Vorwort
Zur Geschichte der Gemeinde
Bauerbach liegt inmitten einer Hügellandschaft am Übergang von der Rhön zum Grabfeld etwa 10 Kilometer südlich von Meiningen. Der Ort selbst gehörte ursprünglich zur Mark Nordheim im Grabfeld. Im Jahr 887 wird er als "Buribah" urkundlich erwähnt, siehe (Dob. I 59-270).
887 war der Ort eine Grundherrschaft des Stiftes Fulda. Im 12. und 13. Jahrhundert war Bauerbach im Besitz der Henneberger Grafen. Berthold von Henneberg verkaufte das Dorf 1297 an den Truchseß Albert. In Folge kam Bauerbach in den Besitz der Herrn von Bibra und erhielt die Reichsritterschaft.
Herzog Bernhard I von Sachsen-Meiningen kaufte die Besitzungen um Bauerbach 1684 von Caspar von Bibra für 6.500 fl.(Florentin). Bald danach verkaufte dieser den Besitz wieder an die Reichsritterschaft bzw. an die Herrn von Wolzogen.
Bis 1806 gehörte Bauerbach zur Freien Reichsritterschaft, Kanton Rhön-Werra, innerhalb des Amtes Maßfeld. Bis zum Jahr 1808 stand Bauerbach unter würzburgischer Herrschaft und kam durch Tausch an das Herzogtum Meiningen, gehörte bis 1829 zum Verwaltungsamt Maßfeld, von 1829 bis 1872 zum Verwaltungsamt Meiningen, seit 1872 zum Landkreis Meiningen.
Mit der Gebietsreform am 1. Juli 1994 gehört die Gemeinde Bauerbach zum Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Bis zu ihrer Eingemeindung gehört Bauerbach der Verwaltungsgemeinschaft Salzbrücke an.
Am 1. Dezember 2007 entstand die Gemeinde Grabfeld aus dem Zusammenschluss der Mitgliedsgemeinden der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft.
Am 1. Januar 2012 verlor der Ort seine politische Selbstständigkeit und trat als Ortsteil der Gemeinde Grabfeld bei.
Zur Entwicklung der Einwohnerschaft:
Bauerbach hatte 1654: 14 geplünderte Nachbarn; 1811: 237 Einwohner (146 Christen und 91 Juden); 1852: 401 Einwohner (275 Christen und 126 Juden); 1900: 360 Einwohner; 1930: 332 Einwohner; 1946: 416 Einwohner; 1964: 386 Einwohner; 1994: 342 Einwohner; 2010: 252 Einwohner.
Um 1810 gab es 38 Wohnhäuser in dem Ort. Darin wohnten 24 Christen und 20 jüdische Familien. In den Jahren 1933 bis 1945 wurden alle jüdischen Mitbürger vertrieben und letztendlich durch den faschistischen Rassenwahn, den auch den beschaulichen Ort Bauerbach erreichte, umgebracht.
Eine Dorfordnung aus dem Jahr 1755 regelte die örtliche Gesetzgebung.
Mit der Separation (heute Flurbereinigung) wurde im Jahr 1891 begonnen.
Im 19. Jahrhundert wurde in Bauerbach überwiegend Ackerbau betrieben. Zahlreiche Handwerker bereicherten den Ort. Jüdische Mitbürger trieben Kleinhandel und Barchentweberei. Ein Teil der Bevölkerung lebte jedoch auch in sehr ärmlichen Verhältnissen.
Bekannt geworden ist der Ort 1782/1783 durch den bekannten Dichter Friedrich Schiller, als dieser auf der Flucht vor dem würtembergischen Herzog Carl Eugen auf dem Gutshof der Familie von Wolzogen für ein halbes Jahr als Dr. Ritter Unterschlupf fand. Bauerbach erhielt fortan einen bedeutenden Ruf innerhalb der deutschen Landen und darüber hinaus. Während seines Aufenthaltes schrieb Schiller "Kabale und Liebe" und entwarf erste Gedanken zu "Don Carlos". Die Gemeinde Bauerbach erweist dem Namen Friedrich Schiller bis zur Gegenwart alle Ehre. Mit der Gründung des bekannten Arbeiter- und Bauerntheaters im Jahr 1958 wurde die Tradition des berühmten Dichters in besonderer Weise gepflegt.
Seit 1990 wird es von den 130 Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins Dorftheater "Friedrich Schiller" Bauerbach e.V. betrieben und von professionellen Regisseuren geleitet.
Eine Gemeindevertretung ist nach Aktenüberlieferung der Gemeinde Bauerbach seit 1872 nachweisbar. Diese bestand aus sogenannten "Sechsern". Von der jüdischen Gemeinde des Ortes waren 2 Personen in die Gemeindevertretung gewählt. Zusätzlich hatte diese auch einen eigenen jüdischen Ortsvorstand. Dieser bestand aus 5 Personen. Außerdem hatte die jüdische Gemeinde einen eigenen Rechnungsführer, der in den Akten von 1849 bis 1865 nachweisbar ist.
Denn bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich im Ort viele jüdische Familien niedergelassen, die bis zu einem Drittel der Einwohner ausmachten. Sie legten u.a. einen jüdischen Friedhof auf einer Anhöhe des Ortsrandes an, der mit 365 erhaltenen Grabsteinen zu den größten in Südthüringen zählt.
In der Zeit des Nationalsozialismus entging die Synagoge an der Hauptstraße 58 der Vernichtung, weil diese 1937 "arisiert" - als Wohnhaus umgebaut worden war.
Die Gemeinde selbst entwickelte sich nach 1945 innerhalb einiger Jahrzehnte schnell weiter. Wasserleitung, Straßen, Schwimmbad, Kinderkrippe, Kindergarten und ein Feuerwehrgerätehaus wurden gebaut. Dazu kamen auch eine Mehrzweckhalle und eine KONSUM-Verkaufsstelle.
Die 1958 gegründete LPG Typ I (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) und die 1960 gebildete LPG Typ II schlossen sich am 1. Januar 1968 zur LPG Typ III zusammen. Im gleichen Jahr erfolgte auch der Zusammenschluss der LPG Bauerbach mit der LPG in Einödhausen.
Das bis 1945 in der Gemeinde entstandene Archivgut wurde 1956 in das Kreisarchiv nach Meiningen übernommen. Die Akten wurden 1967 geordnet und verzeichnet. Eine weitere Ablieferung durch die Gemeinde Bauerbach erfolgte in den 70er Jahren.
zeitliche Überlieferung: 1741 - 1981
Der Bestand "Gemeinde Bauerbach" liegt in Karteiform und EDV-Erfassung vor.
Umfang: 4,05 lfm (Laufmeter)
Klassifikation und Umfang der Überlieferung:
00 Allgemeine Angelegenheiten: 78 AE (Akteneinheiten); 01 Land- und Forstwirtschaft: 41 AE; 02 Polizei- und Militärwesen: 4 AE; 03 Volksbildung und Kultur: 18 AE; 04 Arbeit und Sozialwesen: 10 AE; 05 Gesundheitswesen: 5 AE; 06 Bauwesen: 8 AE; 07 Grundstücks- und Wohnungswesen: 4 AE; 08 Handel und Gewerbe: 8 AE; 09 Finanzwirtschaft: 79 AE.
Gesamt 255 AE = 4,04 lfm (Laufmeter)
Quellen: "Das Kreisarchiv und seine Bestände", Teil I, Adolf Ansorg, 1971, Seite 10 - 11.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bauerbach-(Grabfeld) vom 03.09.2015, 10.00 Uhr.
Die Unterlagen unterliegen einer Schutzfrist von 30 Jahren. Für die Benutzung ist ein Antragsverfahren zur Fristverkürzung gemäß § 17 Abs. 5 Thüringerarchivgesetz notwendig.
Bearbeitung: Erschlossen von Adolf Ansorg und Elke Schwerda; überarbeitet zur Onlinestellung von A. Hoyer und T. Pleiner 2016; Ergänzung nach Übernahme weiterer Akten und Verzeichnung 2020; Überarbeitung der Klassifikation 2023 durch T. Pleiner.