Preface

Inge von Wangenheim, geborene Franke, wurde am 1. Juli 1912 in Berlin als Tochter einer Konfektionsarbeiterin geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums schloss sie sich dem Schauspielerkollektiv Erwin Piscators an und stieß schließlich zu einer Gruppe fortschrittlicher Künstler um ihren späteren Ehemann Gustav von Wangenheim, die unter dem Namen "TRUPPE 31" bekannt wurde.
1930 trat sie der KPD bei und emigrierte 1933 über Frankreich in die Sowjetunion, wo sie als Schauspielerin, Journalistin und Redakteurin für die Bewegung "Freies Deutschland" arbeitete. Nach der Rückkehr aus der Emigration war sie als Schauspielerin am Deutschen Theater (unter Friedrich Wolf) und in Defa-Filmen engagiert. Außerdem war sie als Regisseurin tätig. 1950 erschien ihr erster Roman ("Mein Haus Vaterland"). Neben weiteren Romanen erschienen Essays zu kunstgeschichtlichen, literaturwissenschaftlichen und aktuell-politischen Themen. Eine halbjährige Indienreise 1967 inspirierte sie dazu, sich auch als Malerin zu betätigen. Sie starb am 6. April 1993 in Weimar im Alter von 90 Jahren.

Der "Nachlass Inge von Wangenheim" vermittelt dem Benutzer neben der eindrucksvollen beruflichen Entwicklung der Künstlerin auch ein realistisches Bild der Probleme, Gefühle und Gedanken der Menschen in der ehemaligen DDR. Inge von Wangenheims umfangreiche Korrespondenz erlaubt einen zuweilen sehr reflektierten Einblick in den Alltag und den Kulturbetrieb der DDR.

Auf Grundlage einer Vereinbarung vom 12. Oktober 1986 zwischen Inge von Wangenheim und dem Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt erfolgte 1990 die Übernahme der bereits grob geordneten Briefe, Fotos, Dokumente und Arbeitsmaterialien. Der Umfang des Bestandes betrug zu diesem Zeitpunkt ca. zwei laufende Meter.
Noch im Jahr der Übernahme begannen erste Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten durch die Archivarin A. Esche. Dabei erfolgte die inhaltliche Erschließung sowie die chronologische und alphabetische Ordnung der Briefe natürlicher und juristischer Personen. Zusammen mit den übrigen karteimäßig erschlossenen Unterlagen ist der größte Teil des Bestandes 2002 in der Archivdatenbank AUGIAS erfasst worden. Die von Inge von Wangenheim vorgegebenen Ordnungsprinzipien von Inge von Wangenheim wurden bei der Bestandgliederung bzw. Klassifikation weitgehend berücksichtigt.

In späteren Jahren sind weitere Bestandsergänzungen und technische Bearbeitungen durchgeführt worden, so dass der Gesamtumfang des Nachlasses nunmehr 3,6 laufende Meter beträgt (inklusive eines unverzeichneten Teils von einem lfm). Im August 2006 erfolgten zudem die Erfassung der bis dato als Absenderregister vorliegenden Briefe sowie eine Revision der Verzeichnungseinheiten. Diese Überarbeitung konnte mit der Erstellung eines vorläufigen Findbuches für den persönlichen Nachlass Inge von Wangenheims abgeschlossen werden. Ihr schriftstellerischer Nachlass (v. a. Manuskripte) befindet sich in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.



Rudolstadt, den 4. Oktober 2006


Katrin Beger
Oberarchivrätin