Preface

Findbucheinleitung

1. Kurzbiographie

2. Bestandsgeschichte und -bearbeitung


1. Kurzbiographie


Fritz Robert Haardt

Der Lehrer und Heimatforscher Fritz Robert Haardt wurde als Sohn des Expedienten (Kaufmann/Warenkommissionierer) Carl Theodor Nosky und seiner Ehefrau Marie Elise, geborene Petersen am 15.08.1896 in Gera geboren. Am 28. Mai 1920 ließ Fritz Robert Nosky seinen Nachnamen offiziell in Haardt ändern.
Er besuchte von 1903 bis 1912 die Mittelschule in Gera, anschließend zwischen 1912 und 1917 das "Fürstliche Seminar" in Schleiz. Das 1909 eingeweihte Seminar in Schleiz war damals die zentrale Schule zur Lehrerausbildung des Fürstentums Reuß jüngerer Linie, heute befindet sich in diesem Gebäude das Staatliche Gymnasium "Dr. Konrad Duden". Seinen Vorbereitungsdienst zum Volksschullehrer begann Haardt am 01.05.1916, zu dieser Zeit wohnte er in Harra bei Bad Lobenstein. Ab Dezember 1917 bis Ostern 1919 unterrichtete er als Seminarist an der Schule in Triebes bei Zeulenroda, wohin er auch seinen Wohnort verlegte.
Auch Haardt blieb trotz seiner Ausbildung zum Lehrer nicht vom Geschehen des Ersten Weltkrieges verschont, am 08.11.1916 wurde er zum Heeresdienst eingezogen und in Gera zum Infanterist des 7. Thüringischen Regimentes 96 ausgebildet. Nach dieser Ausbildung wurde er ab dem 15. März 1917 bis zum 31. Mai an der Westfront eingesetzt und dort schließlich bei Stellungskämpfen in Artois/Frankreich schwer verwundet. Dabei verlor er durch einen Kopfschuss sein rechtes Auge und wurde im Stellungsgraben verschüttet. Von Juni bis November 1917 wurde Haardt im Militärlazarett in Bonn behandelt.
Nach diesen Erlebnissen setzte Haardt seine Ausbildung zum Volksschullehrer fort. Zum neuen Schuljahr 1919 zog er in das Dorf Venzka bei Hirschberg an der Saale und übernahm dort den Unterricht für die Unterstufe. In seiner neuen Schule bestand er am 15.06.1919 die Prüfung zum Volksschullehrer. Am 14. August 1920 heiratete Fritz Haardt in Triebes seine Verlobte Helene Margarethe Hücker, Tochter des Fabrikanten Franz Theodor Hücker und der Hedwig Thekla Hücker, geborene Schmidt. Ein Jahr später, am 06.06.1921 wurde dem Ehepaar Haardt in Venzka eine Tochter mit Namen Gudrun geboren.
Da ein Volksschullehrer den Auftrag hatte, den Schülern die heimatliche Geschichte zu vermitteln und das Interesse daran zu wecken, war Fritz Haardt von Beruf aus dazu verpflichtet. Doch sein reges Interesse und Wissen an heimatkundlichen Themen, ging weit über das obligatorisch Geforderte hinaus. Ab ca. 1924 veröffentlichte er verschiedenste heimatkundliche Artikel in den Hirschberger Nachrichten. Seine erste größere Veröffentlichung war "Die Geschichte der Stadt Hirschberg" (erste Lieferung 1929). Die Mehrzahl seiner Publikationen behandelt das Gebiet rund um Hirschberg an der Saale sowie später Neustadt an der Orla.
Am 01.04.1927 nahm er an seiner neuen Dienststelle an der Volksschule in Neustadt die Arbeit auf. 1929 übernahm er in Neustadt den Vorsitz des "Vereins für Geschichte und Heimatpflege". Im November des folgenden Jahres stellte man eine leichte Herzschwäche bei Haardt fest sowie innere Leiden aufgrund der Verschüttung im Krieg. Daraufhin wurde er bis in das Jahr 1933 krankgeschrieben.
Im Jahr seiner Genesung wurde er Leiter des Orla-Gaues für Heimatforschung und Kunsterziehung im NS- Lehrerbund, 1936 Mitglied und Propagandaleiter der NS- Kriegsopferversorgung, war dann seit dem 01.05.1937 Mitglied der NSDAP.
Haardt war damals Initiator der Zeitschrift "Unser Orlagau" mit dem Untertitel "Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im NSLB der Ortsgruppe Neustadt an der Orla". Diese Zeitschrift erschien von 1935 bis 1938 und enthielt heimatgeschichtliche Aufsätze Haardts und natürlich auch von anderen Autoren. Diese Zeitschrift "Unser Orlagau" wurde schließlich 1938 von den Nationalsozialisten verboten. Auf Fritz Haardts Initiative hin wurde das seit 1930 geschlossene Stadtmuseum Neustadt neu geordnet und im September 1935 wiedereröffnet. Er verfasste im "Neustädter Kreisboten", besonders auch in der Beilage "Unsere Heimat" viele heimatgeschichtliche Artikel. Im Jahr 1937 veröffentlichte Haardt ein Heft "Zur 650-Jahrfeier der Stadt Neustadt an der Orla".
Im November 1937 waren seine Eltern in Gera verstorben. Ein Jahr später bittet Haardt um Entlastung und Kürzung seiner Wochenstunden, da er immer schlechter sehen könne und an Nervenschwäche leide. Mitte 1939 legte er von sich aus die Ausrichtung des Religionsunterrichtes nieder und wurde im Sommer nach Karlsbad zur Kur geschickt. Seine Tochter Gudrun, die zu dieser Zeit den hauswirtschaftlichen Zweig der Deutschen Frauenoberschule in Schleiz besucht, erkrankte ebenfalls.
Seit dem Jahr 1941 ist seine Tätigkeit als Stadtarchivar des Ratsarchivs in Hirschberg nachgewiesen. So nimmt er in den Sommerferien 1941 die Neuordnung und -verzeichnung des Stadtarchivs Hirschberg in Angriff. Im selben Jahr nimmt er als Stadtarchivar in Weimar am 39. Thüringischen Archivtag teil.
Da ab 1940 immer mehr Lehrkräfte zum Kriegsdienst eingezogen wurden, versetzte man Haardt als Vertretungslehrer in die Volksschule nach Dreitzsch, vier Kilometer von Neustadt entfernt. Am 17. Juli 1941 wurde Fritz Haardts Dienstbezeichnung von Volksschullehrer in Lehrer geändert. Ende 1941 wurde er in Dreitzsch zum Schulleiter ernannt, dazu vertrat er drei Lehrer die zum Kriegsdienst abgezogen wurden. Die erhofften Entlastungen bleiben für ihn also unerfüllt und mit seiner neuen Anstellung musste Haardt sogar Mehrstunden leisten, damit der Unterricht nicht völlig zusammenbrach. 1943 wurden zusätzliche Schüler an die Schule nach Dreitzsch verlegt, Kinder aus Schulen, die damals akut luftangriffsgefährdet waren. Haardt musste wohl seine ganze Kraft aufwenden , um den Betrieb der Schule aufrecht zu erhalten; die Beschwerdebriefe, die er an den Kreisschulrat aufgrund der andauernden Sparmaßnahmen schrieb, blieben ohne Erfolg. Im Oktober 1944 musste er wegen des allgemeinen Lehrermangels zusätzlich noch den Unterricht in Kopitzsch vertreten. Anfang des Jahres 1945 wurde Haardt sogar noch zum Volkssturm eingeteilt, was nur durch das Eingreifen der Schulbehörde verhindert werden konnte, da er in Dreitzsch und Kopitzsch unabkömmlich war.
Bis 1941 arbeitete Haardt immer wieder an verschiedensten heimatgeschichtlichen Veröffentlichungen in Heimatblättern, Zeitungen, Vorträgen etc. Seine "Geschichte der Stadt Hirschberg Saale" wird bis zur 3. Lieferung im Jahr 1938 fertig gestellt. Kleinere Veröffentlichungen erfolgen seit 1930 verstärkt auch über Neustadt an der Orla wie z.B. die "Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Neustädter Kirchenchors" 1936.
Nach dem Krieg wurde Fritz Haardt am 17.01.1947 aufgrund seiner Zugehörigkeit zu verschiedenen nationalsozialistischen Organisationen aus dem Lehrdienst entlassen. Das er ein besonders aktiver Vertreter oder Befürworter des Nationalsozialismus war, ist unwahrscheinlich und nicht zu belegen, Anschuldigungen in diese Richtung gegen ihn lagen nicht vor. Kurz nach seiner Entlassung legte er Einspruch ein, die nachfolgenden Beurteilungen verliefen stets positiv in seinem Sinn. Hervorgehoben wurde stets sein allgemeine gutes Verhalten und seine Sachkunde als Lehrer und Heimatforscher. Zur Zeit seiner Entlassung war Haardt bereits Mitglied der SED. Auf der "Dringlichkeitsliste Schulbezirk Gera II" wurde Haardt als wieder in den Schuldienst einzustellender Lehrer aufgeführt. Eine Weiterbeschäftigung im Lehrdienst konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Es ist aber anzunehmen, dass er aufgrund seiner körperlichen Beschwerden und seines Alters pensioniert wurde.
Fritz Haardt setzte seine historischen Veröffentlichungen im Rahmen des Kulturbundes der DDR fort, z.B. erschien das Heft "Neustadt an der Orla - unser kleines Wanderheft" 1955. Dazu war er noch federführend an der Herausgabe der Broschüre zur Neustädter Stadtgeschichte beteiligt. Er verfasste auch eine Reihe von Beiträgen für das Heimatbuch "Zwischen Saale und Orla" des neugegründeten Kreises Pößneck. Sein Interesse lag nicht nur im heimatgeschichtlichen Sachgebiet, sondern auch in den Bereichen der Botanik und der Meteorologie. Auf dem zuletzt genannten Gebiet erwarb er sich besondere Verdienste, da er für die Weiterleitung der Messergebnisse der Neustädter meteorologischen Station verantwortlich war.
Seine persönlichen heimatkundlichen Aufzeichnungen, größtenteils über die Geschichte der Stadt Hirschberg, brachte Haardt in das damalige Historische (heute Thüringische) Staatsarchiv Greiz. Diese Aufzeichnungen bilden den heutigen Bestand, Nachlass Fritz Haardt.
Fritz Robert Haardt verstarb am 20. Juni 1978 im Alter von 81 Jahren in Neustadt an der Orla.


2. Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Nachlass des Lehrers und Heimatforschers Fritz Robert Haardt wurde von ihm persönlich in drei Lieferungen 1966, 1973, 1975 dem Thüringischen Staatsarchiv in Greiz übergeben. Die Lieferung des Jahres 1973 beinhaltete auch sein Buch "Geschichte der Stadt Hirschberg Saale - Im Auftrage der Stadtgemeinde auf urkundlicher Grundlage", erste bis dritte Lieferung im Druck von 1938, sowie die vierte Lieferung komplett als handschriftliches Manuskript.
Der Nachlass besteht zum größten Teil aus handschriftlichen Notizen auf allen möglichen Arten von Papierstücken (alte Stundenpläne, historische Aktenteile, kurzum alles, was man beschreiben konnte) in verschiedensten Größen: Bestandsnachweise, Notizen und Abschriften aus dem Hausarchiv Schleiz, den Archiven Bamberg, Dresden, Hirschberg, Hof, Greiz und Magdeburg sowie aus Büchern und diversen anderen Quellen. Der Bestand wurde hauptsächlich zwischen 1928 und 1940 gebildet, einzelne Stücke bis 1975. Das Hauptaugenmerk des Nachlasses liegt auf der Stadtgeschichte Hirschberg/Saale und der Dörfer im Umkreis Hirschbergs. Seine persönlichen Aufzeichnungen über seine anderen Arbeiten und Veröffentlichungen, wie z.B. über Neustadt/Orla hatte er wahrscheinlich an anderen Orten verwahrt oder abgegeben.
Der Nachlass Fritz Haardt wurde seit seiner Ablieferung unverzeichnet in den Original-A5-Ordnern, wie er selbst sie verwendet hatte, aufbewahrt. Der Bestand wurde von April 2012 bis Mai 2012 von dem Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste / Fachrichtung Archiv Kai Müller bearbeitet. Da eine chronologische Neuordnung aufgrund der fehlenden Datierung nicht möglich war und auch keine bestimmte Zuordnung zu einzelnen Orten, wurde der Bestand in der überlieferten Ordnung Haardts verzeichnet. Die losen Blätter wurden den Ordnern entnommen, Metallteile entfernt, mit Schlauchheftung gebunden, foliiert und in säurefreie Archivmappen verpackt.
Der Inhalt seiner Aufzeichnungen wurde archivgerecht erschlossen und Aktentitel gebildet. Die Vielschichtigkeit der handschriftlichen Aufzeichnungen machte es nötig, ausführliche Enthält Vermerke zu bilden, die sich auf Inhalt, Orte, Personen und Datierungen beziehen.
Die abschließenden Arbeiten, wie die Findbucherstellung wurden im August 2012 abgeschlossen.