Laufzeit
1926 - 1993
Umfang
0,60 lfm (63 AE)
Findmittel
Inhalt
Der vorliegende Bestand U 065 Paulo-Taschenfabrik, Schlotheim, enthält die Überlieferung der am 1. August 1938 gegründeten Firma Paul Gräfendorf, Schlotheim, Herstellung von Seilerwaren aller Art. Sie ging aus dem seit 1925 existierenden Seilerbetrieb Paul & Bruno Gräfendorf (GRÄDO) hervor, der zum 31. August 1938 infolge Trennung der beiden Firmeninhaber aufgelöst wurde; auch Bruno Gräfendorf gründete seine eigene Firma am Ort.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Firma unbeschadet. Zum 1. Oktober 1958 wurde der Familienbetrieb Paul Gräfendorf, "Paulo"-Taschen-, Netz- und Seilerwarenfabrik in eine Kommanditgesellschaft mit staatlicher Beteiligung umgewandelt. Paul Gräfendorf (geb. 1886) leitete den Betrieb bis zu seinem Tod 1968; Nachfolger wurde sein Sohn Otto Gräfendorf (geb. 1910), der wiederum ab 10. März 1971 zunächst kommissarisch, nach seinem Tod [1972] endgültig in dritter Generation von dem Täschner-Ingenieur Paul Gräfendorf jun. (geb. 1947) in der Geschäftsführung abgelöst wurde.
1972 wurde der Staat alleiniger Eigentümer der Paul Gräfendorf KG - Paulo-Taschenfabik, die er in VEB Schlotheimer Stadttaschen umbenannte und 1976 mit anderen Betrieben zum VEB Schlotheimer Lederwaren vereinigte. Bereits 1965 war der VEB Apoldaer Lederwarenfabrik als künftiger Kommanditist vorgesehen worden.
Nach dem Ende der DDR wurde der Betrieb zunächst als Täschnerwaren GmbH Schlotheim unter Aufsicht der Treuhand geführt. Von 1991 bis zur Einstellung des Betriebs zu Jahresende 2015 führte Paul Gräfendorf jun. das reprivatisierte Unternehmen "Paulo" Taschen fort.
Das Firmenarchiv im Umfang von 0,60 lfm wurde dem Thüringer Wirtschaftsarchiv e.V. 2015 von Paul Gräfendorf jun. übergeben. Die Überlieferung umfasst im wesentlichen Schriftgut der Geschäftsleitung und des Rechnungswesens. Hervorzuheben sind die Protokolle der Gesellschafterversammlung 1958-1972 mit den mündlich vorgetragenen, als Typoskript vorliegenden Geschäftsberichten, die die Existenzbedingungen eines halbstaatlichen Betriebes unter den Vorgaben der Planwirtschaft umfassend und exemplarisch beleuchten. Nahezu vollständig erhalten ist eine Serie von Bilanzen 1938-1968. Zu der auch oder größtenteils in Heimarbeit betriebenen Produktion - der Herstellung von Basttaschen, Wäscheleinen, Einkaufsnetzen, handgestricktem Maschengeflecht, Faltbeuteln, seit Ende der 1960er Jahre ausschließlich von (Kunstleder-)Taschen - liegen keine gesonderten Unterlagen vor. Zwischen 1964 und 1966 wurde der Taschenzuschnitt von handwerklichen auf maschinell-mechanische Verfahren umgestellt (Bü. 22). Exporte gingen in das sozialistische wie nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet.
Die Zitierweise lautet: Thüringer Wirtschaftsarchiv, U 065 - Paulo-Taschenfabrik, Schlotheim Nr. ....