Vorwort

Die Sonderpädagogik in der DDR knüpfte nach 1945 an reformpädagogische Ansätze aus der Zeit der Weimarer Republik an. Erst in den 1960er Jahren wurde ein eigener Ansatz entwickelt, der die Bedeutung des sozialistischen Humanismus für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen betonte. Die an der Humboldt-Universität gelehrte Körperbehindertenpädagogik erstrebte eine "Rehabilitation", also die Eingliederung geschädigter Menschen in das gesellschaftliche Leben, insbesondere in das Arbeitsleben. Neben staatlichen Einrichtungen gab es auch einige wenige in konfessioneller Trägerschaft.

Am 20. Juli 1947 wurde eine Umschulungswerkstätte für Kriegsbeschädigte gegründet. Träger war das Waldkrankenhaus Eisenberg, welches ab 1952 den Namen "Rudolf Elle" trug. Die Einrichtung nahm in den 1950er Jahren verstärkt Menschen mit angeborenen Behinderungen auf, sodass sie 1954 in Ausbildungsstätte für Schwerbeschädigte umbenannt wurde. 1963 erfolgte die Umbenennung in Rehabilitationszentrum für Berufsbildung (RZB). Dieses war der Abteilung Gesundheitswesen beim Rat des Bezirkes Gera unterstellt. Das RZB bildete schwer- und schwerstkörperbehindert Jugendliche aus allen Bezirken der DDR aus. Die Ausbildung und Erziehung derRehabilitanden erfolgte auf der Grundlage von abgeschlossenen Lehrverträgen für eine volle Berufsausbildung als Schlosser, Elektromaschinenbauser, Elektromontierer, Damen- und Herrenmaßschneider, Kleidungsfacharbeiter und Facharbeiter für Näherzeugnisse (Textilien). Zudem wurde in den Teilberufen Metallarbeiter, Elektrogerätevorfertiger und Textilnäher unterrichtet. Das Rehabilitationszentrum unterhielt eine Werkstatt für geschützte Arbeit, die bis zu zehn Rehabilitanden aus dem Kreis Eisenberg aufnahm. Das Rehabilitationszentrum unterhielt ein Lehrlingswohnheim mit 120 Plätzen. 1973 betreuten 37 pädagogische Mitarbeiter und Mitarbeiter der Verwaltung aus Gesundheitsberufen ca. 150 Rehabilitanden im Alter von 14 bis 45 Jahren.

Nach 1990 ging die Trägerschaft für das Rehabilitationszentrum für Berufsbildung Eisenberg an den Freistaat Thüringen über. Versuche, die Einrichtung anderen (privaten) Trägern zu übertragen, scheiterten. Daher wurde sie 1993 geschlossen.

Bearbeitungsgeschichte
Der Bestand wurde im Sommer 2000 vom Staatsarchiv Rudolstadt übernommen, kartoniert und lediglich durchnummeriert. Im Herbst 2012 hat Herr Michael Hohlfeld im Rahmen der Benutzung für ein DFG-gefördertes Forschungsprojekt "Menschen mit Behinderung in Deutschland nach 1945" die Unterlagen erschlossen und dem Staatsarchiv Rudolstadt seine Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt. Sie sind Grundlage des nunmehr vorgelegten Findbuchs.