Bestandssignatur

5-94-2580

Laufzeit

1930 - 2003

Umfang

201,3 lfm (9007 AE)

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

Um die Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen zu mindern, sollte im Zuge des Vierjahrplans der Reichsregierung in Thüringen ein regionales Zellwollwerk entstehen. Am 26. Juni 1935 bildeten thüringische und sächsische Industrielle in Weimar die Thüringische Spinnfaser AG, welche mit durch Reichsbürgschaft abgesicherten Krediten bis Mitte 1936 den Bau des Zellwollwerks in Schwarza realisierte. Für den Standort gaben die Möglichkeit der Entnahme klaren Wassers aus der Schwarza sowie die Nähe zur Bahnstrecke von Berlin nach Nürnberg den Ausschlag. Unter der Bezeichnung "Thüringische Zellwolle AG" wurden Kunstfasern für unterschiedliche Anforderungen hergestellt.
Das junge Unternehmen nahm einen raschen Aufschwung, es erwarb in Deutschland zahlreiche Tochterbetriebe, im durch deutsche Truppen besetzten Europa wurden einige Betriebe der Thüringischen Zellwolle AG zugeteilt, um deren Produktion für die Kriegswirtschaft nutzbar zu machen. An Stelle einer förmlichen Konzernleitung lenkte ein Arbeitsstab unter dem Thüringischen Staatsrat Dr. Walter Schieber die Geschicke dieser Betriebe. Alleine im Stammbetrieb in Schwarza setzte die Zellwolle AG annähernd 1000 Zwangsarbeitern ein, insbesondere an den gefährlichsten Arbeitsplätzen.
Die Wiederaufnahme der Produktion unter sowjetischer Besatzung wurde dadurch erschwert, dass wesentliche Zulieferbetriebe für Rohstoffe aber auch für Anlagen in den westlichen Zonen lagen. Gemäß SMAD-Befehl wurde zum 1. Juli 1948 die VVB (Z) Kunstfaser mit Sitz im Spinnstoffwerk Glauchau gebildet. Der Produktionsstandort Schwarza war nunmehr lediglich juristisch und wirtschaftlich unselbstständige Einheit innerhalb dieser VVB und firmierte unter der Bezeichnung "VVB (Z) Kunstfaser Glauchau, Thüringische Zellwolle AG Schwarza/Saale". Der Rudolstädter Betriebsteil wurde zunächst weiterhin durch Dr. Alfred Friedrich, nach dessen Flucht im Herbst 1948 durch Dr. Erich Correns geleitet (bis 1951). Das Werk wurde am 16. Juni 1950 in "VEB Thüringisches Kunstfaserwerk 'Wilhelm Pieck' Schwarza" umbenannt. Seit der Eingemeindung Schwarzas in die nahe gelegene Kreisstadt Rudolstadt führte es die Bezeichnung "VEB Thüringisches Kunstfaserwerk 'Wilhelm Pieck' Schwarza in Rudolstadt/Thür." Um 1950 wurde dort die erste Perlon-Feinseidenfabrikation der DDR aufgebaut (seit 1959 unter der Marke DEDERON).
Bereits Ende 1950 wurde die Auflösung der VVB (Z) Kunstfaser Glauchau angeordnet, damit wurde das Werk juristisch selbständig und der Hauptverwaltung Chemie im Ministerium für Schwerindustrie unterstellt. 1954 wurde das Institut für Textiltechnologie der Chemiefasern (ITC) in Rudolstadt-Schwarza gegründet. 1955 wurde das Chemiefaserwerk dem neu eingerichteten Ministerium für Chemische Industrie zugeordnet.
1958 erfolgte die Bildung der VVB Chemiefaser und Fotochemie mit Sitz in Wolfen. Die VVB war vor allem für die langfristige Planung innerhalb des Industriezweigs zuständig. Die ihr angehörenden Betriebe wirtschafteten selbständig. Die Koordination zwischen den Betrieben erfolgte durch verschiedene Instrumente, insbesondere Technisch-Ökonomische Konferenzen auf mehreren Ebenen.
1963 erfolgte die Umbenennung in "VEB Chemiefaserwerk Schwarza 'Wilhelm Pieck' Rudolstadt/Thüringen".
Zum 1. Januar 1970 wurde die VVB Chemiefaser und Fotochemie aufgelöst. Entsprechend dem Produktionsprinzip wurden ähnliche Endprodukte herstellende Betriebe in Kombinaten zusammengeführt (horizontalen Kombination). Aus der aufgelösten VVB gingen der "VEB Filmfabrik Wolfen Fotochemisches Kombinat" und der "VEB Chemiefaserkombinat 'Wilhelm Pieck' Rudolstadt" hervor. Letzterem gehörten Werke in Guben, Premnitz, Glauchau, Pirna, Elsterberg, Plauen, Wittenberge und Finowthal sowie das Institut für Textiltechnologie der Chemiefasern in Rudolstadt und der VEB Spinndüsenfabrik in Gröbzig. Die Kombinatsbetriebe waren mit Ausnahme des VEB Spinndüsenfabrik rechtlich unselbständig. Erste Kombinatsdirektorin war Brunhild Jaeger. Im Kombinat wurden ca. 29000 Mitarbeiter beschäftigt, davon ca. 6000 im Stammbetrieb in Rudolstadt.
Nur wenige Strukturteile des VEB Chemiefaserkombinat Rudolstadt konnten nach der Wiedervereinigung in neuer Form fortgeführt werden. Das Institut für Textiltechnologie wird nunmehr als Thüringisches Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. in Form eines An-Institut der Technischen Universität Ilmenau fortgeführt. In einigen auf dem ehemaligen Gelände des CFK angesiedelte kleinere Unternehmen (insbesondere zur Herstellung von Kunststoffen) lebt die Tradition des Chemiestandorts Rudolstadt fort.

1 Leitung
1.1 Leitungsstrukturen nach Zeiträumen
Leitung bis 1945.- Leitung bis 1970.- Kombinatsleitung ab 1970.- Struktur.- Vereinigung Volkseigener Betriebe.

1.2 Aufsichtsgremien
Aufsichtsrat.- Aktionäre der AG.- Geschäftsberichte bis 1945.- Geschäftsberichte ab 1945.

1.3 Finanzen
Banken, Finanzierungen und Kapitalverwaltung.- Ökonomie.- Versicherungen.- Steuerangelegenheiten.

1.4. Beteiligungen/Übernahmen
Arbeitsstab Dr. Walther Schieber.- Beteiligungen allgemein.- Beteiligungen ab 1935 (Thür. Spinnfaser AG Weimar, Zellwolle-Arbeitsgemeinschaft GmbH Berlin, Schlesische Zellwolle AG Hirschberg (Schlesien), Sächsische Zellwolle AG Plauen, Süddeutschen Zellwolle AG Kelheim an der Donau, Versuchsanlage Rochlitz, ZELKA Zellwolle-Ausgleichskasse GmbH Berlin, Westfälische Zellstoff AG Wildshausen, Spinnstoff GmbH Berlin, Alphalint Edelzellstoff GmbH Peschelmühle, Zellwolle Export Gemeinschaft GmbH Berlin, Zellwolle und Papier Lenzing AG, Zellwolle Lehrspinnerei GmbH Denkendorf.- Beteiligungen ab 1939 (Solanum GmbH Riesa, Spinnstoff GmbH Cottbus, Warthegarn Litzmannstadt (Lódz), Schwefelkohlenstoff GmbH Frankfurt am Main, Schwäbische Zellstoff AG Ehingen, Zehlendorf, Biosyn GmbH Weimar, Thüringenhaus AG Weimar, Werk Roanne, Spinnstoffwerk Glauchau, Moy de l Aisne, Thüringer Rohstoff AG Weimar, Pfännerwirtschaft-Solquellen Bad Frankenhausen, Werk Zwijnaarde, Igavig Gispersleben).

1.5 Immobilien/Investitionen
Grundstücke.- Lagepläne.- Investitionen.- Zellwolle-Anlage.- Lipon-F-Anlage.- Schwefelkohlenstoff-Anlage.- Schwefelsäure-Anlage.- Perlon/DEDERON-Anlage.- Polyester-Anlage.- Beflockte Bahnware.- Wohnungsbau.

1.6 Rechtsbeziehungen
1.7 Öffentlichkeitsarbeit (Messen, Pressestelle, Warenzeichen)
1.8 Personal (auch Einzelpersonen)
1.9 Kombinatsbetriebe ab 1970

2 Einkauf
Zellstoff.- Schwefel und Schwefelverbindungen.- Kohle und Holzkohle.- Chemikalien.- Maschinen, Anlagen und Rohstoffen.

3 Absatz
Zellwolle.- Perlon/DEDERON.- Chemische Produkte.

4 Parteien und Massenorganisationen
4.1 Parteien
Parteileitung der NSDAP.- Parteileitung der SED.- Nationale Front.

4.2 Massenorganisationen allgemein
Freie Deutsche Jugend.- Deutsch Sowjetische Freundschaft.- Gesellschaft für Sport und Technik.- Kammer der Technik.- Urania.- Betriebsfriedensrat.- Arbeiter und Bauern Inspektion.- Kasse der gegenseitigen Hilfe.- Reservistenkollektiv.- Sport.- Patenschaftsverträge.

5 Gewerkschaft
5.1 Betriebsrat (bis 1948)
5.2 Gewerkschaftsleitung (bis 1970)
5.3 Zentrale Betriebsgewerkschaftsleitung (ab 1970)

5.4 Kommissionen der Gewerkschaft
Arbeits- und Lebensbedingungen.- Förderung der Frauen.- Jugendförderung.- Jugendweihe.- Angestellte.- Gesundheits- und Arbeitsschutz.- Kultur.- Soziales und Wohnraum.- Sport.- Wehrerziehung.- Wettbewerb.- Wirtschaftspolitik.- Westkommission.- Schulung.- Konflikt- und Rechtskommission.- Rentenkommission.- Feriendienst.

5.5 Eingaben
5.6 Feiern, Jubiläen, Auszeichnungen
5.7 Arbeitsmethoden
5.8 Sitzungen
5.9 Betriebskollektivverträge

6 Betriebliche Einrichtungen
Betriebsberufsschule.- Betriebliche Aus- und Weiterbildung.- Diplomarbeiten.- Betriebspoliklinik.- Kantinen.- Werkschutz/Feuerwehr.- Transport.- Reichsbahn.- Omnibusverkehr.- LKW/PKW.- Flugzeuge.- Betriebsarchiv.- Kulturelle Aktivitäten.- Bibliothek.- Kulturhaus.- Festveranstaltungen.- Klubleitung.

7 Forschung und Entwicklung
Eiweiße.- Harze.- Polyamid.- Polyester.- Zellwolle.- Lizenzen.- Patente.- Vorschlagswesen.- Dissertationen.- Umweltfragen.

8 Produktion
Zellwolle.- Lipon F.- Schwefelkohlenstoff.- Schwefelsäure.- Perlon/DEDERON.- Beflockte Bahnware.

9 Technik
10 Nachlass Dr. Hans Riedel (vgl. Bestand 5-95-8500 LDP Ortsgruppe Rudolstadt)

Abkürzungsverzeichnis für den Bestand CFK: https://redaktion.th43.spacenet.de/media/landesarchiv/5Standorte/Rudolstadt/Findbuecher_online/Abkuerzungsverzeichnis_CFK.pdf