Vorwort

Institutionsgeschichte

Das Amt Königsee ist aus dem Amt Schwarzburg und damit aus der früheren Herrschaft Schwarzburg hervorgegangen, gehört aber zu den ältesten Besitzungen der Grafen von Schwarzburg. Das Gebiet war Reichslehen.
Bei der schwarzburgischen Landesteilung 1275, bei der die Linien Schwarzburg-Schwarzburg und Schwarzburg-Blankenburg begründet wurden, fiel die Herrschaft Schwarzburg mit Königsee an die Linie Schwarzburg-Schwarzburg. Bei dieser verblieb sie bis zu deren Aussterben 1397. Dann ging sie auf die Linie Schwarzburg-Wachsenburg über, die 1450 erlosch. Ihr Besitz fiel an die Linie Schwarzburg-Leutenberg und Schwarzburg-Blankenburg. Diese beiden Linien teilten 1453 den gemeinsamen Zuwachs, sodass jede Linie die Hälfte der Herrschaft Schwarzburg besaß. Dieser Zustand dauerte bis zum Aussterben der Leutenberger Linie 1564.
Verwaltet wurde das Amt Schwarzburg-Königsee, solange die Herrschaft Schwarzburg gemeinschatflicher Besitz der Grafen von Blankenburg und Leutenberg war, durch zwei Amtleute.

Nach dem Zusammenfallen aller schwarzburgischen Besitzungen in die Hand der Söhne Günthers XL. wurde das Amt Schwarzburg bei der Landesteilung 1571 der Oberherrschaft zugeschlagen. Das Amt Schwarzburg gehörte von da an zur Grafschaft bzw. zum späteren Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt.

Der Sitz des Amtes Schwarzburg wurde um 1668 nach Königsee verlegt, die Bezeichnung "Amt Schwarzburg", die im 15. Jahrhundert an die Stelle der Bezeichnung "Herrschaft" getreten war, wurde noch bis ins 19. Jahrhundert beibehalten. Bis zur Trennung von Justiz und Verwaltung Mitte des 19. Jahrhunderts besorgte das Amt Schwarzburg-Königsee die Geschäfte beider Aufgabenbereiche für das Amtsgebiet. Die Herauslösung der Verwaltung erfolgte zunächst durch die Errichtung von Landratsämtern 1850. Dem Justizamt fielen nur noch die Aufgaben auf dem Gebiet der Justizpflege zu, und es nahm an der Entwicklung des allgemeinen Gerichtswesens teil. An die Stelle des Justizamts trat im März 1879 das Amtsgericht Königsee. Nach der Neueinteilung der Amtsgerichte im Lande Thüringen 1923 erhielt das Amtsgericht Königsee einen Neuzuschnitt. Es wurde 1951 aufgelöst.

Bearbeitungsgeschichte

1925, 1928, 1937 gab das seinerzeitige Thüringische Amtsgericht Königsee Akten an das Landesarchiv Rudolstadt ab. 1942 begann die systematische Neuordnung dieses Bestands, die kriegsbedingt jedoch nur langsam vorankam. Die Erschließung erfolgte durch Hildegard Zapfe, Rudolf Ruhe und Alban Bergmann. Die Akten wurden seinerzeit fast konsequent nach numerus currens erfasst und gekennzeichnet.

Damals wurde eine sehr ausführliche Findbucheinleitung durch Willy Flach verfasst, die als Vorarbeit für die systematisch angelegte "Geschichte der Staatsbehörden in Schwarzburg-Rudolstadt" von Ulrich Heß angesprochen werden kann. Das schließlich am 9. März 1948 fertiggestellte Findbuch wies für sämtliche ca. 1600 Akten folgende Angaben auf: Signatur, Provenienz (in den Bestand sind zahlreiche Akten von Vorläuferbehörden eingegangen), Aktentitel und Laufzeit sowie in einigen Fällen auch Registratursignaturen. Es wurde durch einen Ortsnamensindex ergänzt, ein an sich wünschenswerter Personennamenindex wurde 1948 jedoch nicht angelegt.

1968 wurden aus diesem Bestand ca. 45 % aller Unterlagen kassiert. Diese Kassation wurde im Findbuch von 1948 durch rote Anstreichungen vermerkt. Ca. einhundert Akten wurden dem Bestand "Regierung Rudolstadt" zugewiesen, weitere ca. 50 Akten dem Bestand "Thüringisches Amtsgericht Königsee". Damit war naturgemäß die Benutzbarkeit des Findbuchs deutlich eingeschränkt, zumal immer wieder Benutzer versuchten, kassierte oder andernorts eingegliederte Unterlagen zu bestellen. Daher wurde im Jahr 2002 eine Neubearbeitung dieses Teilbestands begonnen, der nunmehr die Nummern 1 - 794 erhielt.

Ein weiterer Teilbestand (der vor allem aus Grundbuchakten und Testamenten des Amtsgerichts Königsee bestand) war in den 1980er Jahren mittels einer maschinenschriftlichen Findkartei erschlossen worden. Diese Akten waren ebenfalls mit 1 ff. nummeriert worden, sodass auch hier die Gefahr der Fehlbestellung bestand. Diese Unterlagen wurden 2002 mit den Nummern 998 - 1271 an den Bestand angegliedert.

Im Sommer 2006 wurde eine erneute Signierung (diesmal streng nach numerus currens) vorgenommen. Die vorhandenen Erschließungsangaben wurden (unter behutsamer Korrektur der vorgefundenen Eintragungen) in die Erschließungsdatenbank des Staatsarchivs aufgenommen. Weitere in den Magazinen aufgefundene Akten der Provenienzen Justizamt bzw. Amtsgericht Königsee (ca. 600 Stück Einzelfallakten) wurden zwar durchnummeriert, jedoch seinerzeit nicht erschlossen.

Die Lückenschließung der Akten zwischen den Signaturen 795 - 965 erfolgte mit Fortsetzung der bislang zurückgestellten Separationsrezesse und Aufgebotsverfahren über Parzellen Mitte 2013 durch die Archivarin Frau Steinbrücker. Weiter fortgefahren wurde dann mit den ebenfalls unerschlossenen Akten ab der Nr. 1278 bis 2824.

Die Bestandsüberlieferung begann mit einzelnen Akten bereits 1566 mit einem Schriftstück von 1493 (!) bis Ende des 17. Jh. . Den zeitlichen Schwerpunkt der Überlieferung bildet das 18./19. Jahrhundert, einige wenige Akten jedoch hier auch bis 1925. Im Zusammenhang mit der Verzeichnung wurde auch rückwirkend für die bereits erfassten Akten die Indizierung der Orts- und Personennamen durchgeführt. Bei Bedarf wurde die Aktenerschließung durch erläuternde und ergänzende Enthält-Vermerke erweitert.

Während der Bearbeitung wurde die Überlieferungsdichte zu Familien- und Erbschaftssachen reduziert, wenn inhaltlich geringfügige Aussagekraft bestand. Die kassierten Akten bezogen sich auf Schenkungen, Alimentationsverträge, Nachlassregulierungen und Hypothekeneintragungen.
Die vorhandene Systematik wurde überarbeitet oder mit Untergliederungen erweitert. Die ehemals römischen Gliederungsziffern wurden in arabische Ziffern umgewandelt.

Der Gesamtbestand umfasst 530 Kartons zuzüglich zwei überformatige Handelsregisterbücher, und damit 59 lfm Akten und ist über die AUGIAS-Datenbank 5-13-6220 benutzbar. Alle neu erschlossenen Akten wurden einzeln gereinigt, bei bestehendem Restaurierungsbedarf ist dieses entsprechend in der Erfassungsmaske erfasst. Bei der fortlaufenden Nummerierung fallen die Nummern 1545 und 1710 aus.

Das 1948 angelegte unvollständige Findbuch konnte jetzt endlich ersetzt werden.


Rudolstadt im Januar 2015


Andrea Steinbrücker
Archivamtfrau