Preface
Die Nationale Front (NF) der Deutschen Demokratischen Republik (bis 1973 Nationale Front des demokratischen Deutschland) war ein Zusammenschluss der Parteien und Massenorganisationen in der DDR. Durch die Nationale Front sollten, dem offiziellen Anspruch nach, alle gesellschaftlichen Gruppen Einfluss auf gesellschaftspolitische Prozesse nehmen können. Bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 formierte sich ein Vorläufer der Nationalen Front, der Antifa-Block (auch Demokratischer Block). Der konkrete Ursprung jedoch lag in der so genannten "Volkskongressbewegung", die 1947 von der SED initiiert worden war, um eine gesamtdeutsche Staatsgründung vorzubereiten. Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 ging auch die Bildung der Nationalen Front einher. An diesem Tag fasste der "Deutsche Volksrat" u.a. den Beschluss, auf der programmatischen Grundlage der vom SED-Parteivorstand am 4. Oktober 1949 angenommenen Entschließung über "Die Nationale Front des Demokratischen Deutschland und die Sozialistische Einheitspartei", die Nationale Front zu bilden, die als Bindeglied zwischen Staat und Gesellschaft wirken sollte. Sie war dabei ursprünglich als gesamtdeutsche Bewegung zur "Rettung der Deutschen Nation" konzipiert, der jede Partei, Organisation, Persönlichkeit in Ost und West unbeschadet ihrer politischen, ökonomischen und weltanschaulichen Prinzipien beitreten konnte. Höchstes Organ war der Kongress, der den Nationalrat, das Präsidium, den Präsidenten und Vizepräsidenten wählte. Der letzte Kongress fand allerdings 1969 statt, seit den 1970er Jahren amtierte dann der Nationalrat als höchstes Organ. Da nun die Funktion der ordentlichen Wahl weggefallen war, wurden personelle Ergänzungen durch Delegierungen vorgenommen. Nur noch in den hauptamtlich geführten Bezirks-, Kreis- sowie örtlichen Ausschüssen wurde auf regionalen Konferenzen gewählt, aber auch hier delegierten die Parteien und Massenorganisationen weitere Vertreter in die Ausschüsse.
Bereits nach der Gründung der DDR 1949 verlor die Organisation der Nationalen Front von politischer Seite aus zunehmend an Bedeutung. Während sie in den 1950er Jahren noch zu allen wichtigen nationalen und internationalen Entwicklungen Stellung bezog, verschob sich ihre Zielsetzung zugunsten innenpolitischer Stabilisierung und verlor nach dem Mauerbau gänzlich an Bedeutung - alle wichtigen Positionen waren mit SED-Funktionären besetzt und diese setzten die Politik der SED durch. Seitdem bestand die hauptsächliche Bedeutung der Nationalen Front in der Organisation der Wahlen, bei denen es keine verschiedenen Listen gab, sondern nur die "Einheitsliste" der Nationalen Front, die in der Regel im Block gewählt wurde. Zusätzlich wurde ihr die Rolle eines wichtigen Bindegliedes zwischen Staat und Gesellschaft zugewiesen. So war die Nationale Front u.a. Träger des kommunalen Wettbewerbs "Schöner unsere Städte und Gemeinden - Mach mit!" und des Wettbewerbs um die "Goldene Hausnummer". Ziel all dieser Aktivitäten war es, Bevölkerungsteile zu erreichen, die nicht in die bestehenden Strukturen, wie Parteien oder Massenorganisationen, eingebunden waren und sie für den Aufbau des Sozialismus zu mobilisieren.
Die Wende 1989/90 in der DDR zog auch die Auflösung der Nationalen Front nach sich. Die Bemühungen sie in eine "Nationale Bürgerbewegung" umzuwandeln scheiterten, da die oppositionelle Bürgerrechtsbewegung und die neu gebildeten Parteien es ablehnten, mit einer Nachfolgeorganisation der Nationalen Front zusammen zu arbeiten. Somit löste sie sich bis April 1990 vollends auf. Die finanziellen und materiellen Mittel sowie Liegenschaften, etc. wurden von der "Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen" überprüft und dem "Direktorat Sondervermögen" der Treuhandanstalt unterstellt.
Der Bestand "Bezirksausschuss Suhl der Nationalen Front " wurde im März 1990 nach längeren Verhandlungen in das Staatsarchiv Meiningen übernommen und von Dr. Norbert Moczarski einfach in Form eines Verzeichnisses erschlossen. 2014 wurde der Bestand von Ralf Hübner neu formiert und die Erschließungsangaben ins Archivinformatiossystem übertragen. Im April 2017 wurde das Findmittel von Dr. Norbert Moczarski als Voraussetzung für die Onlinestellung im Archivportal Thüringen überarbeitet und systematisiert.
Die Signaturen 32, 235 und 273 fehlen bzw. sind nicht belegt. Die Signaturen 238, 252-272 wurden kassiert (Finanzunterlagen, v.a. Quittungen und Belege). 1 Strichnummer (117/1).
Umfang: 14 lfm, 280 Verzeichnungseinheiten
Dr. Norbert Moczarski