Bestandssignatur

6-94-3467

Laufzeit

1901-1990

Umfang

4606 AE

Findmittel

Datenbank

Inhalt

Verwaltungsgeschichte / Vorwort zum Bestand VEB Kombinat Kali Sondershausen
SAG: Die nach dem 2. Weltkrieg weitestgehend unversehrt gebliebenen Werke der Kaliindustrie auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone wurden 1946 zunächst als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Kali in sowjetisches Eigentum überführt und deren frühere Eigentümer Wintershall AG, Preußag und Salzdetfurt AG enteignet. 1948 wurden mehrere Werke aus der SAG Kali herausgelöst und mit einem Teil der Werke die SAG Sylvinit und die SAG Kainit gegründet. Der Rest der herausgelösten Werke wurde an die Länder Thüringen und Sachsen-Anhalt übergeben, woraus ein Jahr später die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Kali- und Salze Halle entstand. In der SAG Kali selbst verblieben nur die Werke an der Werra. 1952 wurden die Kaliwerke der drei SAG's an die DDR zurückgegeben und zusammen mit den Werken der VVB Kali- und Salze Halle der Hauptverwaltung Kali- und Nichterzbergbau Berlin (ab 1956 Erfurt) übergeben. 1958 ging daraus die VVB Kali in Erfurt hervor.
VEB Kombinat Kali Sondershausen: Am 1. Januar 1970 wurde die VVB Kali aufgelöst und daraus das Volkseigene Kombinat Kali gegründet, der Kombinatssitz wurde nach Sondershausen verlegt. Die bisher selbstständigen Einzelwerke wurden auf Basis der Lagerstättenreviere zu Betrieben (VEB) zusammengefasst. Lediglich die Spat- und Erzbetriebe wurden zu einem Kombinatsbetrieb vereinigt, dessen Werke den Lagerstättenrevieren entsprachen. Die einzelnen Bergwerke wurden hier noch zusätzlich als Werksabteilungen den Werken nachgegliedert. Letzteres hatte allerdings ausschließlich technologischen und arbeitsorganisatorischen Charakter und auf die Verwaltungshierarchie kaum Einfluss. Das Kombinat Kali gliederte sich in folgende Struktur:
- VEB Kalibetrieb Südharz - Sondershausen mit den Kaliwerken Sondershausen, Roßleben, Sollstedt, Bleicherode, Bischofferode und Volkenroda,
- VEB Kalibetrieb Werra - Merkers mit den Kaliwerken Merkers, Dorndorf und Unterbreizbach,
- VEB Kali- und Steinsalzbetrieb Saale - Staßfurt mit den Kaliwerken Staßfurt, Berburg, Teutschenthal und Saline Oberilm,
- VEB Fluß- und Schwerspatbetrieb Lengenfeld mit den Werken Lengenfeld, Ilmenau, Schmalkalden (Trusetal) und Rottleberode,
- VEB Bergwerksmaschinenbau Dietlas mit den Werken Dietlas und Obergruna.
- VEB Kalibetrieb Zielitz kam 1973 als Neugründung auf neuer Lagerstätte hinzu.
Als Hauptprodukte stellte das Kombinat vor allem die Mineraldüngemittel: Kainit, Kalidüngemittel (K40, K50, K60), Kaliumchlorid, Kamex, Kalkammonsalpeter, Kaliumsulfat, und Emge-Kali und Grundchemikalien wie Natriumchlorid (Streu- und Speisesalz), Magnesiumchlorid, Brom und Bromsalze sowie die Spatprodukte: Flussspat, Farbspat, Reduzierspat, Belastungsspat und Eisenerzkonzentrate als Verhüttungszuschläge her. Bergwerksmaschinen wurden zum größten Teil für den Eigenbedarf und teilweise für andere Bergbaubetriebe der DDR hergestellt. Im Kaliwerk Volkenroda wurde darüber hinaus untertägig Erdöl hoher Qualität gefördert. In den achtziger Jahren wurden zusätzlich - im Rahmen der allgemein verordneten Konsumgüterproduktion - allerlei Nebenprodukte verschiedenster Art hergestellt, die meist nichts mit dem Bergbau oder der Kaliproduktion zu tun hatten. Mit der Herstellung von 3,2 Mio Tonnen Kaliumoxid durch das Kombinat im Jahr 1989 standdie DDR an dritter Stelle im weltweiten Vergleich der Kalidüngemittelproduktion.
Auflösung des Kombinats: Im Juni 1990 wurden aus dem Kombinat heraus die Kali-Südharz AG, die Kali-Werra AG, die Kali-Zielitz AG und die Fluß- und Schwerspat GmbH gegründet und das Kombinat als solches, als Holding der vorgenannten Gesellschaften, in die Mitteldeutsche Kali AG umgewandelt. Alleiniger Eigentümer war die Treuhandanstalt. Die Kali-Werra AG, die Kali-Zielitz AG und das Steinsalzwerk Bernburg fusionierten 1993 mit der Kali und Salz GmbH. Auf den übrigen Kali- und Salzbergwerken sowie auf den Spatbergwerken wurde die Produktion eingestellt und diese von der Treuhandeigenen Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH (GVV) übernommen und verwahrt. Die Kaliwerke Sondershausen, Bleicherode, Sollstedt und Teutschenthal wurden von Entsorgungsgesellschaften übernommen und werden zu Deponiezwecken weiterbetrieben. Das Ende des Kali-Bergbausim Südharz hatte massive wirtschaftliche und soziale Folgen, von denen sich besonders kleinere Orte ohne andere wirtschaftliche Perspektive wie Roßleben oder Bleicherode bis heute nicht erholt haben (höchste Arbeitslosenquoten innerhalb Thüringen sowie verstärkte Abwanderung).