Laufzeit

1795 - 2005

Umfang

2.100 AE

Findmittel

Datenbank

Inhalt

Werner Simsohn (18.12.1924 bis 06.02.2001) zog mit seinen Eltern Ende 1927 von Berlin nach Gera. Nach dem Schulbesuch begann er 1939 bei der Firma Regel, Kropp & Cie. in Gera eine Lehre als Betonbauer. Bereits Mitte der 30er Jahre engagierte er sich auf Grund seiner jüdischen Abstammung im Sportverein "Makkabi"; nach dessen Auflösung suchte er Kontakte zum Handballsport beim "Postsportverein Gera". Ab Oktober 1943 wurde er zur Steinbruch-Verwertungs-GmbH Lehesten dienstverpflichtet. Nach seiner Verhaftung durch die Geheime Staatspolizei erfolgte im Oktober 1944 die Einweisung in ein so genanntes Erziehungslager in die Buna-Werke nach Schkopau/Merseburg, wo er bis 1945 zur "körperlichen Arbeit" verpflichtet wurde. Das Kriegsende 1945 erlebte er in Gera.
Nach 1945 war er zunächst als Enttrümmerungsarbeiter beschäftigt, danach Mitarbeiter in verschiedenen staatlichen Einrichtungen und Geraer Betrieben.
Bereits am 1. Oktober 1945 trat Werner Simsohn in die KPD ein und übernahm in den folgenden Jahren verschiedene politische und sportliche Funktionen. 1953 lief gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren wegen seiner pazifistischen Einstellung und Differenzen zu Fragen der aktuellen Staatspolitik. Noch im gleichen Jahr erfolgte der Ausschluss aus der (inzwischen) SED. Bereits am 20. Mai 1953 war er vom Bezirkskomitee für Körperkultur und Sport des Rates des Bezirkes Gera fristlos entlassen worden. Neben seinen beruflichen Aufgaben widmete er sich als Spieler und Trainer lange Jahre intensiv dem Handballsport.
Ab Anfang der 1980er Jahre begann Werner Simsohn mit seinen Recherchearbeiten zur Geschichte der Juden in Gera, dem Aufbau einer Sammlung sowie einer Ausstellung zum genannten Thema in seiner Wohnung. Ab 1997 publizierte er seine Forschungsergebnisse in der dreibändigen Ausgabe "Juden in Gera". Für seine Verdienste erhielt Werner Simsohn am 1. November 1998 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Gera verliehen. Eine Würdigung und Anerkennung seiner Leistungen über die Grenzen der Stadt hinaus wurde ihm beim Neujahrsempfang im Januar 1999 durch den Bundespräsidenten Roman Herzog zuteil.

Enthält:
Der Nachlass von Werner Simsohn enthält vor allem Werkmanuskripte, weltweite Korrespondenzen mit Privatpersonen und Partnern, persönliche Unterlagen, Materialsammlungen, zahlreiche Bild- und Tondokumente, verschiedene gegenständliche Objekte sowie die in seiner Wohnung gestaltete Ausstellung. Die umfangreiche Bibliothek mit rund 530 Büchern stellt eine bedeutende Sammlung internationaler jüdischer Geschichte dar. Originalfotografien der überregional bekannten Geraer Fotografin Aenne Biermann mit Landschafts- und Pflanzenmotiven ergänzen den Nachlass.