Vorwort

Vorwort

Aus der Geschichte der Gemeinde Hermannsfeld von seinen Anfängen bis 1996

1. Zur Lage und Geschichte des Ortes bis 1989/90

Ausgangspunkt für die Entstehung der Kulturlandschaft um Hermannsfeld sind die vorgefundenen natürlichen Standortfaktoren (Bodenfruchtbarkeit, Wasserverhältnisse, Klima, Vegetation) und letztendlich die Nutzbarmachung durch die hier ansässigen Menschen. Etwa 11 Kilometer südwestlich von Meiningen liegt der Ort Hermannsfeld mit den Häusergruppen Sorghof, Turmgut, Fischhaus und Fasanerie.
Der Ort liegt in einer historisch interessanten Landschaft, westlich von Henneberg an der Landesgrenze zu Bayern. Durch den Ort führt die Kreisstraße 69. Hermannsfeld liegt im Biosphärenreservat Rhön.
Vom Dachsberg aus hat man einen schönen Blick auf das Dorf Hermannsfeld und zu den Rhönbergen Neuberg, Hutsberg und Diesburg.
Über Hermannsfeld verläuft im frühen Mittelalter eine ältere Variante der "Hohen Straße", eine wichtige Handelsstraße, die aus Würzburg kommend nach Gotha führt. Zur Befestigung hat man bei Hermannsfeld einen Turm errichtet, welcher der Ansiedlung bei Hermannsfeld "Turmgut" ihren Namen gibt.
Das Dorf wird 1144 urkundlich erwähnt als "Herimaresvelt", (Dob. I 136/1500), 1606 als "Hermesfeldt" (STAM/GHA III B 5, Bl. 342). Es gehört im Mittelalter zur Grafschaft Henneberg-Schleusingen, insbesondere zur Vogtei Henneberg bzw. später zum Amt Maßfeld, von 1829 bis 1872 zum Verwaltungsamt Meiningen und von 1990 bis zum 30. Juni 1994 zum Landkreis Meiningen. Mit der Gebietsreform zum 1. Juli 1994 gehört der Ort bis zur Gegenwart zum Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Zu Hermannsfeld gehören auch die Ortsteile Haselbach und Gleimershausen. Am 1. August 1996 wird durch Verordnung des Innenministers des Landes Thüringen die Gemeinde Rhönblick gebildet. Seit dem gehört Hermannsfeld mit Haselbach und Gleimershausen als Ortsteile zu dieser Einheitsgemeinde.
Die Einwohnerzahl von Hermannsfeld liegt zur Zeit (2011) bei 287, Haselbach 71 und Gleimershausen bei 60 Einwohnern.


1.1. Die Fasanerie

Das Jagdschloss Fasanerie wird um 1790 im klassizistischen Baustil als dreigeschossiger Mittelbau errichtet. Erbauer war Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen. Der 78 Hektar große Wald um das Jagdschloss wurde speziell für die Fasanenzucht und -jagd konzipiert. Das ehemalige Jagdschloss wird 1945 vorübergehend als Altersheim genutzt. Bis Mitte der 70er Jahre dient es als Schulgebäude für die Schulkinder der Unterstufe. Anschließend steht das Haus weitgehend leer. Nur einige Räume werden bis Anfang der 90er Jahre für Wohnzwecke genutzt. Umgeben ist das Schloss von einer Parkanlage, der sich ein Naturlehrpfad anschließt. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Herzogliche Forsthaus (Haus des Fasanenmeisters). Nachdem das Schloss über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben ist, setzen sich 1989 bis 1997 viele Bürger der Gemeinde im Verein "Kulturbund-Ortsgruppe Hermannsfeld e.V." für den Erhalt und die Sanierung des Schlosses ein. Mitte der 90er Jahre wird das Gebäude mit Unterstützung durch LEADER II-Mittel sowie Mitteln der Denkmalpflege, der Dorferneuerung, der Stiftung Denkmalschutz und aus dem Wirtschaftministerium in den jetzigen Zustand versetzt. Bis zum Herbst 2010 wird das Schloss Fasanerie als Gaststätte und Infozentrum Biosphärenreferat Rhön genutzt. Die Fasanerie ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Rhön.

1.2. Hermannsfelder See

In der Nähe des Dorfes breitet sich eine weite Wiesenfläche aus. Diese war einst mit Sumpfvögeln bevölkert und mit Fischen besetzt. 1802 wird der Hermannsfelder See in Folge einer Hungersnot trocken gelegt, um Ackerflächen zum Anbau von Nahrungsmitteln zu erhalten. Auf einer Insel mitten im See lag die 1462 erbaute Wallfahrtskapelle Sankt Wolfgang. Im Bauernkrieg wurde sie von aufständischen Bauern verwüstet.

1.3. Weltfriedenskreuz

Das große Holzkreuz auf dem Dachsberg bei Hermannsfeld ist eines von sechs Weltfriedenskreuzen, die rund um den Globus zu Frieden und Versöhnung mahnen. Das Hermannsfelder Weltfriedenskreuz ist am 3. Oktober zum 1. Jahrestag der Wiedervereinigung 1991 zusammen mit Gotthilf Fischer und seinen bekannten Fischer-Chören feierlich eingeweiht worden.

1.4. Grenzturm

Der Turm auf dem Dachsberg ist 1976 als Wachturm für die Grenztruppen der DDR gebaut und als Aussichtsturm/ Wachturm genutzt worden. Er war mit Scheinwerfern zur Ausleuchtung der Sperranlagen und mit Funkantennen ausgerüstet. Außerdem war hier die Alarmgruppe der NVA-Grenztruppe untergebracht, die bei "Grenzdurchbrüchen" eingesetzt wurde. Der Turm soll als Mahnmal erhalten werden.

1.5. Sehenswürdigkeiten des Ortes

Kirche mit Umwehrung
Eingangstor mit Inschrift zum alten Friedhof
Weltfriedenskreuz mit Grenzturm auf dem Dachsberg
Fischhaus mit Bernhards Haus
vier Brunnen u.a.

1.6. Weitere Informationen aus der Geschichte des Ortes bis 1990

Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind in Hermannsfeld von 71 Rindern noch 5, von über 500 Schafen keine vorhanden. 1635 sterben 56 Personen an der Pest.
Ackerbau und Viehzucht sind einst die Hauptnahrungsquellen. Neben den Bauern gibt es auch eine Anzahl armer Tagelöhner. Im 19. Jahrhundert wandert ein Teil dieser armen Leute nach Amerika aus.

Um die Jahrhundertwende wird die Separation (frühere Flurbereinigung) durchgeführt.
Eine Gemeindevertretung wird 1709 im Bestand der "Gemeinde Hermannsfeld" als die "Ausschösser" bezeichnet. Der "Gemeindeausschuß" von 1841 besteht aus 6 Mitgliedern.
Die Dorfrechnungen der Gemeinde werden von 1701 bis 1836 von einem "Baumeister" geführt.

Durch die Bodenreform 1949 wird einer Anzahl von Landbauern und Kleinbauern Land aus dem ehemaligen Domänenbesitz zugeteilt. Gemäß Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration werden verschiedene Neubauerngehöfte neu- bzw. umgebaut. Zur Landwirtschaftsausstellung der DDR im Jahr 1950 in Leipzig wird Hermannsfeld sogar als Republik-Sieger in der Viehzucht ausgezeichnet.
Am 16. April 1957 wird die LPG Typ III "Einheit und Frieden" mit 3 Betrieben und 45 ha Land gegründet. Am 1. April 1960 kommt es zur Bildung der LPG Typ I "Rinderzucht". Mit dem Zusammenschluss der LPG vom Ort Hermannsfeld sowie Haselbach und Gleimershausen entsteht am 1. Januar 1970 eine Groß-LPG Typ III mit 658 ha Nutzfläche.

Am 1. März 1965 kommt es durch Zusammenschluss der privaten Waldbesitzer zur ersten ZEW (Zwischengenossenschaftliche Einrichtung Waldwirtschaft) im Bezirk Suhl mit 1350 ha Wald.
1953 erhält der Ort eine Wasserleitung, die 1968 erweitert wird. Zur weiteren Entwicklung der Landwirtschaft werden errichtet: 1 Schweinemastanlage für 300 Tiere, 1 Milchviehstall für 100 Tiere, sowie Zuchtsauen- und Kälberstallungen, 5 Betonsilos, 2 Feldscheunen, 1 Geräteschuppen, Lagerräume und eine Schlosserwerkstatt. Die BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) erbaut ein Mehrzweckgebäude. Ein Gemeindeamt wird eingerichtet, 5 neue Einfamilienhäuser erbaut. Außerdem wird eine Leichenhalle, ein Feuerlöschteich mit Gerätehaus und ein Sportplatz sowie 700 lfd. Meter Kanalisation fertiggestellt. Des Weiteren werden eine Kinderkrippe, ein Kindergarten und eine Schwesternstation eingerichtet.

Im Ort befinden sich eine KONSUM-Gaststätte und eine Konsumverkaufsstelle. Etwa 90 Mitglieder sind bis 1990 in der LPG beschäftigt. Außerdem werden ca. 110 Arbeiter und Angestellte im Ort erfasst.
Vier politische Parteien, eine starke DFD-Ortsgruppe (Demokratischer Frauenbund Deutschland) mit über 60 Mitgliedern, VdgG ( Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe), FDJ (Freie Deutsche Jugend), DRK (Deutsches Rotes Kreuz), GST (Gesellschaft für Sport und Technik), Sportler, Volkssolidarität u.a. Massenorganisationen bestimmen das gesellschaftliche Leben im Ort.

Im Jahr 1970 werden durch die Bürger in zahlreichen freiwilligen Arbeitseinsätzen ein Kulturhaus im Zentrum der Gemeinde errichtet und in den 80er Jahren erweitert.

2. Situation nach der Grenzöffnung 1989 bis 1996

Mit Öffnung der Grenze 1989 ändert sich das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde dahingehend, dass zahlreiche Einwohner den Ort verlassen und in die alten Bundesländer abwandern. Viele Berufstätige aus Hermannsfeld suchen sich auch in unmittelbarer bayrischer Nachbarschaft ein Arbeitsverhältnis und verdienen bis zur Gegenwart als "Pendler" den Lebensunterhalt für ihre Familien.
In wirtschaftlicher bzw. gewerblicher Hinsicht gibt es nach 1990 wenig Veränderungen im Ort. Neben dem bestehenden Landwirtschaftsbetrieb, der Agrargenossenschaft Hermannsfeld mit Sitz in Stedtlingen, entwickelt sich die Gärtnerei Vogtmann unter der Geschäftsführung von Christiane Vogtmann zu einem kleinen Familienunternehmen. In der Gärtnerei sind bis zur Gegenwart zahlreiche Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Betriebe sind nicht ansässig.
Im Zuge der Dorferneuerung werden im den 90er Jahren zahlreiche private und öffentliche Gebäude modernisiert bzw restauriert. Die Straßen im Ort sind grundhaft ausgebaut worden, so dass dem Besucher freundliche Ortsansichten in der kleinen Gemeinde erwarten.

Seit dem 1. August 1996 gehört die Gemeinde Hermannsfeld mit Haselbach und Gleimershausen zur Gemeinde Rhönblick. Bürgermeister der Einheitsgemeinde ist Dellfried Steppa. Die Gemeindeverwaltung hat ihren Sitz in Helmershausen, Marktgasse 106.

3. Informationen zu den Aktenüberlieferungen in das Kreisarchiv:

Am 1. Juli 1955 wird das Archivgut aus der Zeit vor 1945 in das Kreisarchiv Meiningen übernommen. 1959 wird es geordnet und verzeichnet. Als Findhilfsmittel dienen bis 2005 die Verzeichnungskarteikarten. Danach erfolgt im Kreisarchiv Schmalkalden-Meiningen die Eingabe der Verzeichnungskartei in eine spezielle Archivsoftware. Somit ist eine schnelle Recherche nach Schlagwörtern in dem Archivbestand "Gemeinde Hermannsfeld" möglich.
Eine zweite Aktenübernahme erfolgt durch Frau Hoyer am 7. Juni 2010 in das Kreisarchiv. Es werden die Verwaltungsakten bis zum 31. Juli 1996 übernommen. Ab dem 1. August 1996 erfolgt dann die Aufnahme von Hermannsfeld in die Gemeinde Rhönblick.

Der zeitliche Umfang des Bestandes "Gemeinde Hermannsfeld":

1801 - 1996; 1999 - 2007
Umfang: 19,35 lfm; 900 AE (Akteneinheiten)

Gliederung der Gemeindeakten innerhalb der Verzeichnungskartei und im Findbuch der Gemeinde Hermannsfeld:

00 Allgemeine Angelegenheiten
01 Land- und Forstwirtschaft
02 Polizei- und Militärwesen
03 Volksbildung und Kultur
04 Arbeit und Sozialwesen
05 Gesundheitswesen
06 Bauwesen
07 Grundstücks- und Wohnungswesen
08 nicht belegt
09 Finanzwirtschaft

Quelle: "Das Kreisarchiv Meiningen und seine Bestände", Teil I von Adolf Ansorg, 1971

Die Unterlagen unterliegen einer Schutzfrist von 30 Jahren. Für die Benutzung ist ein Antragsverfahren zur Fristverkürzung gemäß § 17 Abs. 5 Thüringerarchivgesetz notwendig.


Angelika Hoyer
Kreisarchivarin