Bestandssignatur

5-95-1630

Laufzeit

1946 - 1990

Umfang

45,4 lfm Akten (2795 AE)

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

ZUR BEACHTUNG:
Der Bestand enthält schutzwürdiges personenbezogenes Archivgut und unterliegt daher den gesetzlichen Schutzfristen gemäß § 17 ThürArchivG vom 29. Juni 2018 (GVBl. S. 308).

Nach Wiedereröffnung der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Dezember 1945 hatten die Parteigruppen der KPD und der SPD gemeinsam 180 Mitglieder (acht Kommunisten und 172 Sozialdemokraten). Unmittelbar nach dem Vereinigungsparteitag auf Landesebene im April 1946 in Gotha entstand eine SED-Universitäts-Betriebsgruppe unter Leitung von Walter Hentschel (ehemals KPD) und Günther Immig (ehemals SPD). Die Mitgliedschaft bestand jetzt aus 695 Studenten und zehn Dozenten. Die Tatsache, dass die SED zu diesem Zeitpunkt bereits über ein Viertel der 2261 Studierenden in ihren Reihen organisierte, verdeutlicht ihre binnen eines Jahres erzielte Dominanz gegenüber anderen Parteien und Organisationen an der Universität, welche sie in den nächsten Jahren zielstrebig ausbaute.
Die SED-Parteileitungen an Hochschulen und anderen akademischen Einrichtungen genossen eine Sonderstellung. 1986 wurden die Parteileitungen der großen Universitäten in Berlin und Leipzig sowie der Technischen Universität Dresden (wie die der Akademie der Wissenschaften) förmlich als Kreisleitungen anerkannt. An den Universitäten Rostock, Greifswald, Halle und Jena waren die Universitätsparteileitungen dagegen weiterhin den jeweiligen Kreisleitungen unterstellt.
Sekretariat, Parteileitung, Grundorganisationen, Parteiaktiv und Delegiertenkonferenz sind kontinuierlich bestehende Organe der Universitätsparteiorganisation, deren Zuschnitt und personelle Besetzung Dank des Fehlens eigenständiger Statuten der Universitätsparteiorganisation den jeweils aktuellen Bedürfnissen angepasst wurden. Eine noch zu Beginn der 1950er Jahre bestehende Trennung der Grundorganisationen für Studierende und Dozenten wurde zugunsten gemeinsamer Grundorganisationen der Fakultäten und Institute (später der Sektionen) aufgegeben.
Die Struktur der Universitätsparteiorganisation stellte sich 1974, also nach Konsolidierung der Veränderungen durch die dritte Hochschulreform, wie folgt dar: Neben den nach Sektionen gegliederten ca. zwanzig Grundorganisationen (GO) bestanden zwei GO "Zentrale Leitung und Verwaltung" sowie eine GO "Militärische Abteilung". Die größte GO bestand im Bereich Medizin, die einen eigenständigen Parteiapparat (mit eigenen Beschäftigten und einer beachtlichen Aktenführung) entwickelte. 1981 umfasste die GO Medizin beispielsweise 14 Abteilungsparteiorganisationen.
Die ca. zwanzigköpfige Universitätsparteileitung bezeichnete sich als Leitungskollektiv, das monatlich tagte und Entscheidungen gemeinsam traf. Tatsächlich war jedoch der mit Weisungsbefugnissen ausgestattete hauptamtliche Parteisekretär in zentraler Funktion gegenüber den anderen Mitgliedern herausgehoben. Ihm zur Seite standen mehrere Stellvertretende Sekretäre, denen verschiedene Geschäftsbereiche zugeordnet waren. Der Sekretär und seine Stellvertreter wurden durch Kommissionen unterstützt, in denen die nicht hauptamtlichen Mitglieder der Parteileitung vertreten waren. Jede Grundorganisation hatte einen persönlichen Ansprechpartner in der Parteileitung, der gemäß dem Prinzip des "demokratischen Zentralismus" umgekehrt auch für die Umsetzung der Beschlüsse der oberen Parteiebenen verantwortlich war. Im Februar 1975 waren 259 haupt- und nebenamtliche Kader in der (zentralen) Parteileitung, den Grundorganisationsleitungen und den Abteilungsparteileitungen tätig.
Nicht zuletzt wegen wachsenden Drucks der Parteimitgliedschaft wurde ein Sonderparteitag vom 15. bis 17. Dezember 1989 nach Berlin einberufen. Die SED-Universitätsparteiorganisation bestimmte (erstmals in ihrer Geschichte nach demokratischen Grundsätzen) Delegierte zu dieser Konferenz. Bereits in dieser Phase wurde die Abkehr vom "Produktionsprinzip" zugunsten von Basisorganisationen in den Wohngebieten eingeleitet, welche der SED-Universitätsparteiorganisation die Basis entzog.

Zahlreiche Akten des Bestandes enthalten personenbezogene Angaben, deren Einsichtnahme nach den geltenden archivgesetzlichen Bestimmungen in der Regel erst nach Erlöschen einer Schutzfrist (100 Jahre nach der Geburt bzw. 10 Jahre nach dem Tod der Person) möglich ist. Eine Verkürzung dieser Schutzfrist kann im Rahmen eines Schutzfristenverkürzungsverfahrens beantragt werden.

Inhalt

1. Innerparteiliche Strukturen
1.1. Mitgliedschaft in der SED
Mitglieder und Kandidaten der SED.- Mitgliedsbeiträge, Finanzen.- Parteileben / Informationsberichte der Universitätsparteileitung.

1.2. Organisation der Universitätsparteiorganisation
Schriftgutverwaltung.- Handakten von Mitgliedern der Universitätsparteileitung.- Direktiven, Statuten.- Unterlagen der SED Grundorganisation Universität - Personal.

1.3. Mitgliederversammlungen und Delegiertenkonferenzen der Universitätsparteiorganisation.- 1.4. Sitzungsunterlagen der Universitätsparteileitung.- 1.5. Parteiaktiv.

1.6. SED-Grundorganisationen
Mehrere Grundorganisationen betreffend.- Grundorganisation Zentrale Leitung und Verwaltung.- Grundorganisationen Geisteswissenschaften.- Grundorganisationen Philosophie, Geisteswissenschaften.- Grundorganisationen Gesellschaftswissenschaften, Marxismus-Leninismus.- Grundorganisation Germanistik und Sprachen.- Grundorganisation Literatur- und Kunstwissenschaft.- Grundorganisation Geschichte.- Grundorganisationen Mathematik und Naturwissenschaften.- Grundorganisation Mathematik-Naturwissenschaften.- Grundorganisation Chemie / Pharmazie.- Grundorganisation Biologie.- Grundorganisation Technologie.- Grundorganisation Pädagogik.- Grundorganisation Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.- Grundorganisation Rechtswissenschaft.- Grundorganisation Wirtschaftswissenschaften.- Grundorganisation Psychologie, Ökonomische Kybernetik.- Grundorganisation Landwirtschaft.- Grundorganisationen Medizin und Universitätskliniken.- Grundorganisation Institut für Körpererziehung.- Sonstige Grundorganisationen.- SED-Grundorganisationen der FDJ und des FDGB.- Grundorganisation Arbeiter- und Bauernfakultät.- SED-Dozentengruppe.- Parteigruppen in den Wohnheimen.- Grundorganisation Militärische Abteilung.

1.7. Kontakte zu übergeordneten Ebenen der SED
SED-Zentralkomitee.- SED-Bezirksleitung Gera (auch SED-Landesverband Thüringen).- SED-Kreisleitung Jena-Stadt (auch Rat der Stadt Jena).- Vor- und Nachbereitung von Parteitagen der SED und der KPdSU.

1.8. Parteischule, Parteilehrjahr, Schulungen.

2. Parteiarbeit
2.1. Agitation
Propaganda und Stimmungsberichte.- Eingabewesen.- Volkskammerwahlen, Regionale Wahlen, Volksabstimmungen.- Zeitungsausschnitte / Presseschau.

2.2. Friedenspolitik
Deutschlandpolitik.- Wehrerziehung, Kampfgruppen, Zivilverteidigung.

2.3. Gesellschaftliche Organisationen
Allgemein/Mehrere Gesellschaftliche Organisationen betreffend.- Nationale Front.- Freie Deutsche Jugend.- Freier Deutscher Gewerkschaftsbund.- Gesellschaft für Sport und Technik.- Kulturbund der DDR.- Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.

2.4. Redaktion "Sozialistische Universität" und "Wissenschaftliche Zeitschrift".

3. Universität
3.1. Repräsentation der Universität
Universitätsjubiläen.- Konferenzen.- Internationale Beziehungen.

3.2. Staatliche Leitung der Universität
Staatssekretariat/Ministerium für Hochschulwesen.- Zusammenarbeit mit dem Rektor.- Zusammenarbeit mit Prorektoren.- Senat, Konzilien, Akademischer Rat und Wissenschaftlicher Rat.- Gesellschaftlicher Rat.

3.3. Studentische Angelegenheiten
Immatrikulation, Stipendien, Beurteilungen.- Studenten- und Fakultätsratswahlen.- Studentensommer / Ernteeinsätze.- Wohnheime, Versorgung.

3.4. Personal der Universität.

3.5. Hochschulstudium
Akademische Grade und Ehrenpromotionen.- Hochschulreformen.- Hochschulvereinbarung.

3.6. Hochschulverwaltung
Planung, Statistik und Jahresberichte.- Hochbauten allgemein.- Universitätshochhaus.

3. 7. Kultur, Sport
Kulturelle Angelegenheiten.- Hochschulsport/Sport allgemein.

3.8. Universitätsbibliothek.

3.9. Forschungspolitik
Forschung allgemein.- Zusammenarbeit mit Kombinaten und Volkseigenen Betrieben.- Förderung des Wissenschaftlichen Nachwuchses.- Frauenförderung.

3.10. Fakultäten und Sektionen
Sektionen der Friedrich-Schiller-Universität, Allgemein.- Geisteswissenschaften.- Philosophische Fakultät.- Sektion Geschichte.- Sektion Gesellschaftswissenschaften.- Literatur- und Kunstwissenschaften.- Mathematik, Naturwissenschaften.- Sektion Biologie.- Chemie.- Technik und Gerätebau.- Sektion Erziehungswissenschaften.- Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.- Sektion Rechtswissenschaften.- Wirtschaftswissenschaften.- Landwirtschaftliche Fakultät.- Psychologie, Sozialpsychologie (Ökonomische Kybernetik).- Medizin und Kliniken.- Sektion Medizin.- Universitätskliniken.- Sportwissenschaften.- Arbeiter- und Bauern-Fakultät Jena.- Theologische Fakultät, Kirchen, Studentengemeinde, Junge Gemeinde.

3.11. Arbeiter- und Bauern-Inspektion.

4. Allgemeiner Schriftverkehr, Sammelakten.