Vorwort

Behördengeschichte
1959 veranlasste der Ministerrat der DDR die Bildung der Obersten Bergbehörde der DDR, die aus der Technischen Bergbauinspektion als zentrales, dem Ministerrat unmittelbar unterstelltes Organ der Staatlichen Verwaltung mit Sitz in Leipzig entstand. Damit war die Umwandlung der Technischen Bezirks-Bergbau-Inspektionen (Freiberg, Zwickau) sowie der Technischen Bergbauinspektion der SDAG Wismut in Bergbehörden mit regionalen Zuständigkeitsbereichen verbunden.
Der Leiter der Obersten Bergbehörde grenzte 1960 die Dienstbereiche der Bergbehörden nach territorialen Gesichtspunkten ab. Danach war die Bergbehörde Zwickau für den Bezirk Karl-Marx-Stadt ausschließlich der Kreise Hainichen, Freiberg und Brand-Erbisdorf, die von der Bergbehörde Freiberg verwaltet wurden, zuständig. Die Bergbehörde Karl-Marx-Stadt war von dieser territorialen Abgrenzung nicht betroffen, da sie für sämtliche Betriebe der SDAG Wismut unabhängig von deren örtlichen Lage zuständig war. Das Territorialprinzip wurde Mitte der 1960er Jahre durch das Produktionsprinzip weiter aufgeweicht.
Zum 1. Oktober 1967 erfolgte die Auflösung der Bergbehörden Freiberg und Zwickau, deren gesamte bisherigen Aufgaben der Bergbehörde Karl-Marx-Stadt zugewiesen wurden: die territoriale Zuständigkeit in den Bezirken Dresden und Karl-Marx-Stadt (bisher Bergbehörde Freiberg), die sicherheitstechnische Überwachung des Steinkohlenbergbaus (bisher Bergbehörde Zwickau) und des volkseigenen Bergbaus in den Bezirken Dresden und Karl-Marx-Stadt (bisher Bergbehörde Freiberg) und nach wie vor die Überwachung sämtlicher Betriebe der SDAG Wismut unabhängig von der örtlichen Lage. 1991 wurde die Bergbehörde Karl-Marx-Stadt (seit Juni 1990 Bergbehörde Chemnitz) in das Bergamt Chemnitz umgewandelt.

Die Bergbehörde Karl-Marx-Stadt richtete zur Betreuung des Wismutbergbaus in Ostthüringen einen Standort Gera ein. Die drei dort beschäftigten Berginspektoren unterhielte eine kleine Registratur, deren Unterlagen nach 1990 von dem im Januar 1990 neu entstehenden Bergamt Gera fortgeführt wurden.

Am 27. Dezember 1990 beschloss die neu gebildete Landesregierung Thüringens den Fortbestand der "Bergbehörde Chemnitz, Außenstelle Gera", die sich somit aus der Bergbehörde Chemnitz herauslöste. Durch Erlass des Thüringer Umweltministeriums wurde schließlich am 29. Januar 1991 der Amtsbereich der Bergämter Erfurt und Gera festgelegt, denen am 31. Januar der Vollzug des Bundesberggesetzes aufgetragen wurde.

Vermutlich 1993 übernahm das Bergamt Gera ca. fünfzig Akten der ehemaligen Wasserwirtschaftsdirektion Saale-Weiße Elster in Gera zu verschiedenen Absetzbecken (Culmitzsch, Sorhe-Trünzig). Das Bergamt Gera ging zum 1. Juli 2002 im Thüringer Landesbergamt auf, welches die Unterlagen Ende 2016 an das Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt abgab.

Bearbeitung
Das Landesbergamt erstellte etwa 2012 für seine Zwecke eine Liste der 427 in Aktenordnern und Schriftgutbehältern formierten Unterlagen der Außenstelle Gera. Neben der Aktenplankennzahl des Landesbergbaus (für den ganzen Bestand "76d1200") wurden eine kurze Inhaltsangabe sowie ein Datum erfasst. Außerdem wurde noch für jede physische Einheit das Regalfach angegeben. Die Inhaltsangaben beschränkten sich zumeist auf die Angabe des Bergbaubetriebs, der Gegenstand des bergbehördlichen Handelns war, sowie eine kurze Angabe zum Inhalt des bergbehördlichen Handelns. So lautete die Titelangabe beispielsweise zur ehemaligen Akteneinheit 206 (jetzt 388) "SDAG Wismut Bt Schmirchau - Experiment 630/636; 808; 914 Überdruckgebiet SW-Flanke." In der archivischen Titelaufnahme wurde der Titel präzisiert und weitere Details in den Enthält-Vermerk aufgenommen: "Abbau in der gasgefährdeten Südwestflanke des Bergbaubetriebs Schmirchau auf der 240-Meter-Sohle (Experimentablock 630/636). Gefahr insbesondere durch Kohlenmonoxid und Kohlendioxid.- Herstellen eines Überdrucks.- Automatisierung der Wetterüberwachung."

Für die aus der Wasserwirtschafstdirektion übernommenen Unterlagen wird die Herkunft (Provenienz) ausgewiesen, sie bleiben aber im Bestand. Unterlagen, deren Laufzeit nach 1990 beginnt, wurden aus dem Bestand ausgeschieden. Sie sollen einem noch zu bildenden Bestand "Thüringer Landesbergamt Gera" beim Hauptstaatsarchiv Weimar zugewiesen werden.

Die Altsignaturen des Thüringer Landesbergamts wurden in der Archivdatenbank erfasst, sodass ein Auffinden anhand der beim Landesbergamt noch vorhandenen Aufzeichnungen möglich ist.

In den Akteneinheiten mit den alten Nummern 345 bis 427 hat das TLBS häufig einzelne Vorgänge besonders erfasst und angegeben. Leider stimmten die vom TLBA verwendeten Ordnungszahlen nicht mit den von der Bergbehörde Karl-Marx-Stadt verwendeten überein, außerdem war die Reihenfolge der Vorgänge verändert. Daher wurden diese Angaben nicht in die archivische Verzeichnung übernommen; es erfolgte stattdessen eine neue Aufnahme der relevant erscheinenden Vorgänge. Hierbei wurde (anders als bei der Vorlage des TLBA) darauf geachtet, dass keine Personennamen (vor allem von Verunfallten) in die archivische Titelaufnahme übernommen wurden. Dies erfolgte im Hinblick auf die geplante Online-Stellung der Erschließungsangaben.

Die Unterlagen sind nach § 17 Abs. 2, Satz 2 des Thüringer Archivgesetzes für die Öffentlichkeit nutzbar. Lediglich aus Gründen des Datenschutzes wurden einzelne Unterlagen befristet gesperrt.


Rudolstadt im Januar 2017


Dr. Uwe Grandke
Oberarchivrat