Laufzeit

Umfang

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

Die Initiative zur Gründung von überkonfessionellen Bibelgesellschaften (BG) zu Beginn des 19. Jh. in Europa ging von der "Britisch und ausländischen Bibelgesellschaft" in London aus. Insbesondere ihr Vertreter Dr. Karl Friedrich Adolph Steinkopf reiste unermüdlich durch die Länder um gezielt vertrauenswürdige Personen für die Idee der Bibelverbreitung zu gewinnen und sie mit Geld- und / oder Bibelgeschenken in den Stand zu versetzen, ihrerseits BGen zu gründen. Aber auch die BG London konnte auf eine ältere Anregung zurückgreifen - die 1710 in Halle von Baron von Canstein gegründete Cansteinsche Bibelanstalt, deren geistiger Vater August Hermann Francke war. Innerhalb der ersten Hälfte des 19. Jh. entstanden auf diese Art auch in zahlreichen deutschen Kleinstaaten BGen. Diese standen in regem Austausch untereinander und besonders mit der "Mutter - BG" in London. Zu einer deutlichen Abkühlung der Beziehungen nach London kam es erst durch den Apokryphenstreit zwischen 1822 und 1825. Die BG London hatte ziemlich autoritär beschlossen, nur noch Bibeln ohne Apokryphen zu drucken und zu verbreiten. Wer dennoch Bibeln mit Apokryphen vertreiben wollte, mußte mit Kürzungen der finanziellen Zuschüsse durch die "Mutter - BG" rechnen, die überwiegend aus Spendenmitteln kamen.

Im Zuge der Zeit wurden die einzelnen BG einerseits zunehmend selbstständiger und selbstbewußter, andererseits schlossen sie sich als gleichwertige Partner auf unterschiedlichen Ebenen stärker zusammen, so daß sie nach und nach über lokale, regionale, überregionale, nationale und schließlich internationale Verbindungen und Dachorganisationen miteinander vernetzt waren und noch sind.

Die deutsche Kleinstaaterei schien sich in Thüringen zu potenzieren, woraus sich selbstverständlich ergab, daß es mehr als nur einer BG bedurfte: gründete sich zuerst die BG Eisenach (BGE), sozusagen "von unten" (auf Initiative einzelner engagierten Personen), so wurde danach die BG Weimar "von oben" (auf kirchenamtlichem Weg) ins Leben gerufen. Zuguterletzt entstand die Altenburger Bibelanstalt. Zeiten eifersüchtiger Selbstbehauptung der drei BG untereinander wechselten mit solchen, gedeihlicher oder aus der Not geborener Zusammenarbeit ebenso ab, wie die unterschiedlichen Zentralisierungsversuche, sowohl "von unten", als auch "vonoben".

Mit der Genehmigung Großherzog Carl Alexanders von Sachsen - Weimar - Eisenach vom 18.07.1817, in Eisenach eine BG gründen zu dürfen, und der Gründungsversammlung am 12.12.1817, ist die "Eisenacher Bibelgesellschaft" die älteste in Thüringen. (In den Akten überwiegend als "Bibelgesellschaft Eisenach" erwähnt, habeich diesen Begriff im Findbuch mit dem Kürzel BGE übernommen). Bis heute unterscheidet man zwischen druckenden BGen, um die sich in verschiedenen Gruppen die "nur" vertreibenden BGen scharen. Aus dieser Konstellation und Zusammenarbeit ergeben sich noch einmal besonders intensive Kontakte. Die BGE, als eine vertreibende BG, fand in der druckenden Privil. Württembergischen Bibelanstalt Stuttgart bis zur Mitte des 20. Jh. einen vertrauenswürdigen und wertvollen Partner. Durch die deutsche Teilung nach dem zweiten Weltkrieg rissen die Kontakte zwar nie ab, die Zusammenarbeit konnte aber überwiegend nur indirekt und spärlich aufrecht erhalten werden, so daß sich die BGE notgedrungen mehr den (mit Stuttgarter Lizenz druckenden) BGen Berlin und Altenburg zuwandte.
In diese Zeit fielen auch die m.E. größten strukturellen Veränderungen für die BGE (u.a.) und zwar auf zwei Ebenen:

1. auf nationaler und internationaler Ebene
2. innerkirchlich.

Zu 1. Durch die deutsche Teilung - und die Zugehörigkeit des jeweiligen Teilstaates zu den beiden Großmächten (USA - UdSSR), die sich ihrerseits wieder feindlich gegenüberstanden - waren die Kirchen und kirchlichen Körperschaften öffentlichen Rechts im Osten Deutschlands (ab 1949 DDR) weitgehend von unmittelbaren nationalen und internationalen Zusammenhängen abgeschnitten. Dies zog nach sich, daß sich in z.T. kontroversen Verhandlungenlungen bisherige gemeinsame Dachorganisationen in ein Ost- und ein Westgremium teilten, deren Kontakte zueinander nie abrissen, sich aus staatspolitischen Gründen ( aufSeiten des Ostens) aber schwierig gestalteten. Zwangsläufig entwickelte man sich eher nebeneinander her, als miteinander.
Zu 2. Innerhalb Ostdeutschlands / DDR stieg seitens des Staates der Druck auf die Kirchen und ihre Untergliederungen. Daraus ergab sich - um die bisher selbstständig und weitgehend unabhängig von der Landeskirche wirkenden Körperschaften öffentlichen Rechts zu erhalten - die Notwendigkeit einer Zentralisierung bei der Landeskirche. Diese Zentralisierung führte schließlich 1950, über mehrere Stationen, zur Schaffung des Thüringer Bibelwerkes, in demdie drei Thüringer Bibelgesellschaften zusammengeschlossen wurden.

Nach dem Ende der deutschen Teilung 1990 spielten Struktur- und Zentralisierungsfragen erneut eine Rolle. 1991 trat das Ev. Bibelwerk (DDR), wozu auch die BGE gehörte, der Deutschen Bibelgesellschaft bei.
Trotz dieser Nebeneinanderher - Entwicklung zwischen Ost und West waren auch Vertreter der BGE an Bibelübersetzungen und Editionsfragen beteiligt und ging die Arbeit der Bibelverbreitung ( wie im Statut festgelegt) weiter.

Im 19. Jh. ging es im wesentlichen darum, die Bibel unter das Volk zu bringen und offensichtlich war es ein begehrtes (auch Schul-) Buch, denn die Liste derer, die über ihren Pfarrer Bibeln begehrten, riß nicht ab. Meist waren es Bedürftige, die um Freiexemplare oder preiswerte Bibeln baten. Dagegen konnte ein reicher Bauer schon einmal kräftig für die Konfirmationsbibel seines Sohnes in die Tasche greifen. Um die Jahrhundertwende und vor dem ersten Weltkrieg kam das Militär als potentielle Zielgruppe in den Blick der BGE.
Die BGE tauschte mit andren BGen Jahresberichte aus, man lud sich gegenseitig zu Festen und Jubiläen ein, arbeitete gemeinsam an Bibelübersetzungen in fremden Sprachen u.ä.m..
Im 20. Jh., insbesondere ab 1933, geht es neben bisherigen Inhalten verstärkt um die Selbsterhaltung und das Selbstverständnis der BGE. Zwischen den Lagern der BK und DC ist man deutlich um Neutralität bemüht. Die Aufgabe, der man sich laut Statut gegenübergestellt sah - die Verbreitung der Bibel - schien dabei als " roter Faden" zu dienen, an dem man sich durch daspolitische und menschliche Dickicht zu hangeln suchte. Die Herausgabe eines apologetischen Schriftenverzeichnisses war dem BGE - Vorsitzenden ebenso wichtig, wie die Frage der Bibelverbreitung nach dem Verbot der Reichsschrifttumskammer, wonach Pfarrer Bibeln nicht mehr lagern und verbreiten durften.
Nach 1945, im noch enger werdenden Spielraum der BGE, werden Fragen nach Bibelmission im eigenen Land ebenso relevant, wie die Organisation von Bibeltischen, Bibeltagen und vor allem des Bibeldrucks und -vertriebs.

Wie erfolg- und sinnreich oder erfolg- und sinnlos die jeweiligen Strukurveränderungen auch waren, durch den gesamten bisher gesichteten Aktenbestand zieht sich die inhaltliche Arbeit unverändert und unbeschadet als Kontinuum durch die mitunter haarigen Zeiten; bis weit ins 20 Jh. getragen von einigen wenigen, sehr engagierten Pfarrern und Mitarbeitern, die ausschließlich im unbezahlten Neben- oder Ehrenamt tätig waren. Letzteres änderte sich erst nach dem zweiten Weltkrieg.

Dieser sehr grobe Überblick beschränkt sich bewußt auf die BGE, auf deren Aktenbestand sich dieses Vorwort bezieht. Detailiertere Ausführungen, speziell zu bestimmten Daten, sind z.B. in dem Heft "Beiträge zur Bibel", "Der Beginn einer Geschichte" nachzulesen, 1989 hrsg. von der Ev. Hauptbibelgesellschaft zu Berlin und Altenburg, und ganz gewiß ist im Internet etwas dazu zu finden.

Um dieses Findbuch auch digital abrufen zu können, bedurfte ich geduldigster Unterweisung im Umgang mit dem ungeliebten Computer. Margitta Köppe und Thomas Walther, beide Archivmitarbeiter/in, haben diese Zumutung auf sich genommen. Ohne die Lust Thomas Walthers an den technischen Herausforderungen der Computerprogramme wäre die gesamte Digitalisierung für mich nicht möglich gewesen. Ich danke beiden für ihre sachliche Unterstützung, mehr noch für das duldsame und humorvolle ertragen meiner Grillen während dieses gesamten Prozesses. Daß sich Frau Dr. Schneider für Fragen jederzeit aus eigener Arbeit reißen ließ hat meinen ganzen ver- und bewundernden Respekt!

Das Findbuch wurde zwischen 20.Oktober und 19.Dezember 2008 erstellt, von Ilse Rodner.


Abkürzungsverzeichnis und Hinweise

Abkürzungen
BG - allgemein für Bibelgesellschaft
BGE - Bibelgesellschaft Eisenach
BK - Bekennende Kirche
DC - Deutsche Christen
DDR - Deutsche Demokratische Republik
EKD - Ev. Kirche Deutschlands
hrsg. / Hrsg. - herausgegeben / Herausgeber
LKA - Landeskirchenamt
LKR - Landeskirchenrat
NSDAP - Nationalsozialistische Partei Deutschlands
NT - Neues Testament
ÖRK - Ökumenischer Rat der Kirchen
SED - Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SBZ - Sowietische Besatzungszone
VELKD - Vereinigte Ev. Lutherische Kirche Deutschlands
WBG - Weimarer Bibelgesellschaft

Hinweise

- Das Findbuch ist folgendermaßen strukturiert: Links oben steht die Signaturnummer der
jeweiligen Akte, in der Reihenfolge von 1 bis 306. Daneben ist der Aktentitel zu lesen, darunter
die "Enthält u.a.- und Darin"- Vermerke, gefolgt von dem Karton, in dem die Akte lagert und
ihrer Laufzeit. Gegebenenfalls ist zwischen Titel und "Enthältvermerk" ein Verweis auf
eine andere Akte als solcher gekennzeichnet. Die Zahlenangaben im Index beziehen sich auf
die jeweilige Seitenzahl im Findbuch.
- Anführungszeichen - vollständige oder teilweise Zitate von Aktentiteln und / oder Akteninhalten
- Übergrößen - sind wie folgt auf Pakete verteilt: 183 und 195 = P 1
200 und 204 = P 2
207 und 208 = P 3
Der Bestand gliedert sich in drei Gruppen: 1 Sachakten
2 Rechnungen
3 Belege