Preface
Der Pertinenzbestand Fürstenhaus gehört innerhalb der Tektonik des Landesarchivs Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar zur Abteilung Herzogtum und Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Ältere Aktenbestände von Sachsen-Weimar-Eisenach (Pertinenzberstände), Fürstentum Weimar (Weimarer Archiv).
Die Bestandsnummer/Bestandssignatur lautet: 6-12-3001.
Der Bestand wurde in den Jahren kurz nach 1862 durch den großherzoglich-sächsischen Archivar Carl August Hugo Burckhardt aus verschiedenen Vorgängerüberlieferungen gebildet. Er enthält sowohl zeitgenössische und organisch bei den Behörden entstandene Akten als auch neu durch Burkhardt formierte Faszikel einzelner Vorgänge, die er zusammenfasste. Als Ergebnis entstand ein zweibändiges Findbuch, das sämtliche Akten nach Untergruppen klassifiziert aufführt.
Burckhardt hatte 1862 neben der Verantwortung für das Ernestinische Gesamtarchiv auch die Leitung über das Archiv des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach übertragen bekommen. Bereits im Dezember 1862 erging an den Archivar der Auftrag aus dem Staatsministerium zur Ordnung und Repertorisierung des Geheimen Haupt- und Staatsarchivs. Die Unterlagen sollten nach sechs mit Buchstaben gekennzeichneten und nach Sachbetreffen unterschiedenen Hauptgruppen eingeteilt werden. Das Fürstenhaus mit der Akte A 1 stand somit am Beginn der Arbeiten. Später wurden weitere Akten, vor allem ältere Faszikel als auch zwei Bände von 1894 und 1918 bis 1920 eingefügt und das Repertorium entsprechend ergänzt. Die Nachträge reichen bis zur Retrokonversion des Bestands im Jahre 2010.
Die Unterlagen entstammen hauptsächlich den Weimarer Oberbehörden einschließlich des Hofmarschallamts und der Schatullverwaltung. Ergänzt werden diese durch Stücke aus den obervormundschaftlichen Verwaltungen oder etwa von Abgaben des vormaligen Herzoglichen Haus- und Staatsarchivs Coburg. War die Provenienz aus dem Aktentitel oder durch Inaugenscheinnahme des Deckblattes der Akte zu erschließen, wurde Sie bei der Retrokonversion und anschließenden Überarbeitung mit aufgenommen. Eine generelle Zuweisung der Provenienzen erfolgte nicht und ist auch durch eine teilweise Neubildung der Akten im Zuge der Erstverzeichnung nicht möglich. Einen wesentlichen Bestandteil bilden neben der vorzüglichen Quelle der Schatullrechnungen mit den entsprechenden Belegen private Aufzeichnungen der Fürstinnen und Fürsten. Dabei handelt es sich vornehmlich um Korrespondenzen, die als Ergänzung zur Bestandsgruppe des Großherzoglichen Hausarchivs unbedingt heranzuziehen sind. Als Pendants in der Bestandsgruppe für das Fürstentum Eisenach sind die Bestände Fürstliches Haus, Geheimes Archiv und Hof- und Haushalt des Eisenacher Archivs zu betrachten.
Der Bestand Fürstenhaus führt inhaltlich Akten über die persönlichen Verhältnisse und Erbangelegenheiten des Hauses Sachsen-Weimar auf. Dabei werden zwangsläufig auch die anderen ernestinischen Speziallinien mit berührt. Die Unterlagen lassen sich zu folgenden Komplexen zusammenfassen: Geburten, Erziehung, Reisen, Kriegsdienste, Korrespondenzen, Verheiratung, Todesfälle und Hinterlassenschaften 1535 bis 1862; Schatullrechnungen mit Belegen sowie Schatullverwaltung 1634 bis 1853; Vormundschaften und Mündigkeitserklärungen der Herzöge, Regierungsantritt, Regierungsjubiläen 1605 bis 1894; Erbhuldigungen 1567 bis 1816; Familienirrungen im Fürstenhaus 1685 bis 1718; Titel, Rang und Würde des Fürstenhauses 1627 bis 1918; Landesteilungen 1571 bis 1727; Erbfolge im Gesamthaus Wettin 1790 bis 1857; Erbvereinbarungen mit Sachsen, Brandenburg und Hessen und Erbansprüche auf Jülich, Lauenburg und Jever 1612 bis 1814.
Der Bestand umfasst 97,50 lfm und 3032 Akteneinheiten der Signaturen A 1 bis A 2203. Die Differenz zur Anzahl der Unterlagen ergibt sich durch eine große Anzahl von Signaturerweiterungen mit Strichnummern oder Buchstaben, die aus dem alten Findbuch übernommen wurden. Die Laufzeit der Archivalien reicht von 1535 bis 1920. Nach 1862 sind allerdings lediglich noch zwei Bände von 1894 und 1918 bis 1920 überliefert bzw. dem Bestand hinzugefügt worden. Einzelne Abschriften gehen bis in das Jahr 1356 zurück.
Die Zitierweise erfolgt beispielhaft folgendermaßen:
Landesarchiv Thüringen - Hauptstaatsarchiv Weimar, Fürstenhaus A 1, Bl. 1r.
Als Abkürzungen für das Archiv können LATh - HStA Weimar oder LATh - HStAW verwendet werden.
Die digitale Retrokonvertierung in die hauseigene Archivdatenbank (AUGIAS-Archiv) erfolgte durch Frau Karina Küthe. Dabei wurde eine leichte Modernisierung der Aktentitel vorgenommen und eine Revision des Bestands durchgeführt. Ergab sich im Zuge der Retrokonversion bzw. bei der Überarbeitung die Notwendigkeit der Überprüfung der Verzeichnungsangaben mit der Originalakte, wurden die Schadensklasse des Bandes und gegebenenfalls eine moderne Foliierung nachgetragen. Bei den Blattangaben in den "Enthält-Vermerken" - besonders innerhalb der Klassifikationsgruppe 4. Korrespondenzen - wurde der Übersichtlichkeit halber die Altfoliierung für die Zuweisung der einzelnen Absender oder Adressaten bzw. der aufgeführten Sachverhalte verwendet. Ansonsten blieb die Klassifikation der Unterlagen in leicht veränderter Form bestehen. Die bisherigen Signaturen mit ihren Erweiterungen wurden beibehalten.
Die Retrokonversion folgte dem Grundsatz, dass sämtliche im bisherigen Findbuch enthaltene Informationen zum Bestand und darüber hinausgehende Verweise auch im neuen Findbuch enthalten sein sollen. Daher wurden in die Druckfassung auch solche Vermerke und Hinweise aus dem alten Findbuch nachgetragen, die nicht an einzelne Signaturen gebunden sind, sondern beispielsweise die gesamte Klassifikation oder Aktengruppe betreffen. Aus technischen Gründen können diese Informationen nicht in die auf einzelne Akten/Signaturen basierende Datenbank und damit in die online-Version des Findbuches aufgenommen werden.
Das Findbuch erstellten Iris Lemser und Anna Riemann. Die Überarbeitung sowie Korrektur der Datensätze übernahm Volker Graupner.
Das Findbuch ist über das Archivportal Thüringen (www.archive-in-thueringen.de) online einsehbar.
Weimar, November 2017