Vorwort

Geheimes ArchivLaufzeit:1092-1919Umfang:
ca. 6.800 Stück

Findmittel:
Findbuch

Inhalt:
QQ A-D Verträge des Ernsetinischen Hauses in Abschrift 1547-1633.- QQ E Teilungsverträge des Ernstinischen Hauses 1572-1822.-
QQ F Verträge Sachsen-Gothas mit dem Kurfürsten von Mainz wegen Erfurt 1657-1720.- QQ G Fürstliche Eheberedungen 1567-1909.- QQ H Testamente, Erbschafts- und Vormundschaftssachen 1553-1893.-
QQ I Sachsen-lauenburgische Erbschaftssachen 1507-1732.- QQ K Verträge über gemeinschaftliche Hausverfassung des Hauses Wettin Ernestinischer Linie 1694-1900.- QQL Verschiedene fürstliche Unionen 1650-1738.- QQ M Allianzen 1677-1861.-
QQ N Allianzen- und Subsidienvertrag mit König Ludwig XIV. von Frankreich 1701.-
QQ O Stiftungsbriefe über Hilfskassen und Hilfsanstalten 1629-1858.- QQ P Kauf- und Wiederkaufsachen: Ämter Oberkranichfeld, Holzminden und Staufenberg, Walkenried, Tonna, Borna in Sachsen, Königsberg in Franken, Güter Friedrichswerth, Molsdorf, Callenberg, Rosenau, Gauerstadt bei Coburg 1566-1863.- QQ Q Grenzsachen 1588-1890.-
QQ R Schuldsachen 1583-1794.-
QQ S Alternations-Rezesse 1653-1854.-
QQ T Kaiserliche Privilegien, besonders Primogenitur- und Titulatursachen 1638-1733.- QQ U Jagdrezesse 1646-1880.- QQ W Floßsachen 1827 nach Altenburg abgegeben.- QQ X Steuersachen 1712-1895.-
QQ Y Münzsachen 1691-1867.-
QQ Z Pachtsachen 1690-1772.-
QQ AA Verträge mit Nachbarstaaten 1717-1862.- QQ BB Rezesse mit den Fürsten zu Schwarzenburg 1716-1825.- QQ CC Rezesse mit den Grafen zu Hatzfeld und den Fürsten zu Hohenlohe als Inhaber der ehemals Gleichenschen Herrschaften 1716-1870.-
QQ DD Religionssachen 1676-1734.-
QQ EE Vermittlungen 1729-1730.-
QQ FF Verleihung ausländischer Orden und Würden an die Gothaer Herzöge 1726-1902.- QQ GG Reichsmatrikularsachen und Kammerzieler 1873 an das Gemeinschaftliche Hennebergische Archiv nach Meiningen abgegeben.- QQ HH Rheinbund 1806-1812.- QQ JJ Auflösung des Rheinbundes, Wiener Kongreß und die Errichtung des Deutschen Bundes 1813-1819.- QQ KK Urkunden und Briefschaften Herzog Bernhards zu Sachsen-Weimar (1604-1639), insbesondere über das ihm von Schweden verliehene Herzogtum Franken 1630-1635.- QQ LL Ausstellung und Organisation des gothaischen Kontingents zum deutschen Bundesheer 1821.-
QQ MM Verträge verschiedenen Inhalts zwischen dem Hause Sachsen-Gotha und anderen Fürsten 1817-1919.-
QQ NN Postwesen 1817-1867.-
QQ OO Eisenbahn 1840-1900.-
QQ ZZ Lehnsachen und Privilegien 1350-1792.- QQ * Nachträe zu QQ A-ZZ 1385-1723.-
QQ I Thüringische Klöster:
a. Zisterzienserinnenkloster Allendorf bei Bad Salzungen 1932 an das Landesarchiv Meiningen abgegeben,
b. Zisterzienserinnenkloster St. Catharina zu Eisenach, kleiner Bestand 1278-1426,
c. Zisterzienserinnen-, später Augustiner-Eremitenkloster zum Heiligen Kreuz in Gotha 1253-1568,
d. Zisterzienserkloster Georgenthal 1143-1552,
e. Benediktinerinnenkloster Heusdorf bei Weimar keine Archivalien, f. Zisterzienserinnenkloster Ichtershausen 1147-1518, ff. Zisterzienseriennenkloster Oberweimar 1867 an das Haupt- und Staatsarchiv Weimar abgegeben,
g. Benediktinerabtei Reinhardsbrunn 1039-1527, h. Zisterzienserinnkloster Döllstädt in QQ X eingegliedert, i. Zisterzienserkloster Volkenroda bei Mühlhausen kleiner bestand 1218-1524,
QQ I Fränkische Klöster:
a. Augustiner-Eremiten-Kloster Königsberg in Franken 1363-1515.
QQ I Verschiedene Klöster und Kirchen zumeist Pfarrkirchen des Gothaer Landes 1140-1644, QQ II Ministratur über Kirchen und Schulen (Verwaltung der sequestrierten Klostergüter in Gotha), enthält auch die Urkundendes Augustinerklosters zu Gotha 1275-1723, QQ III Ämter Eisfeld, Georgenthal, Gotha, Heldburg, Ichtershausen und Wachsenburg, Kranichfeld, Creyenberg, Reinhardsbrunn, Tenneberg, Veilsdorf, Volkenroda 1222-1670, QQ IV Ämter Frauenbreitungen, Königsberg, Sand, Wasungen 1292-1665, QQ V KammergüterCallenberg und Lützendorf 1536-1677,
QQ VI Verträge mit dem Stift Hersfeld 1547-1621, QQ VII Vertag mit Landgraf Wilhelm von Hessen 1655, QQ VIII Graf von Schwarzenburg 1324-1544, QQ IX Eisenberg 1931 nach Altenburg, Meiningen und Weimar abgegeben, QQ X Grafen von Gleichen und Tonna und Zisterzienserinnenkloster Döllstädt 1291-1668, QQ XI Würzburger Urkunden 1418-1631, QQ XII Vermischte auswärtige Urkunden 1274-1837, QQ XIV Urkunden aus dem Wittenbergischen Gesamtarchiv 1324-1484, teilweise mit Regesten erschlossen.

QQ I d Kloster Georgenthal

Urkunden des Zisterzienserklosters Georgenthal
Laufzeit: 1144-1552
Umfang: 396 Urkunden

Die Gründung auf dem Berg und Verlegung des Klosters ins Tal

Über die Gründung des 16 km südlich von Gotha liegenden Klosters Georgenthal geben die Abschriften von zwei Briefen Auskunft, die in einem Kodex, "der einzigen Handschrift der Reinhardsbrunner Briefsammlung", enthalten sind. Obwohl undatiert, ermöglicht ihr Inhalt, das Entstehen der Georgenthaler Zisterzienserabtei, des Hausklosters der Grafen von Schwarzburg-Käfernburg, zeitlich einzuordnen. In dem einen der beiden Schreiben wandte sich der Naumburger Bischof Udo I. (1125-1148),ein Bruder des thüringischen Landgrafen Ludwig I. (gest. 1140), an den Morimonder Abt mit der Bitte, dass der aus Morimond stammende Mönch Eberhard, die beabsichtigte Gründung eines Tochterklosters nicht (…) näher, als es sich geziemt und zuträglich ist, bei der Abtei Reinhardsbrunn ... vornehmen solle .
Mit dem Verweis, dass das landgräfliche Kloster Reinhardsbrunn (GermBen 10: Mitteldeutschland) von unsrem Vater Graf Ludwig gebaut und auch von seinen Söhnen bisher sicher geehrt und geschützt (…) sei, sah der Bischof eine solche Nachbarschaft kritisch, da diese nicht ohne Einfluss auf Hab und Gut der Gemeinden, nicht ohne Gefahr für die Seelen der Bevölkerung gehandhabt werden kann. Schließlich appellierte er an die "Klugheit" des Morimonder Abtes, damit dieser den vorgenannten Mönch zurückhielte, oder ihm den Befehl erteilt, sich einen geeigneteren, uns aber wenig schädlichen Ort auszuwählen (…).
Unterschiedlich sind in der älteren Forschung die Ansichten über das Datum dieses Schreibens. BAETHCKE geht davon aus, dass es noch vor 1137 verfasst wurde, ohne dies näher zu begründen und schließt sich wohl HÖFLER an, nach dessen Dafürhalten der Brief an den Morimonder Abt Otto von Freising gerichtet war, der nach einem fünfjährigem Aufenthalt in Paris 1132 gemeinsam mit 15 anderen deutschen Adeligen in das Kloster Morimond eintrat. Im Januar 1138 wurde Otto vom Konvent zum Abt des Klosters Morimond gewählt und noch im gleichen Jahr von König Konrad III. als Bischof von Freising eingesetzt. Folgt man der Argumentation HÖFLERs, der Naumburger Bischof Udo habe sich an den Abt Otto von Freising als einen ihm bekannten deutschen Adeligen gewandt, dürfte der Brief nicht auf 1137, sondern kann nur auf das Jahr 1138 datiert werden. Aber auch dieser Zeitpunkt wird durch den Inhalt selbst widerlegt. Da Landgraf Ludwig I. - er starb am 12. Januar 1140 - bereits als dahingeschieden bezeichnet wird, kann der bischöfliche Brief nur nach dem Tod des Landgrafen verfasst worden sein. Wie auch das Schreiben datiert werden mag, fest steht, dass Graf Sizzo III. von Schwarzburg-Käfernburg (1109-1160) schon vor die Gründung eines Klosters als Machtdemonstration gegenüber der Herrschaft der Landgrafen plante.
Bereits im beginnenden 12. Jahrhundert hatte Graf Sizzos gleichnamiger Vorgänger, Sizzo II., ein "erstes monastisches Zentrum errichtet, (…) das dem entstehenden hochmittelalterlichen Geschlecht offenbar vor der Gründung Georgenthals als Hauskloster" diente . Die aus dem Hochadel stammende Dame Paulina (gest. 1107) gründete nach dem Vorbild des Klosters St. Peter und Paul in Hirsau im Schwarzwald (GermBen 5: Baden-Württemberg) und unter dem Schutz der Schwarzburg-Käfernburger Grafen ein Benediktinerkloster, das später nach ihrer Gründerin Paulinzella (GermBen 10: Mitteldeutschland) benannt wurde. Schon in der Gründungsphase wird in den Quellen dieser ältere Graf Sizzo als Vogt benannt. In dieser Funktion trat er ein Jahr nach dem Tod Paulinas in Erscheinung, um den Bestand der Klosterstiftung zu sichern, da 1108 der Mönchskonvent den ursprünglichen tief im Tal liegenden Gründungsort mit dem Ziel verlassen hatte, sich in dem wohl günstiger gelegenen Rothenschirmbach bei Querfurt anzusiedeln. Erst nach dem Einschreiten Graf Sizzos II. kehrten die Mönche nach Paulinzella zurück und der begonnene Bau der Klosteranlage konnte fortgesetzt werden. Mit der Weihe der Klosterkirche im Jahre 1124 war die problematische Gründungsphase abgeschlossen. Es ist anzunehmen, dass in dieser Zeit Graf Sizzo III. sämtliche Besitz- und Herrschaftsrechte von seinem gleichnamigen Vorgänger übernommen hatte, zu denen auch die Vogtei über Paulinzella gehörte.
Noch während der Bauarbeiten an den Klostergebäuden in Paulinzella, stiftete Sizzo III. um 1140 an der nordwestlichen Grenze seines Territoriums, unweit des heutigen Altenbergen, auf dem Georgenberg (mons s. georgii) in der Flur Asolveroth, ein weiteres Kloster. Dieses zweite monastische Zentrum wurde "zum eigentlichen Hauskloster des durch ihn begründeten hochmittelalterlichen Adelsgeschlechts der Grafen von Schwarzburg-Käfernburg". Mit der Übertragung der Stiftung an den Zisterzienserorden verband sich Sizzo III. und seine Familie mit der fortschrittlichsten monastischen Reformbewegung. Neben einer reichen Dotation von Ländereien stellte er demKloster eine bestehende Burganlage zur Verfügung, die seit langem die Besitzrechte der Schwarzburg-Käfernburger in diesem Gebiet sicherte.
Die Gründung eines Zisterzienserklosters in diesem Territorium hatte durchaus machtpolitische Hintergründe. Durch das Erstarken des 1085 gegründeten ludowingischen Hausklosters sah Sizzo III. seine angestammten Rechte in diesem Gebiet zunehmend gefährdet. Es lag wohl nahe, dass eine Klosterstiftung der sich ausdehnenden Rodungsherrschaft der Ludowinger wirkungsvoll Einhalt gebieten konnte und die eigenen gräflichen Besitzungen auf Dauer sicherte. Der Vorgang des Übereignens von Burgen an einen Mönchsorden war in dieser Zeit typisch für das gesamte Reichsgebiet, spiegelt er doch die Autonomiebestrebungen und politischen Interessen des hohen und mittleren Adels wider. Darüber hinaus darf nicht die gewachsene Frömmigkeit dieser Grafen und Fürsten außer Acht gelassen werden. Die sich vom 11. bis zum 13. Jahrhundert vollziehenden wirtschaftlichen Veränderungen führten zu neuen Formen des religiösen Lebens. Ihren Ausdruck fanden sie in der Sakralisierung des Rittertums, der Gottesfriedensbewegung und dem Kreuzzugsgedanken. Der Brief des Bischofs Udo von Naumburg an den Abt von Morimond hatte die käfernburgische Klosterstiftung nicht verhindern können: Mit Eberhard von Berg als Abt ließen sich um 1140 die aus Morimond kommenden Zisterziensermönche auf dem Georgenberg nieder. Bei Grabungen auf der Höhe des heutigen Georgenberges konnten Mauerzüge freigelegt werden, die auf eine Befestigung sowie aufgehendes Mauerwerk eines rechteckigen Bauwerkes schließen lassen. Die aus fein bearbeiteten Sandsteinquadern gefügten Mauern und die zu Tage geförderten Mengen an mittelalterlichem Bauschutt stammen offensichtlich von jenen Gebäuden, die um 1140 von den Mönchen aus Morimond bis zum Bau des späteren Klosters im Tal genutzt wurden.
Die Sorge der Reinhardsbrunner Mönche über den neu entstehenden Machtfaktor in ihrem Einflussgebiet schilderte Abt Ernst von Reinhardsbrunn in einem um 1144/45 zu datierenden Brief an Papst Lucius III. (1181?1185): (…) Ein gewisser Mönch des Zisterzienserordens, ein Mann nach der Würde des Geschlechts von edler Herkunft, hat nämlich vor nicht langer Zeit eine Abtei eine halbe Meile von unserem Kloster entfernt errichtet; und nachdem unsere und deren Besitztümer vermischt worden sind, fürchten wir sehr, dass es zwischen den Brüdern beider Klöster, deren Herz in Christo eines und deren Seele eine sein soll, immerwährend Streitigkeiten und großes Ärgernis gibt. Deshalb bitten wir inständig, dass sie auf den Befehl Eures Willensspruches zu einem anderen Ort fortgehen, damit unser Kloster, das bisher mit großem Ansehen tätig gewesen ist, nicht irgendeinen Schaden erleidet (…).
Dass sich Graf Sizzo III. unmittelbar an das Zisterzienserkloster Morimond mit der Bitte wandte, einen Konvent nach Thüringen zu entsenden, erscheint in der Gründungsgeschichte Georgenthals besonders bemerkenswert. Ohne Zweifel sind dafür die engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu Graf Eberhard von Berg ausschlaggebend gewesen, der wahrscheinlich schon seit 1131/32 als Mönch im Kloster Morimond lebte . Gisela, die Gemahlin Sizzos III., entstammte gleichfalls dem bergischen Grafenhaus, also jenem Geschlecht, das selbst wenige Jahre vor der Gründung Georgenthals das Zisterzienserkloster Altenberg gestiftet hatte. Dem offensichtlich zwischen den Klöstern Altenberg und Georgenthal bestehenden Zusammenhang ist jedoch von der bisherigen Forschung nur wenig Beachtung geschenkt worden. Auch in Altenberg war Eberhard von Berg, unterstützt von seinen Brüdern Adolf II. und dem Kölner Erzbischof Bruno II. (1131-1137), der eigentliche Initiator der Klostergründung gewesen. Eberhard und Adolf von Berg überließen am 25. August 1133 dem aus Morimond kommenden Konventunter Abt Berno die an der unteren Dhünn gelegene Stammburg ihres Geschlechtes, deren Funktion eine neu errichtete Anlage an der Wupper übernahm. Wie später auf dem Georgenberg handelte es sich um eine zunächst nur provisorische Unterkunft für die Zisterzienser. Nach dem Bau der erforderlichenGebäude und der Weihe des Chores der Klosterkirche im Jahre 1145 zog der Konvent um.
Graf Eberhard von Berg war also nicht nur der erste Abt von Georgenthal, sondern hatte bereits vorher wesentlichen Anteil an der Gründung des Klosters Altenberg. Diese familiengeschichtlichen Zusammenhänge lassen vermuten, dass Graf Sizzo III. bereits in den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts die Absicht hatte, in seinem Herrschaftsbereich ein Zisterzienserkloster zu stiften. In dem genannten Zeitraum war Eberhard Mönch in Morimond, dem 1138 der spätere Bischof von Freising, Otto, als Abt vorstand. Die Umstände, die Eberhard von Berg veranlassten, in das Kloster Morimond einzutreten, wurden seit dem späten Mittelalter legendenhaft überliefert und von OTTO 1737 in der "Thuringia sacra" niedergeschrieben: Dieser (Eberhard) hat in jungen Jahren mit seinem Bruder Adolf die befestigten Anlagen Altena und Altenberg nahe dem Rhein angelegt. Beide Brüder sind im Jahre 1126 ein Bündnis mit dem Limburger Herzog eingegangen und leisteten ihm Beistand gegen den Herzog von Brabant sowie die Grafen von Löwen und Flandern. Als das Gefecht zwischen den Streitenden geschlagen und viel Blut auch in den eigenen Reihen geflossenwar, hat Eberhard ob dieses Vorhabens Reue empfunden und, um sich selbst Strafe dafür aufzuerlegen, dass er die Truppen in die Schlacht geführt und sich selbst in höchste Lebensgefahr begeben hatte, ist er in weit abgelegene Gebiete gegangen. Die Herkunft seines Geschlechtes und das hohe väterliche Ansehen missachtend, hat er damals, einerseits um sein Leben zu fristen, andererseits um seinen Hochmut zu demütigen, nicht verschmäht, Schweine zu hüten, damit er nicht erkannt werde. Als diese Tatsache dessen ungeachtet dennoch bekannt geworden war, hat er auf Anraten des Morimonder Abtes das geistliche Gewand angelegt, sich den Regeln des gesegneten Benedikt unterworfen und in die klösterliche Gemeinschaft zurückgezogen. Dort zeigte er, mit den heiligen Lehren und Tugenden vertraut gemacht, ein so großes inneres Feuer an Frömmigkeit, dass es, als er eine Reise unternahm, um Freunde zu begrüßen, den Anlass gab, zwei Klöster zu gründen: das erste ist in dem ihm von seinem Bruder überlassenen Altenberg, das andere auf seinen Ratschlag hin von Sizzo, dem Käfernburger Grafen, im Dorf Asolveroth errichtet worden, wo er selbst erstmalig das Amt des Abtes übernommen hat. Mag das tatsächliche Geschehen in den legendenhaften Darstellungen, die nach dem TodeEberhards verbreitet wurden, verklärend ausgeschmückt worden sein, so wird doch eines deutlich: An seiner Person zeigt sich das durch tiefe Frömmigkeit geprägte Verhalten großer Teile des Adels im 12. Jahrhundert. Eberhard hatte bis zum Jahre 1152 das Amt des Abtes von Georgenthal inne. Was ihn schließlich bewog, in seine Heimat zurückzukehren, ist aus den Quellen nicht zu erschließen. Fest steht dagegen, dass Withelo zu seinem Nachfolger gewählt wurde.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gingen die ehemals recht engen Kontakte zwischen Georgenthal und Altenberg erheblich zurück, und beide Abteien nahmen in den folgenden Jahrzehnten eine unterschiedliche Entwicklung. Für den Bau des im Tal gelegenen Klosterkomplexes von Georgenthal sind dennoch wichtige Anregungen aus Altenberg gekommen.
Ungeachtet des Konfliktes mit der Abtei Reinhardsbrunn bestätigte am 20. März 1143 der Mainzer Erzbischof Heinrich von Wartburg (1142-1153) das zunächst auf dem Georgenberg eingerichtete Zisterzienserkloster in seinen Rechten: Heinrich, durch Gottes Gnade (gracia dei) Erzbischof von Mainz (Mogontinensis ecclesi), tut kund, dass der edle und eifrige Mann Sizzo, Graf von Käfernburg (Kevernberc), zusammen mit seiner Gattin Gisela an einer Stelle seines Besitzes, genannt Georgenthal (‚vallis' auf Rasur, statt ‚mons s. georgii') ein Kloster (cenobium) zu gründen und mönchisches Leben daselbst einzurichten beschlossen hat. Unter Zustimmung des Erzbischofs haben sie aufden Rat von Äbten und Pröpsten den Zisterzienserorden ausgewählt, bei dem Weltverachtung, freiwillige Armut, Erniedrigung, Gehorsam und Liebestätigkeit im Vordergrund stehen, haben aus Morimond (de Morimundo) Mönche (monachos) und Laienbrüder (conversos) untadligen Lebenswandels herbeigeholt und einen frommen und gut beleumdesten Mann namens Eberhard, einen Verwandten des Grafen, einstimmig mit Zustimmung der Brüder zum gleistlichen Vater (patrem spiritualem) gewählt, den der Erzbischof durch bischöfliche Weihe (per pontificalem benedictionem) zum Abt ernannt hat. Darauf hat Sizzo mit seiner Gattin Gisela den Platz mit Zustimmung seiner Söhne Heinrich und Günther und seiner rechtmäßigen Erben Christus, der Maria und den Heiligen Georg und Benedict übereignet. Der Erzbischof bestätigt das Kloster, das künftig frei und fromm nach der Observanz der Zisterzienserbrüder leben und keiner weltlichen Gewalt oder Herrschaft unterstehen und weder ihm noch seinen Nachfolgern irgend einen weltlichen Dienst schuldig sein soll. Die Stiftung des Klosters ist von Seiten des Grafen erfolgt, damit die Mönche für sein Seelenheil beten, weil er selbst durch seine weltlichen Geschäfte verhindert ist, dies ausreichend zu tun.
Zur Sicherung des Besitzes hatte der Erzbischof auf Bitten des Grafen Sizzo, seiner Gattin Gisela und seiner Söhne Heinrich und Günther das Kloster und seine gegenwärtigen zukünftigen Besitzungen unter die besondere Obhut (mundiburdium) des heiligen Martin und den Schutz (tutela) der Mainzer Erzbischöfe gestellt. Die Urkunde (privilegii nostri pagina) wurde ausgestellt unter Anrufung der Dreieinigkeit, unter der Autorität der Heiligen Petrus und Paulus, unter der richterlichen Entscheidung aller Heiligen, und unter dem päpstlichen und erzbischöflichen Bann .
Auf der Urkunde ist deutlich eine Rasur zu erkennen. Anstelle von mons s. Georgii wurde vallis s. Georgii eingesetzt. SCHMIDT-EWALD, der Bearbeiter des Georgenthaler Urkundenbestandes, wies als Erster auf diese nachträgliche Veränderung der Ortsbezeichnung hin. Sie ist vermutlichschon kurz nach dem Umzug der Mönche vom Georgenberg in das Tal erfolgt. Die ständigen Streitigkeiten mit dem Kloster Reinhardsbrunn wegen der Rechtsansprüche in diesem Gebiet veranlassten die Georgenthaler offensichtlich, die Ortsangabe in dieser für sie so wichtigen Urkunde zu präzisieren. Erst in einer von Papst Clemens III. auf Bitten des Mainzer Erzbischofs Konrad von Wittelsbach (1161-1165; 1183-1200) im Jahre 1189 ausgestellten Urkunde ist eindeutig von Georgenthal - vallis S Georgii - die Rede.
Aus den genannten Quellen ergibt sich die für den Zeitpunkt des Entstehens des Talklosters wesentliche Frage danach, wann die Mönche den Georgenberg verlassen haben. Dies kann auf jeden Fall erst geschehen sein, als die neue Klosterkirche im Tal aufgeführt und ein geregelter Ablauf der Liturgie gesichert war. Auch König Konrad III. bestätigte im Jahr 1144 die Rechte des Klosters in monte Sancti Georgii: Konrad (III.) ... tut kund, dass Graf Sizzo von Käfernburg (Kefernberc) zusammen mit seiner Gattin Gisela und mit Zustimmung seiner Söhne Heinrich und Günther auf dem Berg des heiligen Georg, einem Ort der Verehrung nämlich und weithin der Einsamkeit (…) in monte sancti Georgii, in loco videlicet honoris et vaste solitudinis (…) ein Kloster (cenobium) gegründet und dort Liebhaber des Mönchlebens (monastice regionis) nach der Regel der Zisterzienser unter der Führung des ersten Abts Eberhard und seiner Nachfolger eingesetzt und das Kloster, so gut er konnte, mit eigenen Einkünften und Gütern zum Unterhalt der Klosterbewohner ausgestattet hat. Er nimmt das Kloster unter seinen Schutz und bestätigt ihm den Besitz des Platzes des Klosters selbst, der Güter und des Waldes mit folgenden Grenzen (…).
Acht Jahre später jedoch, im Jahre 1152, findet sich in einer von Papst Eugen III. ausgestellten Urkunde erstmals als Ortsangabe für das Kloster der Name Haseldroth . Im gleichen Jahr übereignete Graf Ludwig von Lohra dem Abt Withelo von Asolveroth oder St. Georgenberg - Asolveroth val mons St. Georgii - das Vorwerk Ratkersdorf und erhielt im Austausch dafür 3 ½ Hufen Land in Mühlberg und Siebleben. Die in den Urkunden dem Kloster zugeordneten Ortsnamen legen die Vermutung nahe, dass die Zisterzienser bereits vor dem Jahre 1152 vom Georgenberg in das Tal gezogen waren. Bis heute gibt es die nahe Georgenthal gelegene Flur Adolfsrod. Wohldeshalb kam es in der bisherigen Forschung zu divergierenden Ansichten darüber, ob sich der Konvent nach dem Verlassen des Georgenberges sofort am jetzigen Standort des Klosters niederließ. BRANDAU sieht Asolverode als eine "Zwischenstation" an, zumal er hier Gebäude vermutet, die schon vor der Gründung des Klosters bestanden haben. Da die stilkritische Analyse einiger baulicher Reste der Klosterkirche auf einen Bau in der Zeit von 1145 bis 1160 hinweisen, müssen Abt und Konvent demnach von der ursprünglichen Niederlassung auf dem Georgenberg unmittelbar an den Ort gezogen sein, an dem sich noch heute die Reste des Klosters befinden. Allein schon aus Gründen der zeitlichen Zuordnung ist daher die von BRANDAU genannte "Zwischenstation" Asolverode nicht anzunehmen. Glaubhafter erscheint dagegen die Erklärung STIEHLERS, der davon ausgeht, dass "die Umgegend von Georgenthal mit Innbegriff des St. Georgenberges" den Namen Asolverode trug . STIEHLER leitet ihn von Asulf her, jenem fränkischen Adeligen also, der gemeinsam mit Godolaus, Wilar, Gunder und Alvold über Besitztümer in diesem Teil Thüringens verfügte. Asulf, Alvold und Gundar gehörten mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Stammvätern der Grafen von Schwarzburg-Käfernburg. "Diese Beobachtungen legen den Schlußnahe, dass die späteren Schwarzburger seit dem Anfang des 8. Jahrhundert als fremde, wohl fränkische Grafen (802) in Thüringen geboten haben". Asolverode wäre demnach ursprünglich die Bezeichnung für die gesamte zum käfernburgischen Eigengut gehörende Flur, die aber zunächst auch auf das in dieser Flur errichtete Kloster übertragen wurde. Erst nach dem Bau und der Weihe der Klosterkirche dürfte sich dann allmählich der Name "Georgenthal" durchgesetzt haben.

Das Kloster im hohen und späten Mittelalter, Exemtion und Indulgenzen

In der Bestätigungsurkunde des Erzbischofs Heinrichvon Mainz aus dem Jahr 1143 werden die Grenzen des zum Kloster gehörenden Territoriums und weitere Besitzungen benannt: "Von dem Reinhardsbrunner Kloster Gut Altenbergen die trockene Leina entlang nach dem Kreuz und der Ebertswiese und von da über den Schmalwassergrund, den Rodebach und die Apfelstädt und über den Mühlhög zurück nach Altenbergen (…)" . PATZE wies darauf hin, dass der westliche Grenzverlauf des Georgenthaler Territoriums sich mit der Grenze deckt, die die Reinhardbrunner Fälschungen für dieses Kloster angeben. "Zur Erstausstattung gehörten außerdem die Güter Houwerieth (Heuröder Wiesen am Mirzberg), Asolverod (nördlich von Georgenthal) mit der Louba, die Hälfte des Dorfes Herrenhof und Herda (bei Ohrdruf)" . Mit der Verlegung des Klosters in das Tal der Apfelstädt nach 1150 war wohl eine effizientere Bewirtschaftung der Güter möglich geworden. Zugleich war man bestrebt, bestehende Streitigkeiten mit Reinhardsbrunn und Hersfeld (GermBen 7: Hessen) beizulegen. Wohl nach 1150 erfolgte deshalb zwischen beiden Klöstern eine Einigung über die Rechte am Dorf Herrenhof, in der Weise, dass man Grenzlinien und die Nutzung von Feldern und Wiesen festlegte. Zudem war 1186 durch einen Gebietstausch zwischen dem hersfeldischen Ohrdruf (GermBen 10: Mitteldeutschland) und Georgenthal ein lange schwelender Konflikt zunächst beigelegt, aber nicht beseitigt worden. Hersfeld erhob Anspruch auf verschiedene Besitzungen jenseits der Apfelstädt, darunter dieHälfte jenes Grundes, auf dem das Kloster selbst stand. Abt Johannes von Hersfeld bezichtigte in einem Schreiben vom 28. Juni 1209 Georgenthal, dass es die Hersfelder Güter jenseits der Apfelstädt gewaltsam an sich gebracht habe. Da eine gütliche Einigung nicht möglich war, wurden Richter bestimmt, die vom päpstlichen Stuhl eine Bestätigung erhielten. Zu ihnen gehörten der Abt von Paulinzella sowie die Pröpste von Vessra und Wächterswinkel. Schließlich mussten Abt Godefredus und zwei Mönche den rechtmäßigen Besitz beschwören. 1216 bestätigte Papst Innozenz III. Georgenthal denBesitz an Herrenhof, Nauendorf, Catterfeld, Ländereien in Siegelbach (bei Arnstadt), in Apfelstädt, Barkhausen und Ingersleben . Noch bis 1227 zogen sich die Auseinandersetzungen beider Klöster hin, die von Landgraf Ludwig IV. (1217-1227) zugunsten der älteren Kirche, das heißt Reinhardsbrunn,entschieden wurden.
Zahlreiche Privilegien bestätigten und sicherten die Besitzungen und Rechte Georgenthals. Päpstliche Urkunden, in denen die Ländereien des Klosters topographisch beschrieben sind, wurden von Eugen III. (1152) , Clemens (1189) , Innozenz III. (1216) , Honorius III. (1222) , Gregor IX. (1227) , Innozenz IV. (allein sechs Bullen aus dem Jahr 1259), Alexander IV. (1255), Clemens IV. (1266) und Innozenz V. (1276) ausgefertigt. Auch von den allgemeinen päpstlichen Privilegien, die dem Zisterzienserorden gewährt wurden, profitierte Georgenthal. So bestätigte 1274 Papst Gregor IX. dem Orden sämtliche Besitzungen und Papst Johann XXII. befreite 1330 die Zisterzienserklöster von allen Abgaben an den päpstlichen Stuhl (collectae papales). In gleicher Weise erfuhr die Abtei durch Erzbischöfe und Bischöfe entsprechende Rechte und Freiheiten. 1195 gestattete der Mainzer Erzbischof Konrad von Wittelsbach den Brüdern von Georgenthal das Vorrecht, dass seine Ministerialen und alle Getreuen der Mainzer Kirche dem Kloster nach Belieben zu ihrem Seelenheil oder im Wege des Verkaufs Güter übereignen dürfen.
Nach 1250 muss sich der Chor der Klosterkirche in einem baulich desolaten Zustand befunden haben, so dass über eine Instandsetzung hinaus ein Neubau notwendig wurde. Um die anstehenden Bauarbeiten zu finanzieren, erhielt das Kloster entsprechende Vergünstigungen. In einer am 20. März 1254 ausgestellten Urkunde befiehlt der Mainzer Erzbischof Gerhard I. Wildgraf von Dhaun (1251-1259) allen Pröpsten, Dechanten, Erzpriestern, Pfarrern und Vikaren der Mainzer Diözese, die Brüder oder Boten des Klosters Georgenthal, Zist. Ordens, Mainzer Diözese, freundlich aufzunehmen, wenn sie mit Indulgenzbriefen von ihm oder anderen bei dem ihm unterstellten Volk Almosen sammeln wollen für den teilweise baufälligen Chor des Klosters und für andere dringen notwendige Bauten, wie der Erzbischof mit eigenen Augen gesehen hat. Falls dem Erzbischof hierüber Klagen der Mönche zu Ohren kommen, droht den Schuldigen gebührende Strafe. Am 8. September 1257 gewährt Bruder Bartholomäus OCist, Bischof der Kirche der Heiligen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob vom Tale Ebron, wo die Gebeine ruhen (…), einem jeden Ablass, (…) der am Jahrestag der Weihe der Hauptkirche (maioris ecclesie) des Klosters und am Jahrestag der Weihe der Elisabethkapelle vordem Tore zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten und allen Marientagen innerhalb 8 Tagen die Kirche aufsucht und reichlich Almosen gibt .
Ende der fünfziger Jahre des 13. Jahrhunderts scheinen die Bauarbeiten begonnen zu haben, denn Graf Ernst von Gleichen gestattete auf Bitten des Georgenthaler Abtes Heinrich allen seinen Untertanen bewegliche oder unbewegliche Güter dem Kloster als Almosen zu übereignen. Die Bauarbeiten konnten wohl Ende 1266 abgeschlossen werden, da in diesem Jahr Heinrich Bischof von Havelberg mitteilte, dass das Kloster in kostspieliger Arbeit wiederhergestellt worden sei und es zur würdigen Einweihung und zum Unterhalt der ‚Klosterpersonen' der Almosen bedürfe. Schreiben ähnlichen Inhalts sind in dieser Zeit von den Bischöfen Hermann von Kammin (1266), Witicho von Meißen (1266), Gerhard von Münster (1266) , Friedrich von Merseburg (1266), Heinrich von Brandenburg (1266), Christian von Litauen (1267) sowie den Magdeburger Erzbischöfen Robertus (1266) und Konrad (1267) , dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein (1266, 1267) sowie dem Kardinalpriester und päpstlichen Legaten Guido (1266), einem früheren Abt von Citaux, ausgefertigt worden.
Die große Anzahl an Indulgenzen weist auf die Bedeutung hin, die man dem erneuerten Kirchenbau beimaß. Für die zahlreichen Pilger stand schon zu dieser Zeit das westlich der ehemaligen Klosterkirche gelegene Gästehaus zur Verfügung, das unter dem Namen "Kornhaus" bis heute erhalten blieb. So gewährt der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein (1259-1284) in einem Schreiben vom 24. August 1267 allen Bußfertigen einen Ablass von 40 Tagen, wenn sie zur Weihe der Kapelle des heiligen Bernhard oder zum Jahrestag der Weihe nach Georgenthal kommen. Gleichfalls gestattete er, nach Maßgabe des Abtes und Konventes, die Beichte des Gesindes und anderer gläubiger Leute abzunehmen. Die Pilgerströme müssen so groß gewesen sein, dass Erzbischof Werner dem Georgenthaler Abt und Konvent erlaubte, die zur Klosterweihe stattfindenden feierlichen Messen, außerhalb der Mauern des Klosters, an einem Altar zu halten.
Darüber hinaus wurde die noch im 18. Jahrhundert bestehende Kapelle auf dem Georgenberg ausgebaut und am 7. Oktober 1446 erteilt der päpstliche Legat Ludwig, das Recht auf dem Berg des heiligen Georg, einem Platz der dem Abt und seinem Kloster untersteht, am Feste des hl. Georg, des Patrons dieses Ortes, und während der Oktave dieses Festes, weil dann wegen des gewährten Ablasses ein großer Strom von Pilgern und eine große Volksmenge daselbst zusammenkommt durch sechs vom Papst ausgewählte Mönche die Beichte aller dort zusammenströmenden Menschen beiderlei Geschlechts (…) abzunehmen. Auch ein Schreiben des Abtes von Cîtaux, vom 13. September 1489 lässt zu den kirchlichen Feiertagen in Georgenthal große Pilgerströme vermuten. Der Abt und das Generalkapitel billigten im Hinblick auf die besondere Frömmigkeit des Georgenthaler Abtes und seines Konvents die bisherige Gepflogenheit, alljährlich am Freitag nach Fronleichnam eine feierliche Prozession im Kloster unter Vorantritt des Allerheiligsten und der Reliquien der Heiligen und dem nachfolgenden gesamten Konvent und Gesinde (familia) zu veranstalten bis zur Pforte des Klosters, wo in der Kapelle die Messe von der heiligen Jungfrau gesungen und eine Ermahnung an das Volk gerichtet zu werden pflegt .
Messen wurden auch in den Stadthöfen des Klosters Georgenthal gefeiert. So gestattete 1350 der Mainzer Erzbischof Gerlach II. von Nassau (1346-1371) dem Abt von Georgenthal das Abhalten der Messe und sonstiger heiliger Ämter aneinem tragbaren Altar. Dass das Kloster bis in das späte 14. Jahrhundert reiche Schenkungen erhielt belegt ein Schreiben vom 10. Juli 1380 des Mainzer Erzbischofs Ludwig von Meißen (1374-1381), denn er gestattet den Brüdern von Georgenthal sich Güter zum Heile ihrer Seelen schenken zu lassen oder Immobilien und andere Besitzstücke käuflich zu erwerben .
Von großer Bedeutung für die Eigenständigkeit des Klosters sind schließlich die Bestätigungsurkunden von König Konrad II. (1144), Kaiser Rudolph (1209) und König Albrecht (1305). In ihnen werden nicht nur der Grundbesitz fest umschrieben sondern auch die Rechte und Freiheiten des Klosters garantiert.
Zu den thüringischen Adelsgeschlechtern suchte man solche Beziehungen aufzubauen, die weitere Güter und Privilegien einbrachten. So übereignete 1195 Ludwig von Wangenheim, Dienstmann der Fuldaer Kirche, das Dorf Catterfeld dem Abt Wittekind und den Brüdern von Georgenthal, nachdem Abt Heinrich und die Brüder von Fulda zugestimmt hatten. Durch die Förderung des Grafen Lambert von Gleichen, des Vitztum Heinrich von Apolda sowie des Erfurter Schultheißen Friedrich erwarb Abt Eberhard am 29. August 1217 einen Hof im Erfurter Stadtteil Brühl. Weitere Stadthöfe erwarb das Kloster in Eisenach (ca. 1250), Arnstadt (1285) und Gotha (1253). 1227 verkauft Graf Hermann von Orlamünde sein Gut Tambuch an das Kloster Georgenthal. Bereits bis zum Ende des 14. Jahrhunderts besaß das Kloster zwölf Dörfer. Neben dem bereits erwähnten Catterfeld (1195) erwarb das Kloster Dietharz (1293), Gräfenhain (1230), Hayna (1198), Herda (1144) Herrenhof (1143, 1144, 1354, 1360), Hohenkirchen (1305, 1306, 1372), Cobstedt (1333, 1334, 1335), Nauendorf (1360, 1362), Ratkersdorf (1152) , Schönau (1331, 1335, 1354) und Tambach (1293).
Durch zahlreiche Schenkungen konnte der Grundbesitz bis zum 14. Jahrhundert erheblich vermehrt werden. Im Jahr 1293 sicherte sich Georgenthal die Rechte an der bei Tambach und Dietharz gelegenen Burg Waldenfels, die 1303 in den Klosterbesitz einging. Damit war das Einflussgebiet des Klosters bis auf den Rennsteig gefestigt und die Grafen von Henneberg konnten in diesem Bereich ihr Gebiet nicht weiter ausbauen. Auch die thüringischen Landgrafen bestätigten seit den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts den umfangreichen Klosterbesitz.
Nach dem Tode Herzog Wilhelms III. von Sachsen am 17. September 1482 musste Abt Nikolaus II. von Georgenthal vor Kurfürst Ernst von Sachsen erscheinen, um sämtliche päpstlichen, kaiserlichen und fürstlichen Privilegien demütig zur Bestätigung vorzulegen.

Zerstörung und Aufhebung der Abtei

Anfang des 16. Jahrhunderts schwand die einstige Macht Georgenthals. Hineingezogen in die Auseinandersetzungen zwischen der Bürgerschaft Erfurts und dem Erfurter Rat um den Verkauf des Amtes Kapellendorf im Jahre 1509, war auf Bitten einflussreicher Erfurter Bürger eine Mainzer Gesandtschaft zunächst in Georgenthal untergebracht worden. Die geplante Weiterreise nach Erfurt wurde durch sächsische Truppen gestoppt, die das Kloster am 19. Juli umstellten, die anwesenden Erfurter gefangen setzten und die Mainzer Gesandtschaft unter Begleitung von bewaffneten Reitern zur Rückreise zwangen.
Im September 1525 überfielen bewaffnete Bauern das Kloster und vertrieben die Mönche. Der letzte Abt des Klosters, Johannes III., erwähnt in einem Verzichtschreiben vom 17. September 1525, "dass ein mergklich und groß annzahl des gemeinen folcks gerott unnd mit iren bestenn wehrenn sich gesamlet, geweltiglich in das Closter Jorgental eingefallen sei,in den Gebäuden alles zerbrochen, zerhauen und zerschlagen und ihn selbst samt allen Mönchen mit bloßen Händen verjagt habe." Der Akt der Zerstörung des Klosters wird auch von OTTO 1737 ausführlich geschildert. Nachdem das Kloster umstellt war, wurde durch Brandpfeile und Reisigbündel gezielt Feuer gelegt, die Mönche von den Altären sowie aus den Kapellen getrieben und von Dächern des Klosters und den Mauern gestoßen und geplündert. Erst durch den bewaffneten Schutz des sächsischen Kurfürsten fanden die versprengten Georgenthaler als auch die Reinhardsbrunner Mönche Aufnahme imGothaer Augustiner Kloster. Während des Überfalls wurden die Bibliothek geplündert, wichtige liturgische Gegenstände entwendet sowie zahlreiche Altäre vernichtet.
Bis zur Auflösung des Klosters blieb Mutian dem letzten Georgenthaler Abt Johannes III. verbunden und scheint sich für ihn beim Kurfürsten Johann von Sachsen eingesetzt zu haben. Am 14. September 1525 dankte Abt Johannes III. freiwillig ab und erhielt vom Kurfürsten für seinen Unterhalt den Georgenthaler Hof in Gotha . Gegen Erbzins übertrug der Kurfürst als Domäne das weitgehend zerstörte Kloster dem kurfürstlichen Rat Nickel von Ende, der ab 1531 als "Klostervorsteher" die Bildung des Amtes Georgenthal, zu dem die umfangreichen Besitzungen des Klosters gehörten, organisierte. In dieser Zeit dürften die noch erhaltenen Aktenbestände nach Gotha gebracht worden sein, denn die Klausur- und Wirtschaftsgebäude wurden während der Grumbachschen Händel (1567) völlig zerstört. Anschaulich berichtete darüber der herzogliche Beamte Merten Christoff Schnee an Heinrich von Etzdorf in Weimar. Er habe 1567 das Kloster Georgenthal aufgesucht und festgestellt, dass es keinem Menschen möglich sei, in den Klostergebäuden zu wohnen: "(...) den jnn dem gantzen kloster nicht einer handt breitt noch ein fenster war, auch alle offenn (…) und fenster eingeschlagen und das bley alles dafonn mitgenommen, dergleichen auch kein korn getreide weder hey noch stroh da ist (…), die register und brief so noch nach dageweenn des meren deill zerissen und jnn die gemach hin und wieder zersträutt und mitt füssen druf gangen, und sonst alles im ganthen kloster von dischen, schrenken, spannbetten unnd anderenn zerschmissen und zerhauenn, deswegen Ich mitt meinenn gesinde unnd pfarrern da nicht wohl zu bleibenn. Ich hett denn mit Ihnnen wollen danzapfen essen, Wasser dringken und in zerschlagenenn kalteten sthubenn erfrieren (…)".
Im Jahr 1576 mussten die Bauern von Hohenkirchen, wegen der geschwindenn Sterbsläufften außerhalb ihres Dorfes einen Friedhof anlegen, der mit einer Mauer umgeben werden sollte. Der Gemeinderat wandte sich an die herzogliche Landesregierung und wies darauf hin, "dass im Ampt Georgenthall von den zerfallenen gebeuden Eine große menge, gemeiner Mauerstein die fortann Niemandts Nützlich, vorhanden und bat so viell gemeiner Mauersteine aus dem Closter Georgthall uns gneglich abzufhuren vorstadten". Bis zum Jahre 1577 standen offensichtlich nur noch die Umfassungswände der Klosterkirche. Im November 1577 wurde der Westgiebel des einstigen Sakralbaues abgetragen, der ziemlich feine feste, viereckichte und anndere Mauerstein hat . Offensichtlich fanden diese Steine beim Bau des Kirchturmes von Hohenkirchen Verwendung.Die schier unerschöpfliche Fülle von gut bearbeiteten Quadern nutzte man auch zum Ausbau der Georgenthaler Schossereigebäude und der St. Elisabethkirche in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Nach einem Hochwasser im Jahre 1595, das Teile einer Brücke weggerissen hatte, bargen die Handwerker "die fürnembsten wergstück inn großer Lebensgefahr vonn denn hochenn gemeuer im Kloster", um mit ihnen die entstandenen Schäden auszubessern. Den großen Bedarf an Werksteinen und Holz, der bei der Erweiterung und Modernisierung der Festung Grimmenstein notwendig wurde, deckten auch die stehen gebliebenen Klostermauern von Georgenthal und Reinhardsbrunn. Einer der Sequestatoren meldete um 1550, "dass auch von (...) Closter Georgenthal und Reinhardtsbrunn wolden allerley geholtze als dylenn bolenn bawholtz anhero zu s. churf. G. Schloßbaw gen Gotha gebracht worden".
Die noch stehen gebliebenen Teile des umfangreichen Klosterkomplexes zerstörten im Dreißigjährigen Krieg, am 8. Juni 1636, unter Befehl des Grafen Broy stehende schwedische Truppen. Verschont blieben lediglich die Amtsgebäude, das ehemalige Hospital, das inzwischen als Schüttboden für Getreide genutzt wurde, das Tor- und Pförtnerhaus sowie die St. Elisabethkirche.
Aus einer Fülle von schriftlichen Überlieferungen ist zu entnehmen, dass von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Mauerwerk des Klosterkomplexes systematisch abgebrochen wurde, um die so gewonnenen Steine anderweitig als Baumaterial zu verwenden. Heute (2010) sind von der einstigen Klosterkirche noch eindrucksvolle Steinfundamente, aufragende Mauern und Säulenfragmente zu sehen. Die im Laufe der Zeit aufgefundenen Werksteine, die sehr qualitätvoll gearbeitet sind, wurden im Erdgeschoss des sogenannten Kornhauses zusammengetragen.

Lutz Unbehaun, Kloster Georgenthal, in: Zisterzienserklöster in Hessen und Thüringen 2010, Germania Benedictina IV/1-2