Bestandssignatur

5-97-2480

Laufzeit

20. Jh.

Umfang

2,4 lfm Akten (225 AE)

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

Rudolf Ruhe wurde am 19. Februar 1913 in Rudolstadt als Sohn des Klaviaturmachers Willy Ruhe und seiner Frau Klara geboren. Seit 1926 besuchte er die dem Lyzeum in Rudolstadt angegliederte Deutsche Aufbauschule, musste diese aber "infolge rapider Verschlechterung der finanziellen Verhältnisse im Elternhaus" wieder verlassen. Es folgte ab 1928 eine Lehre bei einer Rudolstädter Speditionsfirma. Seit Februar 1932 war der gelernte Kaufmann arbeitslos. Erst im Oktober 1933 konnte er bei der Stadtverwaltung Rudolstadt zunächst als "Pflichtarbeiter" unterkommen und wirkte vor allem in der Abteilung Wohlfahrt, im Stadtsteueramt, dem Einwohnermeldeamt, dem Hauptamt und zuletzt im Stadtarchiv. Trotz guter und fleißiger Arbeit wurde Rudolf Ruhe von der Stadtverwaltung nicht in ein dauerhaftes Angestelltenverhältnis übernommen, da er weder der NSDAP noch einer ihrer Gliederungen beitrat. Während seiner Arbeit im Stadtarchiv Rudolstadt erwarb Ruhe unter Anleitung des Direktors der Thüringischen Staatsarchive Professor Willy Flach erste archivische Grundkenntnisse und eignete sich autodidaktisch archivwissenschaftliche, paläographische, behördengeschichtliche und historische Kenntnisse an, sodass Flach ihm schließlich eine freie Stelle im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt anbot.
Da Ruhe wegen seiner guten Archivkenntnisse als unabkömmlich galt, gelang es der Archivdirektion in Weimar, ihn von November 1941 bis Juni 1944 immer wieder vom Wehrdienst frei stellen zu lassen. Im Oktober 1944 geriet er in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Dezember 1944 kam er in der Hafenstadt Norfolk (Virginia) an, von wo aus er in ein Lager im Süden von Louisiana transportiert wurde. Vor allem die amerikanische Lebensweise und der Reichtum des Landes beeindruckten den Gefangenen.
In den ersten Nachkriegsjahren mühte sich Ruhe um den Wiederaufbau des Staatsarchivs. Große Verdienste erwarb er sich bei der Mitarbeit an der 1964 von Hans Eberhardt herausgegebenen "Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Rudolstadt". Seit 1955 wirkte er zusammen mit Herbert Kühnert und Heinz Deubler in der Redaktion der "Rudolstädter Heimathefte". Vermutlich durch seine amerikanische Kriegsgefangenschaft inspiriert, zeigte Ruhe besonderes Interesse für die Geschichte der Auswanderung nach Brasilien und Texas. In mühevoller Kleinarbeit stellte er eine Fülle statistischen Materials zur überseeischen Auswanderung aus den beiden Fürstentümern Schwarzburg-Rudolstadt sowie Schwarzburg-Sondershausen für die Jahre 1834 bis 1914 zusammen. Dieses Thema war auch Gegenstand seines 1960 abgelegten Examens an der Fachschule für Archivwesen in Potsdam.
Rudolf Ruhe starb am 4. Juni 1978. Er hinterließ umfangreiche schriftliche Aufzeichnungen, die in seinem wissenschaftlichen Nachlass zusammengeführt wurden.

Inhalt

1 Geschichte der Auswanderung aus den schwarzburgischen Fürstentümern.- 2 Auswandererkartei der Landkreisbezirke Arnstadt, Frankenhausen, Gehren, Königsee, Rudolstadt und Sondershausen.- 3 Regionalgeschichte.- 4 Redaktion Rudolstädter Heimathefte.- 5 Archivgeschichte des Staatsarchivs Rudolstadt.- 6 Rudolstädter Sportbewegung.- 7 Private Korrespondenz.- 8 Noten.