Vorwort

Institutionsgeschichte

Das Ende 1949 in Holzbaracken im Südbereich der Maxhütte errichtete Haftlager unterstand als Arbeitskommando der Strafanstalt Unterwellenborn. Entsprechend einem Ende 1952 abgeschlossenen Vertrag zwischen der Maxhütte Unterwellenborn und dem Strafvollzug führten die Gefangenen Be- und Entladearbeiten, Arbeiten an Hochöfen und Förderarbeiten im Kalkwerk Öpitz aus. Ab 1953 war die Strafvollzugseinrichtung selbständig und wurde durch die Bezirksdirektion der Deutschen Volkspolizei angeleitet, die wiederum dem Ministerium des Innern der DDR unterstand.Seit November 1990 unterstand der Strafvollzug dem Thüringer Justizministerium, das am 31. Januar 1991 die Schließung der Strafvollzugseinrichtung Unterwellenborn verfügte. Die Strafgefangenen wurden in die Justizvollzugsanstalt Hohenleuben überführt.

Bestandsgeschichte und Bearbeitungsbericht

Die Übernahme der in der Justizvollzugsanstalt Hohenleuben verwahrten Unterlagen der Strafvollzugseinrichtung Unterwellenborn in das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt erfolgte im Oktober 2007 und im März 2014. Die Überlieferung beginnt mit einer Entlassungsliste von 1953-1966 und setzt sich bis 1994 mit Anweisungen des Thüringer Justizministeriums zum Verwaltungs- und Arbeitsrecht fort.Insgesamt wurden mit einem Gesamtumfang von 1,7 lfm 94 Datensätze im AUGIAS Archivierungsprogramm mit der Bestandssignatur 5-51-1560 angelegt und erschlossen.Neben einigen Entlassungslisten lagen keine Gefangenenakten oder eine Gefangenenkartei in der Überlieferung vor. Kassiert wurden während der Bearbeitung einige Doppelstücke (leere Formulare) und zwei Gesundheitsakten, die nur die Ergebnisse der Gesundheitsproben des Küchenpersonals und Ergebnisbögen für negative HIV-Untersuchungen beinhalteten. Eine Beispielakte wurde in den Bestand übernommen. Weiterhin beinhaltet der Bestand zahlreiche Lagepläne und Bauunterlagen für mögliche Rekonstruktionen.
Die Überlieferung wird durch ca. 100 Fotografien von den Räumlichkeiten im Gefangenentrakt, von Beschäftigten des Strafvollzugs und gesellschaftliche Aktivitäten abgerundet. Letzte fotografische Aufnahmen zeigen Parolen und Spruchbänder, welche die Gefangenen 1989/90 aus den Fenstern hängten. Die vier überlieferten Tonbänder beinhalten wahrscheinlich Schulungsmaterial. Sie konnten auf Grund der fehlenden technischen Voraussetzungen noch nicht ausgewertet werden.
Das übernommene Schriftgut und Aktenmaterial wurde für die Bearbeitung und Erschließung grob sachlich vorgeordnet, Zusammenhänge zusammengefügt und oftmals erst Akten gebildet. Die Aktenformierung erfolgte in Schlauchheftern mit gleichzeitiger Entfernung von Metallteilen. Bei der Erschließung wurden die Akten fortlaufend nummeriert, etikettiert und kartoniert. Zur Strukturierung des Bestandes wurde eine Systematik erarbeitet und die einzelnen Akten dieser entsprechend zugeordnet. Die Erschließung des Bestandes erfolgte im Oktober/November 2014.