Bestandssignatur

1-15-0700

Laufzeit

1846-1930

Umfang

3,1 lfm

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

1. Behördengeschichte

Das "Genesungshaus zu Roda" (Stadtroda) wurde am 16. August 1848 als Heil- und Pflegestätte für geistig Behinderte des Herzogtums Sachsen-Altenburg und als Kreiskrankenhaus für heilbare Körperbehinderte aus dem Westkreis eröffnet. Geistig Behinderte des Herzogtums waren bis dahin auf der Leuchtenburg untergebracht worden. Die Anstalt ist das zweitälteste psychiatrische Krankenhaus Thüringens und auch deutschlandweit eine vergleichbar frühe Einrichtung. Nach dem Abschluss von Staatsverträgen fanden seit 1859 und 1868 auch geistig Behinderte der Fürstentümer Reuß jüngerer und älterer Linie dort Aufnahme. Bis 1886 wurde das Genesungshaus schrittweise auf 360 Betten ausgebaut, unter gleichzeitiger innerer Differenzierung, einschließlich "offener Irrenpflege".
Im Jahre 1886 wurde mit dem Genesungshaus das Martinshaus als Zweiganstalt für geistig behinderte Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren verbunden (Eröffnung am 7. April 1886). Seitdem führte es die Bezeichnung "Genesungshaus in Roda mit Idiotenanstalt". Vom Juli 1901 an wurden hier auch geistig behinderte Kinder aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach untergebracht. Im Briefkopf der Einrichtung hieß es 1911: "Landes-Irren-Heil- und Pflegeanstalt ‚Genesungshaus' und Landes-Idiotenanstalt ‚Martinshaus'". Das Martinshaus war eine der ersten unter ärztlicher Leitung entstandene und weitergeführte Anstalt für geistig behinderte Kinder und Grundstein der heutigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das Martinshaus selbst wurde 2010 abgerissen.
1889/90 kam auf dem Gelände noch ein landwirtschaftlicher Betrieb - die "Agricole Irrenkolonie" - für die freiere und billigere Unterbringung von "ungefährlichen" Kranken hinzu. Während der Zeit des Ersten Weltkrieges starb fast die Hälfte der Patienten an Hunger und Tuberkulose.
Nach dem Übergang der Anstalt an das Land Thüringen erfolgte 1924 die Umbenennung des Genesungshauses in "Thüringische Landesheilanstalt in Stadtroda". "In der Zeit des Nationalsozialismus wurden behinderte und andere als minderwertig geltende Patienten ermordet. Ein Teil der Patienten wurde über die sächsische Zwischenstation Zschadraß in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein deportiert und dort ermordet. Die Zahl der an das Anatomische Institut in Jena gelieferten Leichen stieg signifikant. Im Haus wurde eine ‚Kinderfachabteilung' eingerichtet. Ab 1941 waren die Thüringer Landesheilanstalten Stadtroda das Zentrum zur Tötung behinderter Kinder in Thüringen." (Quelle: Wikipedia)
Seit 1947 hieß die Anstalt "Landeskrankenhaus Stadtroda". Sie wurde 2004 privatisiert und ist seitdem als "Asklepios Fachklinikum Stadtroda GmbH" Teil der Asklepios-Gruppe.

2. Bestandsbeschreibung

Der Bestand enthält die beim Genesungshaus Roda entstandenen und einzelne beim Steuer- und Rentamt Roda als Anstaltskasse entstandenen Akten aus dem Zeitraum 1846 bis 1924/25, nur wenige Akten laufen bis 1930. Sie wurden 1944 von der Thüringischen Landesheilanstalt in Stadtroda an das Staatsarchiv Altenburg abgegeben.
Lange Zeit nur mittels Abgabeliste erfasst, wurde der Bestand im Zuge eines studentischen Praktikums von Hrn. Marius Szkowronek neu kartoniert und v. a. erstmals inhaltlich erschlossen.
Der Bestand umfasst 138 Verzeichnungseinheiten und vermittelt einen tiefen Einblick in die Verwaltung des Genesungshauses und des Martinshauses mit Akten über allgemeine Verwaltungssachen, Haushalts- und Personalsachen, Bauangelegenheiten, Finanz- und Verpflegungssachen sowie Jahresberichten, Revisionen und enthält Inventare.
Erwähnt seien die Nrn. 94-101, die Anfragen von öffentlichen Stellen und auch Privatpersonen aus ganz "Deutschland" über die Aufnahme ihrer Kinder in das Martinshaus enthalten.
Zu beachten ist, dass sich in diesem Bestand keine Patientenakten befinden. Diese sind im ebenfalls im Staatsarchiv Altenburg verwahrten Nachfolge-Bestand "Freistaat Thüringen - Landesfachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Stadtroda (und Vorgänger)" überliefert, der insbesondere über 20.000 Patientenakten aus dem Zeitraum 1851 bis 1990 enthält.

Für die Zitierung des Bestandes ist folgende Vorgabe zu verwenden:
Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Altenburg, Genesungshaus zu Roda, Nr.

In Abkürzung:
LATh - StA Altenburg, Genesungshaus zu Roda, Nr.


Dr. Jörg Müller, Dezember 2022
Archivrat