Runtime

1915 - 2014

Extent

0,35 lfm (23 AE)

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1897 gründete Henry Pels mit der "Maschinenfabrik J. A. John" in Erfurt, für die er vorher schon als Alleinvertreter tätig gewesen war, die "Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co" mit dem Hauptsitz in Berlin-Borsigwalde. Die Fabrik stellte Blechbearbeitungsmaschinen für die spanlose Umformung von gewalzten Stahlblechen her, die insbesondere von der Elektroindustrie nachgefragt wurden. Pels wurde damit zum Vorreiter der deutschen Umformtechnik und begründete einen neuen Industriezweig. Bis zum Ersten Weltkrieg produzierte die Fabrik im 1911 eingemeindeten Industrievorort Ilversgehofen im Erfurter Norden Scheren, Lochstanzen und kombinierte Maschinen und entwickelte sich an ihrem Standort schnell zur großen Herstellerin von Umformtechnikmaschinen. Sie verfügte über Dutzende von Patenten über Stahlniet-Konstruktionen und die Stahlplattenbauweise ihrer Umformmaschinen über einen großen Wettbewerbsvorteil. Das Vertriebsnetz umfasste Filialen in Paris, Brüssel, Mailand, London, New York und Stockholm. 15 europäische Länder sowie Afrika, Amerika, Australien und Asien wurden beliefert. Über 90 Prozent der Produkte gingen in den Export. Im Ersten Weltkrieg lieferte Pels Lastwagen nach der Konstruktion von Joseph Vollmer.

Nach dem Krieg wandelte Pels 1922 das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft, die "Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co. AG" um, mit ihm als Alleinvorstand. Als neuer Großkunde kam 1924 die Automobilindustrie hinzu. Nach den John'schen Scheren, Biege- und Lochmaschinen begann er den Bau von 500 t-Exzenterpressen zum Stanzen, Schneiden und Abgraten. Er ließ in den Folgejahren große Erweiterungsbauten errichten. Parallel dazu wuchs die Belegschaft. 1929 baute er für die Automobilindustrie eine Block- und Knüppelschere mit so sauberen Schnitten, dass die Abschnitte auch für Gesenkschmiedestücke oder Preßteile verwendet werden konnten.

1954 wurde der Betrieb Volkseigener Betrieb "Pressen- und Scherenbau Henry Pels", später firmierte sie als "VEB Umformtechnik Erfurt". Mehrere Betriebe gliederte man dem Unternehmen an. 1970 wurde das Unternehmen Kernstück des neu gegründeten Kombinates "Umformtechnik Erfurt", einem der vier Kombinate der VVB Werkzeugmaschinen und Werkzeuge (WMW). Mit bis zu 19.000 Mitarbeitern, im Stammbetrieb Erfurt etwa 5.000 Mitarbeiter, gehörte er zu den bedeutendsten Betrieben Thüringens und belieferte unter anderem auch Automobilhersteller wie die Volkswagen-AG in Westdeutschland.
Im Juli 1990 wurde das Kombinat aufgelöst und in Erfurt mit Treuhandhilfe die "Umformtechnik Erfurt GmbH" gegründet. 1994 wurde das Unternehmen an die Škoda-AG in Pilsen verkauft. Die Geschäfte stabilisierten sich wieder und Erfurter Maschinen werden in der deutschen Automobilindustrie, aber auch in Russland, China oder Brasilien eingesetzt.

2001 erfolgte die Übernahme durch die Müller Weingarten AG, die sechs Jahre später von der Schuler AG aufgekauft wurde. Als einer der zentralen Produktions- und Servicestandorte des Schuler Konzerns in Europa fertigt die Niederlassung Umformtechnik Erfurt Anlagen für die Automobil-, Zulieferer-, Elektro- und Hausgeräteindustrie. Die Produkte werden an einen weltweit tätigen Kundenkreis geliefert. Das Leistungsspektrum reicht von der Herstellung und Montage unterschiedlicher mechanisch und hydraulisch angetriebener Pressen bis hin zu umfassenden Servicedienstleistungen. Durch das "Contract Manufacturing" werden außerdem Leistungen im Bereich Schweißteilherstellung, mechanische Bearbeitung und Montage sowie Inbetriebnahme angeboten. Die Fertigung von Spezialpressteilen (Außenlamellenträger, Pkw-Strukturteile etc.) ergänzt das Leistungs- und Kompetenzspektrum am Standort.