arbeiterpartei
KPdSU - Kommunistische Partei der Sowjetunion
KPTsch - Kommunistische Partei der Tschechoslowakei
LDPD - Liberal - Demokratische Partei Deutschlands
LPG - Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
MfS - Ministerium für Staatssicherheit
MMM - Messe der Meister von Morgen
MTS - Maschinen - Traktoren - Station
NDPD - National - Demokratische Partei Deutschlands
NSW - Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet
PGH - Produktionsgenossenschaft des Handwerks
PVAP - Polnische Vereinigte Arbeiterpartei
RdB - Rat des Bezirkes
RGW - Rat der gegenseitigen Wirtschaftshilfe
StFB - Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb
SW - Sozialistisches Wirtschaftsgebiet
USAP - Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei
UVR - Ungarische Volksrepublik
VdgB - Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe
VEAB - Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb
VEB - Volkseigener Betrieb
VEG - Volkseigenes Gut
VKSK - Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter der DDR
VP - Volkspolizei
VVB - Vereinigung Volkseigener Betriebe
VVEAB - Vereinigung Volkseigener Erfassungs- und Ankaufbetriebe landwirtschaftlicher Erzeugnisse
VVS - Vertrauliche Verschlusssachen
ZK - Zentrakomitee der SED
ZPKK - Zentrale Parteikontrollkommission