Vorwort
Der Kulturbund der DDR war eine sozialistische kulturpolitische Massenorganisation. Diese Massenorganisation wurde am 3. Juli 1945 als Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründet. Der Dichter und Kulturpolitiker Johannes R. Becher wirkte an der Gründung des Kulturbundes mit. Am 8. August 1945 wählte der Präsidialrat Johannes R. Becher zum Präsidenten, den Romancier Bernhard Kellermann, den Maler Professor Carl Hofer und den Altphilologen Professor Dr. Johannes Stroux zu Vizepräsidenten und Heinz Willmann zum Generalsekretär.
Der Kulturbund erhielt nach seiner Gründung von der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) alle mögliche Unterstützung. Von den damaligen westlichen Besatzungszonen wurden sie jedoch behindert, so dass der Kulturbund ab 1947 in Westberlin und den westlichen Besatzungszonen verboten wurde. 1949/50 begann der Kulturbund an Universitäten durch Hochschulgruppen politisch wirksam zu werden und 1953 bildete er erstmalig „Klubs der Intelligenz“. 1958 erfolgte eine Umbenennung in Deutscher Kulturbund und 1974 erfolgte eine weitere Umbenennung in Kulturbund der DDR. Nach der bereits bestehenden Pirckheimer-Gesellschaft (1956) und dem Verband der Philatelisten (1969), bildete der Kulturbund in den 80er Jahren die Gesellschaft für Denkmalpflege (1977), für Heimatgeschichte (1979), für Natur und Umwelt (1980) und für Fotografie (1982). Die Ziele des Kulturbundes waren vor allem die Entwicklung der sozialistischen Nationalkultur und die Förderung der Pflege der Beziehungen zwischen Intelligenz und Arbeiterklasse. Bis 1990 war der Kulturbund mit einer eigenen Fraktion in der Volkskammer vertreten. Der Kulturbund war wie folgt organisiert: An oberster Stelle stand der Bundeskongress, darunter kam der Präsident, der Präsidialrat und die zentrale Revisionskommission, die vom Bundeskongress gewählt wurden. Die Bundessekretäre und Bundesgeschäftsführer wurden vom Präsidialrat gewählt, die das Sekretariat des Präsidiums bildeten. Von 1977 bis 1983 stieg die Zahl der Mitglieder von rund 210 000 auf rund 250 000 Mitglieder. Die nahezu 250 000 Mitglieder organisierten sich in Interessens- und Arbeitsgemeinschaften, Freundeskreisen und Fachgruppen von Ortsgruppen oder Klubs der Intelligenz bzw. Hoch- und Fachgruppen. Für hervorragende kulturpolitische Leistungen zur Entwicklung der sozialistischen Nationalkultur der DDR verlieh der Kulturbund seit 1961 jährlich als höchste Auszeichnung die Johannes R. Becher Medaille in Bronze, Silber und Gold. Ab 1980 wurde der Kulturbund der DDR als Kulturbund e.V. weitergeführt.
Der vorliegende Bestand umfasst 32 Akten aus dem Zeitraum von 1972 bis 1991. Die Akten mit den Nummern 1-10 wurden im September 1999 von der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv an das Staatsarchiv Rudolstadt übergeben. Die Akten mit den Nummern 11-32 kamen 2014 vom Thüringer Archiv für Zeitgeschichte in Jena an das Staatsarchiv Rudolstadt. Bei der Übernahme der Akten war keine Ablieferungsliste vorhanden. 2005 und 2014 wurde der Bestand erschlossen. Parallel zur EDV-gestützten Erschließung mit demArchivprogramm AUGIAS erfolgte die technischen Bearbeitung der Akten. Aufgrund des geringen Umfang des Bestandes wurde keine Klassifikation angelegt.
Die Erfassung erfolgte durch die Auszubildende Dominique Schmied (2005) und den Praktikanten Jonas Körtner (2014).