Inventory signature
3-94-1070
Runtime
1725, 1865 - 1975
Extent
0,50 lfm
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Der Lehrer und Heimatforscher Fritz Robert Haardt wurde als Sohn des Expedienten Carl Theodor Nosky und seiner Ehefrau Marie Elise am 15. August 1896 in Gera geboren. Am 28. Mai 1920 ließ Fritz Robert Nosky seinen Nachnamen offiziell in Haardt ändern.
Nach Abschluss der Mittelschule in Gera besuchte er zwischen 1912 und 1917 das Fürstliche Seminar in Schleiz. Seinen Vorbereitungsdienst zum Volksschullehrer begann Haardt am 1. Mai 1916. Dieser wurde unterbrochen durch seine Einberufung zum Heeresdienst. Nach dieser Ausbildung zum Infanteristen des 7. Thüringischen Regimentes Nr. 96 wurde Haardt ab März 1917 an der Westfront eingesetzt und dort schließlich bei Stellungskämpfen in Artois/Frankreich schwer verwundet. Dabei verlor er durch einen Kopfschuss sein rechtes Auge.
Ab Dezember 1917 bis Ostern 1919 unterrichtete er als Seminarist an der Schule in Triebes bei Zeulenroda. Ab dem Schuljahr 1919 übernahm Haardt den Unterricht für die Unterstufe Venzka bei Hirschberg an der Saale. Dort bestand er am 15. Juni 1919 die Prüfung zum Volksschullehrer. Am 1. April 1927 nahm er an seiner neuen Dienststelle an der Volksschule in Neustadt die Arbeit auf. Da ab 1940 immer mehr Lehrkräfte zum Kriegsdienst eingezogen wurden, versetzte man Haardt als Vertretungslehrer in die Volksschule nach Dreitzsch. Ende 1941 wurde er in Dreitzsch zum Schulleiter ernannt, dazu vertrat er drei Lehrer die zum Kriegsdienst abgezogen wurden. Anfang des Jahres 1945 wurde Haardt sogar noch zum Volkssturm eingeteilt, was nur durch das Eingreifen der Schulbehörde verhindert werden konnte, da er in Dreitzsch und Kopitzsch unabkömmlich war. Nach dem Krieg wurde Fritz Haardt aufgrund seiner Zugehörigkeit zu verschiedenen nationalsozialistischen Organisationen aus dem Lehrdienst entlassen. Zur Zeit seiner Entlassung war Haardt bereits Mitglied der SED. Auf der "Dringlichkeitsliste Schulbezirk Gera II" wurde Haardt als wieder in den Schuldienst einzustellender Lehrer aufgeführt; eine Weiterbeschäftigung im Lehrdienst konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Es ist aber anzunehmen, dass er aufgrund seiner körperlichen Beschwerden und seines Alters pensioniert wurde.
1929 übernahm Haardt in Neustadt den Vorsitz des "Vereins für Geschichte und Heimatpflege". 1933 wurde er Leiter des Orla-Gaues für Heimatforschung und Kunsterziehung im NS- Lehrerbund, 1936 Mitglied und Propagandaleiter der NS- Kriegsopferversorgung, war dann seit dem 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP. Haardt war damals Initiator der Zeitschrift "Unser Orlagau" mit dem Untertitel "Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im NSLB der Ortsgruppe Neustadt an der Orla".
Auf Fritz Haardts Initiative hin wurde das seit 1930 geschlossene Stadtmuseum Neustadt neu geordnet und im September 1935 wiedereröffnet. Ab 1941 ist seine Tätigkeit als Stadtarchivar des Ratsarchivs in Hirschberg nachgewiesen. So nahm er in den Sommerferien 1941 die Neuordnung und -verzeichnung des Stadtarchivs Hirschberg in Angriff.
Ab ca. 1924 veröffentlichte er verschiedene heimatkundliche Artikel in den Hirschberger Nachrichten. Seine erste größere Veröffentlichung war "Die Geschichte der Stadt Hirschberg". Die Mehrzahl seiner Publikationen behandelt das Gebiet rund um Hirschberg an der Saale sowie später Neustadt an der Orla, so zum Beispiel das 1937 erschienene Heft "Zur 650-Jahrfeier der Stadt Neustadt an der Orla". Fritz Haardt setzte nach dem Krieg seine historischen Veröffentlichungen im Rahmen des Kulturbundes der DDR fort. Dazu war er noch federführend an der Herausgabe der Broschüre zur Neustädter Stadtgeschichte beteiligt. Sein Interesse lag nicht nur im heimatgeschichtlichen Sachgebiet, sondern auch in den Bereichen der Botanik und der Meteorologie. Auf dem zuletzt genannten Gebiet erwarb er sich besondere Verdienste, da er für die Weiterleitung der Messergebnisse der Neustädter meteorologischen Station verantwortlich war.
Am 14. August 1920 heiratete Fritz Haardt in Triebes Helene Margarethe Hücker. Ein Jahr später, am 6. Juni 1921, wurde Tochter Gudrun geboren.
Fritz Robert Haardt verstarb am 20. Juni 1978 im Alter von 81 Jahren in Neustadt an der Orla.
Bestandsinhalt:
Abschriften aus dem Hausarchiv Schleiz.- Regesten, Abschriften und Aktenauszüge aus verschiedenen Archiven.- Familienforschung von Beulwitz.- Bibliographie.
Zitierempfehlung:
Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Greiz, 3-94-1070 Nachlass Fritz Haardt, Nr.