Runtime
1950-2001
Extent
45 VE
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Dr. Gerhard Friedrich Hasse (1925 - 2001)
war langjähriger Chefarzt des Diakonissenhauses, zugleich engagierter Politiker in der Zeit der friedlichen Revolution und den darauf folgenden Jahren.
Aus einem Pfarrhaushalt stammende, meldete er sich nach dem Abitur als Kriegsfreiwilliger, wurde 1943 verwundete und studierte anschließend in Berlin, Prag und Kiel Medizin.
Nach dem Staatsexamen und der Promotion 1948 in Kiel, ließ er sich zum Missionsarzt ausbilden, war 1948 Assistenzarzt im Krankenhaus Gerbstedt/Halle und 1954 Facharzt für Chirurgie an der Universitäts-Klinik Jena. 1957 ging er als Oberarzt an das Katholische Krankenhaus nach Heiligenstadt. Von 1960 bis 1992 wirkte er als Chefarzt des Diakonissenkrankenhauses in Eisenach.
An der friedlichen Revolution in Eisenach beteiligte er sich in vorderster Reihe als Organisator von Demonstrationen, als Moderator am Runden Tisch und als Verhandlungsführer mit Behörden und der Staatsssicherheit. Hasse war 1989 Mitbegründer des "Demokratischer Aufbruch" (DA), zeitweise dessen Vorsitzender, später Ehrenvorsitzender und seit 1990 Fraktionsvorsitzender in der Eisenacher Stadtverordnetenversammlung. Nach der Vereinigung des DA mit der CDU engagierte er sich bei den "Bürgern für Eisenach", deren Fraktionsvorsitz in der Stadtverordnetenversammlung er 1994 übernahm. Gleichzeitig wurde er Seniorenbeauftragter des Eisenacher Oberbürgermeisters. Hasse engagierte sich zeitlebens für Belange der Kirche, war Mitglied der Synode des Bundes und der thüringer Synode der Evangelischen Kirche, 1960 bis 1992 Mitglied der diakonischen Konferenz Thüringen und der DDR. Von 1980 bis 1992 war Hasse Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft christlicher Ärzte und gleichzeitig Mitglied des Exekutivkommitees Christlicher Ärzte (ICCP) mit Sitz in London. In Eisenach gründete er den Rotaryclub. Hasse wurde vielfach geehrte unter anderem mit dem
Bundesverdienstkreuz und der Paul-Harris-Fellowship-Medaille. In Eisenach ist einem Straße nach ihm benannt. Er war seit 1952 verheiratet und hatte vier Kinder.
Das Nachlass wurde 2010 von den Erben der Stadt Eisenach geschenkt.
Im Findbuch fehlen die lfd. Nr. 11, 28, 36, 37 fehlen, da Sie auf Wunsch den Erben zurück gegeben wurden.
Der Nachlass widerspiegelt das politische, gesellschaftliche und berufliche Wirken Dr. Hasses in vorzüglicher Dichte. Sein Wirken im Demokratischen Aufbruch sowie bei den Bürgern für Eisenach findet ebenso seinen Niederschlag wie seine Aktivitäten als Seniorenbeauftragter. Der Nachlass enthält Vorträge, wissenschaftliche Arbeiten, autobiographische Aufzeichnungen, Notizbücher und Kalender. Sein besonderer Wert besteht darin, dass sich die politisch bewegte Zeit zwischen 1989 und 1990 in Eisenach anhand verschiedener Konvolute in diesem Nachlass rekonstruieren lässt. Wertvoll sind überdies die politischen, persönlichen, religiösen und gesellschaftlichen Reflexionen Hasses, die der Nachlass enthält.
Die Nrn. 10, 17, 18 und 22 unterliegen auf Wunsch der Erben einer Einschränkung in der Benutzung.