Runtime
k.A.
Extent
5 Akteneinheiten
Finding aids
Datenbank
Content
Dokumente zur Mühlhäuser Stadtkirmes
Ein Stadtverordnetenbeschluss unter Beteiligung der Gemeindekirchenräte aus dem Jahr 1877 verlangte, dass der weltliche Teil der Kirchweihfeste am zweiten Sonntag im September stattzufinden habe. (Veröffentlicht durch den Magistrat der Stadt am 08.03.1877 im Mühlhäuser Anzeiger. Der damaligen Obrigkeit waren die vielen Feste in der Stadt ein Dorn im Auge, störten sie doch zunehmend die Organisation der Arbeitsabläufe in den Mühlhäuser Fabriken, da die Mitarbeiter an diesen Tagen fehlten.
1877 gehörte die Mühlhäuser Bevölkerung größtenteils der evangelischen Kirche an, die in neun Kirchen der Stadt Pfarr- bzw. Predigerstellen unterhielt. Daneben existierten noch die kirchlichen Gemeinschaften der Altlutheraner am Kornmarkt, der katholischen Kirche am Blobach und der jüdischen Synagogengemeinde in der Jüdenstraße.
Die Kirmes wurde neben den zahlreichen Vereinen, dem Schauspielhaus und Tanzveranstaltungen in den zahlreichen Mühlhäuser Gaststätten etc. immer beliebter und entwickelte sich zu einem echten Volksfest. Die Feierlichkeiten haben mittlerweile immer mehr weltlichen Charakter. Der Blobach wurde zum zentralen Platz mit Rummel und allerlei Attraktionen. Unterbrechungen gab es während der beiden Weltkriege. Nach Ende des 1. Weltkrieges 1919 gab es die bis heute wahrscheinlich größte Beteiligung an der Kirmes. 102 Kirmesbäume wurden im gesamten Stadtgebiet aufgestellt. Mittlerweile nehmen am Umzug, der bis dahin ausschließlich von Kindern gestaltet wurde, auch Erwachsene teil. Die Kirmesgemeinden schlossen sich zu Vereinen zusammen und bündelten ihre Organisation.
Nach dem 2. Weltkrieg versuchte der Staatsapparat der DDR die Kirmes vergeblich zu einem sozialistischem Volksfest, dem "Fest der Lebensfreude", umzuwandeln.
Die Kirmes wurde nun fast immer am letzten Augustwochenende gefeiert - bis heute.
Mit der politischen Wende 1989/90 brach auch eine neue Zeit für die Mühlhäuser Kirmes an, die mittlerweile zur größten Stadtkirmes in Deutschland heranwuchs. Neue Kirmesgemeinden gründeten sich, andere verschwanden.
Erhalten haben sich die traditionellen Veranstaltungen wie Kirmesmarkt oder Fassbieranstich. Neben den Kirmesfeiern gibt es auch ein Aufspielen der Spielleute zur Musikschau oder das Turmblasen vom Rabenturm. Höhepunkt in jedem Jahr ist der Festumzug aller Kirmesgemeinden.
Sein trauriges Ende findet das Fest mit der Kirmesbaumbeerdigung. Dann werden bis zum kommenden Jahr die Zelte abgebaut, bis schließlich das neue Kirmesfest ansteht.