Vorwort
Konsumgenossenschaften oder Konsumvereine entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf die schlechte Versorgungslage der arbeitenden Bevölkerung. Das Entstehen dieser Organisationen wurde von der Obrigkeit wegen ihrer Nähe zur organisierten Arbeiterschaft zunächst behindert, später reglementiert: In Preußen entstand 1867 ein Genossenschaftsgesetz, seit 1889 regelte ein Reichsgesetz die rechtlichen Grundlagen der Genossenschaften. Ihren Höhepunkt erlebten die Konsumgenossenschaften in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als es ihnen gelang, auch eigene Nahrungsmittelproduktionsbetriebe aufzubauen und damit erhebliche Anteile der Verbrauchsgüter in gemeinwirtschaftlicher Form herzustellen und zu vertreiben.
Nach 1933 wurden die Konsumgenossenschaften zunächst durch verschärfte Gesetze behindert und zum größten Teil zur Aufgabe gezwungen. 1941 wurden die noch existierenden Organisationen in das Gemeinschaftswerk der Deutschen Arbeitsfront überführt.
Durch SMAD-Befehl Nr. 176 vom 18. Dezember 1945 wurde die Wiedergründung der Konsumgenossenschaften in der Sowjetischen Besatzungszone ermöglicht und diesen noch existierende Vermögenswerte aus der Zeit vor 1933 zurückübertragen. Am 27. August 1949 schlossen sich die Konsumgenossenschaften zum "Verband Deut-scher Konsumgenossenschaften (VDK)" zusammen (seit 1968 "Verband der Konsumgenossenschaften der DDR", VdK). Dieser Dachverband wurde dem Ministerium für Handel und Versorgung unterstellt und war zentrales wirtschaftsleitendes Organ aller in Bezirksverbänden organisierten Konsumgenossenschaften. Er leitete das Zentrale Unternehmen "konsument", das eine Kette von Warenhäusern betrieb.
Der VdK stellte als mandatstragende gesellschaftliche Organisation Volksvertreter in den örtlichen Volksvertretungen (Kreise, Städte und Gemeinden). Die zentrale Delegiertenkonferenz des VDK fand alle fünf Jahre statt.
In den Konsumgenossenschaften waren 1988 rund 4,6 Millionen Mitglieder organisiert. Die Konsumgenossen-schaften betrieben ca. 37000 Handels- und Gastronomieeinrichtungen mit ca. 250000 Beschäftigten. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit der Konsumgenossenschaften lag in der Versorgung des ländlichen Raumes, während die Versorgung der Städte weitgehend des staatlichen Handelsorganisation (HO) überlassen war.
Bearbeitungsgeschichte
Die bei der Übernahme mitgelieferte Findkartei zur Konsumgenossenschaft Stadtroda wurde im Mai 2018 in das AUGIAS-Programm unter der Bestandssignatur 5-94-3500 übernommen.
In diesem Zusammenhang erfolgte damals gleichzeitig auch die Abschrift der Karteikarten zu vorhandenen Drucksachen in die Datenbank. Bei der Neubearbeitung und Erschließung des Bestandes wurden die Drucksa-chen teilweise der Bibliothek zugeordnet oder nach Prüfung wegen mehrfacher Überlieferung aussortiert.
In Abgleich mit den bereits im System angelegten Akten-Datensätzen konnten im Zuge der Verzeichnung nur ca. 10 Datensätze einer vorhandenen Akteneinheit zugeordnet werden.
Bei der Erschließung der überlieferten Akten handelte es sich zum größten Teil um Vorlagen für die Leitungssit-zungen, Protokolle zu den Leitungssitzungen, Protokolle des Genossenschaftsrates und Berichte zu den Delegier-tenkonferenzen.
Weiterhin waren zahlreiche handschriftliche Zuarbeiten zu den Monats- und Jahres- Finanzberichtserstattungen und Bilanzzuarbeiten in Form von Formblättern, reine Saldenmeldungen oder Mitgliedereinlagen vorhanden.
Hier erfolgte die Bewertung nicht nach kompletten Akten sondern nach Vorgängen oder Jahresberichterstattun-gen, v.a. im Bereich Hauptbuchhalter.
Kassationen bezogen sich auf Grundmittelerfassungen und -fortschreibung, Buchungslisten, Mitgliederbuchhal-tung und zahlreiche Baumaßnahmen und Rationalisierungsmaßnahmen an Objekten des Konsumeinzelhan-dels.
Alle Akten wurden technisch bearbeitet, das heißt in Schlauchhefter umgepackt und die Metallteile entfernt.
Die Erschließung erfolgte mit der Ergänzung durch Enthält-Vermerke. Der Bestand umfasst nach Bearbeitungs-abschluss 95 Akteneinheiten mit 3,8 lfm.
Ein Kassationsprotokoll ist in der Bestandsakte hinterlegt.
Andrea Steinbrücker
Rudolstadt April 2024