Inventory signature
6-97-0093
Runtime
1860 - 2003
Extent
2,85 lfm/ 152 VE
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Content
Der französische Apotheker und Autor Jean-Claude Pressac (1944-2003) aus La Ville du Bois bei Paris lieferte wesentliche Beiträge zur Erforschung der praktischen Durchführung des Massenmordes in den Konzentrationslagern sowie besonders der Beteiligung der Erfurter Firma J. A. Topf & Söhne. Die Beate Klarsfeld Foundation publizierte im Jahr 1989 seine Dokumentation Auschwitz: Technique and operation of the gas chambers. Im Jahr 1994 erschien die deutsche Übersetzung seines 1993 in französischer Sprache veröffentlichten Buches "Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes." Im Jahr darauf übergab Pressac dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar seine Materialsammlung zu diesem Buch in Form von Fotokopien. Es handelte sich dabei vor allem um Kopien von Bauplänen der Konzentrationslager Auschwitz, Mauthausen und Buchenwald unter besonderer Berücksichtigung der Beteiligung der Firma J. A. Topf & Söhne an der Errichtung der KZ-Krematorien. Diese Kopien wurden von Originalunterlagen überwiegend aus den Archiven der KZ-Gedenkstätten Auschwitz und Buchenwald, dem Zentralen Staatsarchiv der Russischen Föderation und dem Bundesarchiv angefertigt. Eine Benutzung der Kopien war nur mit seiner Genehmigung möglich, da Jean-Claude Pressac ab 1993 an einer Firmengeschichte zu J. A. Topf & Söhne arbeitete.
Über private Kontakte zum neuen Eigentümer der Firma (als EMS bzw. Siloanlagenbau GmbH reprivatisiert) gelang ihm Ende 1993 der Zugang zu dem in großem Umfang erhalten gebliebenen Archiv der Firma J. A. Topf & Söhne. Da sich der Betrieb einschließlich der schriftlichen Überlieferung der Vorgängerbetriebe in Privatbesitz befand, hatte das Thüringische Hauptstaatsarchiv kein gesetzlich legitimiertes Zugriffsrecht mehr auf die Akten. So konnte auch nicht verhindert werden, dass Pressac mit Einwilligung des nunmehrigen Besitzers einen Großteil der für seine weiteren Studien wichtigen Archivalien sowie Teile der ehemaligen Werksbibliothek einschließlich Prospekte von Maschinen und Anlagen der Firma Topf & Söhne wie auch von Konkurrenzunternehmen mit nach Frankreich nahm. Durch Verhandlungen konnte er jedoch zu der Zusage veranlasst werden, die Archivalien nach Abschluss seiner Forschungsarbeiten dem Hauptstaatsarchiv zu übergeben
Anfang August 2003 wurde das Thüringische Hauptstaatsarchiv Weimar vom überraschenden Tod Jean-Claude Pressacs unterrichtet. Dieser hatte noch auf dem Sterbebett gewünscht, dass die Archivalien gemäß seiner Zusage dem Archiv zu übergeben seien, was auch wenige Tage darauf geschah.
Die archivalische Überlieferung der Firma J. A. Topf & Söhne und ihrer Nachfolgebetriebe wurde mit den im Hauptstaatsarchiv bereits vorhandenen Akten zu dem Bestand J. A. Topf & Söhne Erfurt zusammengefaßt und verzeichnet.
Mit den Archivalien kam auch eine umfangreiche Sammlung nach Weimar, die Jean-Claude Pressac über viele Jahre hinweg zum Themenbereich Krematorien und deren Einsatz in Konzentrationslagern mit dem Schwerpunkt KZ Auschwitz angelegt hatte. Es handelte sich dabei vor allem überwiegend um eine große Zahl Kopien von Dokumenten sowie Reproduktionen von Fotografien aus verschiedenen Archiven Europas und der USA, hauptsächlich aus dem Panstwowe Muzeum w Oswiecimiu. Weiterhin beinhaltete die Sammlung Prospekte und Publikationen zum Bau von Krematorien, zur NS-Zeit und deren Erforschung einschließlich der Luftwaffentechnik des 2. Weltkrieges sowie vereinzelte Schriftwechsel Pressacs zu Fragen des Holocausts. Diese Unterlagen wurden mit der bereits im Hauptstaatsarchiv bestehenden Sammlung Pressac vereinigt und verzeichnet. Die übernommen Druckschriften und Abbildungen zum Themenkreis wurden den Sachgruppen nach dem Pertinenzprinzip zugeordnet. Der neu gebildete Bestand Sammlung Jean-Claude Pressac umfasst 152 Verzeichnungseinheiten (140 Aktentitel, 329 Fotos, 130 Negative) und erstreckt sich über einen Zeitraum von 1859 bis 2001.
GND:
http://d-nb.info/gnd/119044501 (Jean-Claude Pressac)
http://d-nb.info/gnd/6052539-3 (J. A. Topf & Söhne)