Vorwort
Institutionsgeschichte
1771 gründete Jakob Kaskele in Dresden das Bankhaus Kaskel. 1872 erfolgte die Umwandlung dieser Privatbank zur Aktiengesellschaft unter dem Namen Dresdner Bank, das zahlreiche kleinere Geldinstitute zunächst in Mitteldeutschland übernahm. 1884 verlegte es seine Hauptverwaltung von Dresden nach Berlin. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wuchs die Bank durch Übernahme weiterer Bankhäuser zu einem reichsweit tätigen Unternehmen. Nachdem der Norddeutschen Wollkämmerei gewährte Kredite durch Insolvenz des Schuldners platzten übernahm das Reich im Sommer 1931 88 % des Kapitals der Dresdner Bank sowie es sich auch an anderen Großbanken maßgeblich beteiligte. Im Zuge der Neuordnung der Großbanken 1932 fusionierte die Dresdner Bank mit der Darmstädter und Nationalbank (DANAT-Bank), die Zweigstelle Gera kam im Zuge dieser Fusion an die Dresdner Bank. Erst 1937 wurde das Geldinstitut reprivatisiert.
Die Filiale Gera der Dresdner Bank geht auf die Gründung einer Filiale der Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank) im Jahre 1919 zurück. Rückwirkend zum Januar 1931 firmierte diese Zweigstelle nach der Übernahme der Darmstädter und Nationalbank als Filiale der Dresdner Bank.
Die Dresdner Bank übernahm nach 1933 zahlreiche arisierte Unternehmen. Sie war in Kontrollgremien vieler Rüstungsbetriebe vertreten. Besonders profitiert hat die Bank von den Eroberungskriegen im Osten und als so genannte "Hausbank der SS", deren größter Kreditgeber sie war. Auf Grund dieser Nähe zum Naziregime wurde die Dresdner Bank in den Westzonen in regionale Unternehmen zerschlagen. In der sowjetischen Besatzungszone wurden die Berliner Zentrale und alle Geschäftsstellen geschlossen und enteignet. Die Schließung der Filiale Gera erfolgte dementsprechend zum 1. Juli 1945.
Die Filiale Gera wurde von 1933 bis 1935 von Max Waldow, danach bis 1941 von Walter Rössel geleitet.
In Folge der Enteignung der Dresdner Bank durch die Sowjetische Militäradministration 1945 gelangten Unterlagen der Filiale Gera in den staatlichen Archivfond der DDR und damit entsprechend der territorialen Zuständigkeit in das Staatsarchiv Rudolstadt. Sie wurden dort Mitte der 1980er Jahre mit Karteikarten verzeichnet.
Bearbeitungsgeschichte
Zeitpunkt und Umstände der Übergabe der Unterlagen an das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt sind ebensowenig bekannt wie der Zeitpunkt der Erfassung der Akten auf Karteikarten. Die Karteikarten wurden im Winter 2012/13 retrokonvertiert. Neu bisher nicht erfasste Unterlagen (im wesentlichen Personalunterlagen) wurden erschlossen.
Rudolstadt im Januar 2013