Bestandssignatur

1-99-0013

Laufzeit

k.A.

Umfang

1,3 lfm

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

Der Bestand Geschichtskommission der SED-Kreisleitung Altenburg ist eine Materialsammlung, die sowohl Sekundärquellen wie Abschriften und Kopien amtlicher Dokumente als auch Originalschriftstücke von Behörden, Parteien und staatlichen Einrichtungen, gesammelt zum Zwecke der Aufarbeitung der Geschichte der Arbeiterbewegung im Kreis Altenburg, enthält. Einen Großteil stellen private Schriftstücke und Sammlungen einzelner Kommisionsmitgliedren dar. Auch Fotos, Druckschriften, Zeitungen und Urkunden sind in der Sammlung zu finden. Der Zeitliche Rahmen erstreckt sich von 1900 bis 1986. Der mengenmäßige Umfang beläuft sich auf 1,3 Ifd.m.

Übernahme

Der Bestand wurde am 1.10.1997 von der PDS Altenburger Land an das Thüringische Staatsarchiv Altenburg abgegeben. Vor der Übergabe wurden der PDS Schlauchordner zur Verfügung gestellt. Das Material wurde provisorisch nach Sachgeschichtspunkten geordnet und eingeheftet. Auf den Aktenheftern wurde wurde der jeweilige Grobinhalt verzeichnet. Die Übergabe erfolgte in zwei großen Metall- bzw. Plastikkisten.

Bearbeitung

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte im Rahmen eines zweimonatigen Praktikums durch einen Studenten des Fachbereiches Archiv-Bibliothek-Dokumentation an der Fachhochschule Potsdam. Als erster Schritt erfolgte eine Verzeichnung mittels Karteikarten nach dem Bär´schen Prinzip. Wegen der der oft unterschiedlichen Sachbetreffe in einem Hefter wurde teilweise eine vorgangsweise Verzeichnung vorgenommen. Aus diesem Grund mussten häufig mehrere Karteikarten für einen Hefter angelegt werden. Nach Beendigung der Verzeichnung war eine Neuformierung dieser Akten erforderlich. Es wurden verschiedene Schriftstücke anderen Aktenmappen zugeordnet bzw. für einzelne Vorgänge neue Ordner angelegt. Danach wurde ein Ordnungsschema entwickelt, das sich in folgende Klassifikationsgruppen gliedert:

1. Der Kreis Altenburg bis 1945Wirtschaftliche Entwicklung
1.1. Wirtschaftliche Entwicklung
1.2. Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung
1.2.1. SPD
1.2.2. Angelegenheiten von Vereinen und Gewerkschaften
1.2.3. Widerstandskampf der KPD
1.3. Wahlen und Wahlpropaganda
2. Der Kreis Altenburg ab 1945
2.1. Behörden der Stadt- und Kreisverwaltung
2.2. Politisch-Administrative Umgestaltung
2.3. Gesellschaftliche Organisationen und Parteien
2.3.1. SED
2.3.2. Gesellschaftliche Organisationen
2.4. Soziale Situation der Bevölkerung
2.5. Entwicklung des Braunkohlebergbaus
3. Nachlässe von Persönlichkeiten aus der Altenburger Arbeiterbewegung
4. Zeitungsausschnittsammlungen
5. Heimatgeschichtliche Materialsammlung

Die vorgefundenen Fotos wurden aus dem Bestand ausgegliedert und unter Wahrung ihrer Provenienz der Bildersammlung des Archivs zugeordnet.

Verzeichnung
Die Verzeichnung erfolgte nach dem Bär`schen Prinzip mittels Datenverarbeitungsprogramm AUGIAS-Archiv.

Kassation
Aufgrund des geringen Umfangs des Bestandes und der spärlichen Überlieferung aus dieser Zeit in anderen Beständen des Archivs wurde auf eine Kassation verzichtet.

Technische Behandlung
- Entmetalliserung der Schriftstücke
- übernommene Aktenhefter wurden weiter genutzt
- Signierung der Akten mittels Etiketten
- Kartonierung des Bestandes

Hinweise zur Bestandsanalyse/Auswertung
Der Bestand zählt sicherlich nicht zu den historisch wertvollsten des Archivs, kann jedoch vor allem für die Erforschung der Nachkriegsgeschichte und der ersten Jahre der DDR im Kreis Altenburg durchaus von Bedeutung sein. Auch für die Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung in Altenburg vor 1945 und der mit ihr eng verbundenen Personen kann der Bestand hilfreich sein. Ein beträchtlicher Teil der Dokumente besteht aus Akten der SED-Kreisleitung sowie verschiedenen städtischen Behörden. Obwohl die Belange höchst unterschiedlich sind, ist festzustellen, dass ein großer Teil dieser Akten sich mit Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten beschäftigt. Da es sich bei dem Bestand um eine Sammlung handelt, ist eine Struktur bzw. Ordnung innerhalb der Verzeichnungseinheiten nicht vorhanden.

Christian Schwarzbach


Geschichtlicher Abriss zu Entstehung und Entwicklung der Kommission

Die dem Staatsarchiv Altenburg seit 1997 vorliegende Materialsammlung der SED-Kreisleitung Altenburg ist nicht durch die übliche Ablage von Akten aus dem Dienstverkehr der Tätigkeitsbereiche der SED-Kreisleitung entstanden. Diese Unterlagen mussten lt. Archivordnung der SED an das Bezirksparteiarchiv Leipzig überstellt werden. Dieses Archiv gehört heute als besondere Abteilung zum Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig.
Die dem Thüringischen Staatsarchiv Altenburg im Herbst 1997 vom Kreisvorstand der PDS Altenburger Land freigegebene Sammlung entstand nach der Konstituierung des "Arbeitskreises zur Erforschung der örtlichen Arbeiterbewegung" beim Parteikabinett am 15.12.1955 unter Leitung von Günter Hauthal (siehe LVZ, 30.12.1955).
Dem Arbeitskreis gehörten neben Mitgliedern der SED - vor allem Partei- und Gewerkschaftsveteranen - auch parteilose Freunde der Fachgruppe Heimatgeschichte beim Kulturbund und der Direktor des Schlossmuseums, Kurt Schulze, an (siehe LVZ, 16.1.1956).
Die Sammlung konnte im Bibliotheksraum des Parteikabinettes, in der ehemaligen Villa des letzten Besitzers der Hofbuchdruckerei Altenburg, Hans Stephan Geibel, aufbewahrt werden. Mit Dokumenten und Bildern ließen sich drei umfangreiche Ausstellungen gestalten (1956: "10 Jahre SED" im Gebäude des Landratsamtes; 1958: "40 Jahre Novemberrevolution" und 1959: "40 Jahre KPD" - beide im Rathaussaal).
Anfang der 1960er Jahre erfolgte bei den Kreisleitungen der SED die Bildung von "Kommissionen zur Erforschung der örtlichen Arbeiterbewegung", der nur noch Mitglieder der SED angehörten. Die vorhandene Materialsammlung wurde in einem Dachzimmer des Hinterhauses der SED-Kreisleitung in der Ernst-Thälmann-Straße (jetzt Gabelentzstraße) untergebracht. Mit der Vorbereitung der von der Kommission angeregten Dokumentation "20 Jahre SED - Zur Entwicklung im Kreis Altenburg" erweiterte sich die Archivsammlung wesentlich. Inzwischen waren bei den Bezirksleitungen der SED Parteiarchive eingerichtet worden. Die Weiterführung des Archivs der Kommission wurde untersagt und Teile der Sammlung nach Leipzig überführt. Von verstorbenen Funktionären wurden die Nachlässe vom Leipziger Parteiarchiv gesichtet und nach Leipzig gebracht.
Der Kommission in Altenburg gingen jedoch immer wieder Archivalien von Einzelpersonen, zuweilen Veteranen oder Hinterbliebenen verstorbener Mitglieder, und von Institutionen zu. Entsprechend wurde es stillschweigend weitergeführt.
Trotz ständiger Ermahnungen erfolgte von Seiten der für die Kommission verantwortlichen hauptamtlichen Vertreter der KL Altenburg keine lnventarisierung.
Der seit 1955 tätige Vorsitzende der Kommission, Dr. Günter Hauthal (von 1967 bis 1971 von Fritz Näther vertreten), hatte nach der Entbindung von seiner Funktion (Mai 1989) keinen Zugang mehr zu den Sammlungen. Nach der Wende erhielt er unverständlicherweise auch vom PDS-Kreisvorstand nicht die Erlaubnis zur Anfertigung von Übersichtslisten.
Als sich nach dem Bezug neuer Räumlichkeiten durch den PDS-Kreisvorstand kein geeigneter Platz für die Archivalien fand, konnte der nunmehr parteilose ehemalige Kommissionsvorsitzende das Material sichten und ordnen. Der Kreisvorstand der PDS entsprach dem Vorschlag von Dr. Günter Hauthal, die Sammlung in Altenburg zu belassen. So konnten dem Thüringischen Staatsarchiv 39 Aktenbündel, acht Protokollbücher, eine Bildersammlung und der Jahrgang 1955 einer internationalen Zeitschrift übergeben werden.

Günter Hauthal