Bestandssignatur

4-61-0001

Laufzeit

1916 - 1999

Umfang

514,44 lfm

Findmittel

k.A.

Inhalt

Geschichte des Bezirkstages und des Rates des Bezirkes Suhl

Die Beamten- und Theaterstadt Meiningen, welche als ehemalige Residenzstadt für die Funktion als Verwaltungsmittelpunkt geeignet gewesen wäre, schied wegen der dezentralen Lage in Südthüringen und vor allem aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze als Bezirksstadt aus. Den Status als politisch-administratives Zentrum übertrug man bei der Bildung des neuen Bezirkes, dessen Verwaltungsvorgänger die Thüringer Landesregierung war, der Arbeiterstadt Suhl. Der Bezirk Suhl, dessen Grenze zu großen Teilen an der Demarkationslinie entlangführte, war mit einer Fläche von knapp unter 4000 Quadratkilometern der kleinste in der DDR und hatte auch die wenigsten Einwohner.
Das Territorium des Bezirkes Suhl setzte sich aus Gebieten aus verschiedenen Land- und Stadtkreisen im Süden und Westen des ehemaligen Landes Thüringen zusammen. Er grenzte im Norden und Osten an die Bezirke Erfurt und Gera und im Süden und Westen an einer 400 Kilometer langen Staatsgrenze an die Bundesrepublik Deutschland (Länder Bayern und Hessen). In den acht neu gebildeten Kreisen Bad Salzungen, Hildburghausen, Ilmenau, Meiningen, Neuhaus am Rennweg, Schmalkalden, Sonneberg und Suhl gab es 424 Gemeinden. Hin-zu kam ab 1967 noch der Stadtkreis Suhl.
Thüringer Wald, Thüringer Rhön und Thüringer Schiefergebirge bestimmten den Mittelgebirgscharakter des Bezirkes, der zu mehr als 50 Prozent von Wald bedeckt war. In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte sich der Thüringer Wald zum zweitgrößten Erholungsgebiet der DDR.
Die 61 Abgeordneten des BT Suhl traten zum ersten Mal am 5. August 1952 im Gasthaus Tivoli in Suhl zusammen. Nach der Eröffnung folgte die Verteilung der Aufgaben der Organe der früheren Landesregierung auf die Abteilungen und Einrichtungen des RdB. Die Behörde hatte circa 500 Planstellen, deren Mitarbeiter hauptsächlich in der Bezirksstadt Suhl konzentriert waren.
An der Spitze der Struktur der staatlichen Organe des Bezirkes Suhl stand der BT Suhl. Für die Bearbeitung einzelner Aufgabengebiete durch die Abgeordneten bestanden die Ständigen Kommissionen für Haushalt und Finanzen, Örtliche Industrie und Handwerk, Kommunale Wirtschaft und Wasserwirtschaft, Landwirtschat, Ländliches Bauwesen, Bau- und Wohnungswesen, Handel und Versorgung, Verkehr, Volksbildung, Arbeit und Berufsausbildung, Gesundheit und Sozialwesen, Kulturelle Massenarbeit, Jugendfragen, Körperkultur und Sport sowie Volkspolizei und Justiz. Unter dem BT Suhl war der RdB Suhl eingegliedert, der vom Vorsitzenden geleitet wurde. Auf dieser Ebene befanden sich ebenfalls die ressort- oder bezirksübergreifenden Bereiche Volkspolizei, Bezirksgericht, Bezirksstaatsanwalt, Statistisches Bezirksamt und Staatliche Kontrolle.
Dem Vorsitzenden direkt unterstellt waren der Sekretär des Rates, der 1. und die weiteren Stellvertreter, weitere Ratsmitglieder mit eigenen Aufgabenbereichen, ehrenamtliche Mitglieder und das Büro des Vorsitzenden. Diesem waren die Kaderabteilung sowie die Abteilungen für Jugendfragen und für Regierungsaufträge untergliedert. Das Büro des Sekretärs des Rates des Bezirkes Suhl stand der Organisations-Instrukteur-Abteilung, dem Abgeordnetenkabinett, der Allgemeinen Verwaltung und der Rechtsstelle vor.
Jeder Stellvertreter des Vorsitzenden war für mehrere Fachbereiche zuständig und fungierte gleichzeitig als Leiter dieser Abteilungen: Stellvertreter 1/3 für die Abteilungen für Finanzen sowie Handel und Versorgung; Stellvertreter 1/4 für die Abteilungen Örtliche Wirtschaft, Kommunale Wirtschaft, Aufbau sowie Verkehr; Stellvertreter 1/5 für die Abteilungen Land- und Forstwirtschaft, Erfassung und Aufkauf sowie Veterinärwesen; Stellvertreter 1/6 für die Abteilungen Gesundheitswesen sowie Arbeit und Berufsausbildung; Stellvertreter 1/7 für die Abteilungen Volksbildung, Kultur sowie das Komitee für Körperkultur und Sport. Zwei weitere Ratsmitglieder waren für die Plankommission sowie für die Abteilung für Innere Angelegenheiten zuständig. Die Fachbereiche selbst waren in verschiedene Referate und Unterabtei-lungen gegliedert. Die vorhergehende Erläuterung beruht auf einem Organigramm des RdB Suhl aus dem Jahr 1958 (Signatur Nr. 10737). Zuschnitt, Aufteilung und Zuständigkeiten der einzelnen Abteilungen und Bereiche unterlagen häufigen Veränderungen und Anpassungen. Beispielsweise wurde die Zugehörigkeit des Bereiches/Referates für Naturschutz zwischen 1952 und 1990 mehr als zehnmal verändert.
Nach der letzten Sitzung des BT Suhl am 16. Mai 1990 wurde im Zuge der Wiedereinführung der Länder der Bezirk Suhl im Sommer desselben Jahres aufgelöst. Bis zum 31. Dezember 1990 war die Bezirksverwaltungsbehörde Suhl die Nachfolgebehörde. Das Gebiet wurde ein Teil des neugegründeten Landes Thüringen, dessen Regierung und Ministerien in Folge die Aufgaben der Bezirke übernahmen. Auf dem Territorium des ehemaligen Bezirkes Suhl wurden die Kreise Hildburghausen, Saalfeld-Rudolstadt, Schmalkalden-Meiningen (bis 1994 einzelne Kreise) und der Wartburgkreis gebildet.
Während die allgemeinen Funktionen und Aufgaben der Verwaltungsorganisation in allen Bezirken gleich waren, so hatte doch jeder Bezirk aufgrund regionaler Besonderheiten spezifische Aufgaben zu erfüllen und die Entwicklung der Wirtschaft zu unterstützen. Im Bezirk Suhl lag der Fokus auf der Bewältigung der durch die direkte „Staatsgrenze West“ zur Bundesrepublik Deutschland entstehenden Aufgaben. Hierzu zählten insbesondere die Sicherung von Grenzübergängen, die Verwaltung der Sperrzonen, die Durchführung von Umsiedlungen sowie die Reaktion auf unerlaubte Grenzübertritte. Bei den Primärrohstoffen stand die Forst-wirtschaft klar im Zentrum, hinzu kam der Kalibergbau im Raum Bad Salzungen. Industrielle Schwerpunkte bildeten die Glas-, Keramik- und Spielwarenproduktion im Raum Ilmenau, Neuhaus am Rennweg und Sonneberg, das Zweiradkombinat und das Elektrogerätewerk im Gebiet Suhl/Zella-Mehlis sowie das Werkzeugkombinat in Schmalkalden. Während im Bereich der Wissenschaft die Technische Hochschule Ilmenau hervorragte, bildeten der Rennsteig, der Wintersport und das Meininger Theater kulturelle Schwerpunkte.

Die Leitung des Bestandsbildners oblag:

Fritz Sattler 1952 bis 1958
Wilhelm Behnke 1958 bis 1967
Arnold Zimmermann 1967 bis 1990
Helmut Vierling 1990 (kommissarisch)
Werner Ulbrich 1990 (Regierungsbevollmächtigter)