Preface

1. Umfang, Entstehung und Bedeutung des Bestandes

Der Urkundenbestand verdankt sein Entstehen der Aufteilung der schwarzburgischen Urkundenbestände zwischen den Linien Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt gemäß den Vereinbarungen im Stadtilmer ("Ilmer") Vertrag von 1599. Die "Sondershäuser Urkunden" stellen den Teil der urkundlichen Überlieferung der verschiedenen schwarzburgischen Linien und Nebenlinien im Mittelalter und der frühen Neuzeit dar, der von der Sondershäuser Linie übernommen wurde. Ein im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt aufbewahrtes Pendant ist das "Archivum commune" (A.C.) mit etwa 790 Stücken. Die Bezeichnung "Sondershäuser Urkunden" leitet sich her aus den Eigentumsverhältnissen respektive dem Ort ihrer Aufbewahrung seit der frühen Neuzeit.
Die Urkunden betreffen auch thüringische Dynasten, insbesondere die Grafen von Beichlingen und Hohnstein, deren Besitzungen im nördlichen Thüringen seit dem 14. Jahrhundert zum Teil im Zuge der Ausbildung der Landesherrschaft an die Schwarzburger fielen und die territoriale Grundlage für die beiden schwarzburgischen Unterherrschaften Frankenhausen und Sondershausen bildeten. Darüber hinaus gehören zu dem Bestand die urkundliche Überlieferung verschiedener, im Einflussbereich der Schwarzburger liegender Klöster und Stifter, unter anderem der in Arnstadt, Kapelle, Jechaburg, Paulinzella, Schlotheim und Stadtilm. Im Zuge der Reformation bzw. der sich anschließenden Säkularisierung der geistlichen Institutionen wurden sie im 16. bis 18. Jahrhundert Teil der Hausarchive der einzelnen Linien. Die neuen Besitzer sicherten sich durch die Eingliederung der Urkunden in ihre Registraturen die verbrieften älteren Besitz- und Rechtsansprüche sowie Einkünfte ihrer Neuerwerbungen.
Die Sammlung "Sondershäuser Urkunden" vereinigt knapp 6000 Urkunden des 11. bis 20. Jahrhunderts. Das älteste Stück, ein Diplom des Königs Heinrich IV. datiert in das Jahr 1068. Im Dezember 1918 wurde das jüngste Archivale ausgefertigt. Es ist der Staatsvertrag, der die Übertragung des fürstlichen Kammerguts auf den neu gegründeten Freistaat Schwarzburg-Sondershausen regelte.
Neben der bereits erwähnten Urkunde von 1068 beinhaltet der Bestand weitere Königs- und Kaiserurkunden sowie auch mehrere Papsturkunden, die sich durch besonders aufwändige Aufmachung von den anderen Urkunden unterscheiden.

2. Erschließungsgeschichte seit dem 17. Jahrhundert
2.1 Urkundenarchive als Arsenale für "Bella Diplomatica" (17./18. Jahrhundert)

Die mit der Registrierung sowie Systematisierung einhergehende inhaltliche Erschließung der "Sondershäuser Urkunden" erfolgte in der Neuzeit mehrfach. So sind seit dem 17. Jahrhundert einmal verschiedene, in ihrer Anlage, ihrem Umfang sowie ihrer Vollständigkeit stark differierende Regestenwerke und Abschriften zu dem Urkundenbestand angelegt worden. Daneben wurden die Urkunden wiederholt signiert und, von den mittelalterlichen Signaturen sowie Dorsalvermerken abgesehen, mit mehr oder weniger treffenden Rückennotizen versehen.
Bemerkenswert scheint eine 1695 angelegte Abschrift einer Reihe von Urkunden des Bestandes, die auf nicht nachvollziehbaren Wegen spätestens im frühen 19. Jahrhundert in das Archiv der Rudolstädter Linie gelangt war. Die Abschriften wurden von der Kanzlei Sondershausen zwei Jahre vor der 1697 erfolgten Erhebung des Grafenhauses Schwarzburg-Sondershausen in den Fürstenstand angelegt. Der Anlass war also in diesem Fall ein eminent politischer und diente der juristischen Untermauerung der behaupteten Dignität. Die Kopialen von 1695 sind in zwei Foliobänden gebunden. Die Einträge bestehen aus buchstabengetreuen Wiedergaben der Urkunden. Sie sind chronologisch geordnet und mit römischen Zahlen durchnummeriert. Die Nummerierung korrespondiert allerdings nicht mit Signaturen auf den Urkunden. Bereits zu diesem Zeitpunkt war also das Datum der Urkunde wesentliches Erkennungsmerkmal. Die Abschriften werden ergänzt durch Kopfregesten (in lateinischer Sprache), bildliche Darstellungen von Herrschermonogrammen und Siegeln (also der Beglaubigungsinstrumente) sowie der Wiedergabe von Bearbeitungsvermerken und beinhalten so bereits wesentliche Elemente einer diplomatischen Beschreibung.
Rückschlüsse auf die Art der Lagerung und die Ordnungskriterien lassen die Abschriften von 1695 nicht zu. Es ist aber zu vermuten, dass auch damals eine Ordnung nach inhaltlichen Gesichtspunkten vorlag. Denn die Erschließungen des Spätmittelalters und der Neuzeit dienten letztlich der Durchsetzung eigener Ansprüche gegen die Vorstellungen anderer Reichsstände. Die auf der Grundlage des Urkundenbeweises geführten Rechtsstreitigkeiten nannten Zeitgenossen treffend "bella diplomatica", zu Deutsch "Urkundenkriege".

2.2 Die Umformung des Urkundenbestandes von einem Mittel der Rechtssicherung zur historischen Quelle

Inhaltlichen Gesichtspunkten verpflichtet war die Ordnung, die der emeritierte Pfarrer Friedrich Apfelstedt (* 1811, † 1892) in seiner Funktion als Verwalter des fürstlichen Landesarchivs bei Dienstantritt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts vorfand. Das geht aus dem ersten, 1883/1884 von ihm angelegten Verzeichnis der Urkunden hervor, aus dem ferner folgt, dass sich der Bestand auf etwa 180 Kästen in dreizehn Schränken und einem separat aufgestellten eisernen Kasten mit knapp fünfzig Urkunden verteilte, als deren Aufstellungsort Apfelstedt das Urkundengewölbe im Sondershäuser Schloss benennt:

Abteilung Rubrik

A. Das Staatsgebiet I
B. Die Staatsverfassung
B. I. Innere Beziehungen II
B. I. Innere Beziehungen III
B. I. Innere Beziehungen IV
B. II. Äußere Beziehungen V
C. Landesverwaltung VI
C. I. Verwaltung des Innern VII
C. II. Verwaltung der Finanzen VIII
C. III. Justizwesen IX
C. IV. Unterrichtswesen IX
C. V. Kirchensachen (Generalia) X
C. V. Kirchensachen (Spezialia, Inland) XI
C. V. Kirchensachen (Spezialia, auswärtige Kirchen) XII
C. VI. Militaria XIII
D. Miscellanea. XIV

Wie aus der Übersicht folgt, orientierte sich die Systematik an den Bedürfnissen einer laufenden Verwaltung. Eklatant ist das in Bezug auf die Einteilung der Abteilungen B und C, die an den Staatsaufbau des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen nach Einführung der modernen Ministerialverfassung erinnert. Ein Zusatz Apfelstedts in seinem Verzeichnis setzt ferner voraus, dass die Ordnung 1872 bereits bestand. Dementsprechend dürfte sie im Zuge der Umwandlung der Verwaltung des Fürstentums im Sinne der Ministerialordnung um beziehungsweise kurz nach 1850 eingeführt worden sein. Dafür sprechen ferner die für diesen Bestand typischen Anlagezettel, die bis zur Neuverpackung des Urkundenfonds im Jahr 2001 den Urkunden beigefügt waren. Entsprechend ihrer Form sind sie in die Mitte des 19. Jahrhunderts einzuordnen und bieten neben der Datierung eine Signatur gemäß der von Apfelstedt 1883/1884 verwendeten Systematik. Die Regesten geben einen Hinweis auf den Standort, in Schränken und Kasten, in denen die Urkunden aufbewahrt wurden.
Apfelstedt führte nun diese ursprüngliche Systematik vor 1889 in eine streng chronologische, also an den am Ende des 19. Jahrhunderts ausgebildeten Kriterien der Geschichtsforschung ausgerichtete Ordnung über, ohne dabei jedoch die Aufstellung der Urkunden selbst zu verändern. Die "Apfelstedtschen Regesten" sind von 1 bis 5596 nummeriert und tabellarisch mit den Rubriken 1. "[laufende] Nummer", 2. "Inhalt der betreffen Urkunden" und 3. "Jahr und Tag ihrer Abfassung" in einem Band zusammengestellt. Dazu fertigte er für jede Urkunde ein Kurzregest, die in der folgenden Reihenfolge laufende Nummer, Ort, Aussteller, Petenten, Empfänger, den stark verknappten Rechtsinhalt sowie Zeugen beziehungsweise Bürgen und die Datierung umfasst, wobei das Tagesdatum entsprechend der Vorlage sowie aufgelöst angeführt ist. Erschlossen wird der Band durch ein kumuliertes, akkurat und vorzüglich gearbeitetes alphabetisches Personen-, Orts- und Sachregister. Ein entsprechendes, heute im Original verlorenes Verzeichnis hatte Apfelstedt bereits 1882 abgeschlossen. Noch von Apfelstedts Hand stammt ein Nachtrag mit 343 Regesten, welche die angestrebte Ordnung der Regesten (aufsteigende Nummer in chronologischer Reihenfolge) durchbrach. Auch dieser Nachtrag wird durch ein separates alphabetisches Verzeichnis erschlossen. Deswegen sind die Apfelstedtschen Regesten auch heute noch ein unverzichtbares Findmittel.

2.3 Das Regestenwerk Ernst Devrients (20. Jahrhundert)

Die aktuelle Erschließung sowie Bearbeitung des Urkundenbestandes geht auf den im Archivdienst tätigen Historiker Ernst Devrient (* 1873, † 1948) zurück. Devrient hatte 1903 den zweiten Band des Urkundenbuchs der Stadt Jena herausgegeben (der dritte Band sollte erst 1936 folgen!) und sich ebenfalls durch die Erschließung von Urkundenbeständen in den Stadtarchiven Jena und Saalfeld als routinierter wissenschaftlich renommierter Mediävist empfohlen. Zwischen 1924 und 1929 war Devrient am Thüringischen Staatsarchiv Sondershausen beschäftigt, schied allerdings aufgrund gesundheitlicher Probleme wieder aus dem Staatsdienst aus. Danach widmete er sich im Rahmen eines Honorarauftrags der Regestrierung der Sondershäuser Urkunden.
Die von Devrient erarbeiteten Regesten umfassen etwa 6000 handschriftlich erstellte Karteikarten. Sie sind - weitgehend! - entsprechend der chronologischen Reihenfolge ihrer Ausstellungsdaten geordnet. In aller Regel enthalten sie die laufende, mit der auf der Verpackung der Urkunde korrespondierende Nummer. Bei nicht datierten Urkunden wird die errechnete Datierung in eckiger Klammer eingefügt. Darunter schließt sich der Inhalt der Urkunde an. Darunter dann als Zitat die Datierung sowie die Beschreibung der Beglaubigungsmittel (insbesondere der Siegel). Für sein Regestenwerk hat Devrient auch Verweiskarten für beglaubigte Urkundenabschriften (Insert, Vidimus, Transumpt) angefertigt, die den Inhalt der ursprünglichen Urkunde wiedergeben. Hilfreich sind ferner Querverweisungen, mit denen Devrient, wenn auch nicht durchgängig, inhaltlich korrespondierende Regesten miteinander verknüpft. Orts- und Personennamen hat er im Hinblick auf eine angestrebte, jedoch nicht realisierte Erstellung von Indizes durch farbige Unterstreichungen hervorgehoben. Von späterer Hand stammen maschinenschriftlich erstellte Verweiskarten auf Urkunden aus anderen Beständen, hier insbesondere zu den "Hohnsteiner Dokumenten" (H.D.).
Die Devrientschen Regesten sind auch siebzig Jahre nach ihrem Entstehen ein gutes, den Bestand weitgehend vollständig erschließendes Findmittel. Dieser Erschließungsgrad wird bei keinem der anderen Urkundenbestände des Staatsarchivs Rudolstadt auch nur annährend erreicht. Dennoch genügen Devrients Regesten nicht in jeder Hinsicht den Ansprüchen der wissenschaftlichen Diplomatik. Neben den fehlenden Indices sind insbesondere die unterschiedliche Ausführlichkeit bzw. Tiefe sowie generelle Inkonsequenzen bei der Wiedergabe des Urkundeninhaltes zu bemängeln. Insbesondere bei Urkunden der Neuzeit scheint es Devrient leichter gefallen zu sein, eine wortgetreue Abschrift anzufertigen, als den Inhalt der Dokumente kurz zu beschreiben. Grundsätzlich fehlt Devrient ein knappes Kurzregest. Für Ungeübte nicht unproblematisch ist ferner die Handschrift Devrients, eine flüchtige, stellenweise schwer zu entziffernde deutsche Kursive (Sütterlin). Somit kann in einigen Fällen die Auswertung der Regesten die Benutzung des Originals nicht ersetzen.
Im Zuge der Revision stellte sich allerdings heraus, dass einige Karteikarten verloren gegangen sind und nun in Form von Abschriften ersetzt werden müssen. Die von Apfelstedt 1883 festgelegte Ordnung hat Devrient im Wesentlichen beibehalten und die Urkunden streng chronologisch geordnet. Sie werden über das Ausstellungsdatum und die Regesten-Nummer eindeutig identifiziert. Devrient hat etwa 300 von Apfelstedt noch nicht berücksichtigte Urkunden erschlossen und in die chronologische Reihenfolge eingefügt.

2.4 Technische Bearbeitung im Staatsarchiv Rudolstadt

Die Urkunden legte man gemeinsam mit den Anlagezetteln, die zum Teil aus säurehaltigem Papier bestehen, in den 1930er Jahren in braunes kräftiges Packpapier. Diese Umschläge wiederum wurden in aus dem späten 18. Jahrhundert stammenden Holzschränken stehend aufbewahrt. Da diese Schränke nicht dicht schlossen, hat sich eine teilweise recht hartnäckige Staubschicht auf den Umschlägen niedergeschlagen. Jede Benutzung gefährdete dadurch die Urkunden durch Eintrag von Staub. Zudem hat man einige der Siegel mit Watte vor mechanischen Schäden zu schützen versucht. Watte als hygroskopisches (Wasser anziehendes) Material bildet ein Mikroben förderndes Mikroklima, sodass eine Gefahr für Wachssiegel bestand.
Daher hat sich das Staatsarchiv Rudolstadt zu einer Neukonzeption für die Unterbringung der Urkunden entschieden. Der neue, mit modernen offenen Regalanlagen ausgestattete Urkundenraum befindet sich in direkter Nachbarschaft zum bisherigen Aufstellungsort. Er lässt sich mittels einfacher Klimatechnik konstant auf 55 % relative Luftfeuchte einstellen. Die Temperaturen schwanken im jahreszeitlichen Wechsel zwischen 13°C und 20°C. Das besonders wertvolle Archivgut selber ist in Urkundentaschen aus säurefreiem, holzfreiem und basisch gepuffertem Papier (nach DIN ISO 9706) gelagert. Jeweils zwanzig bis dreißig dieser Urkundentaschen stehen in so genannten Fluchtkisten, die staubdicht schließen und ebenfalls aus hochwertigem Karton (DIN ISO 9706) bestehen.
Im Zuge der laufenden Umlagerung wurden die Urkunden revidiert, entsprechend ihrer Größe in die Urkundentaschen verpackt und diese etikettiert (Datum und Apfelstedt-Devrientsche Regestennummer). Gleichzeitig werden die an den Urkunden auftretenden Schäden erfasst. In den Fällen, in denen auch bei sachgemäßer Nutzung weitere Schädigung zu erwarten sind, werden die betroffenen Urkunden bis zu ihrer Restaurierung dauerhaft für die Benutzung gesperrt. Die hier erhobenen Daten wurden in die Datenbank AUGIAS übertragen.

2.5 Retrokonversion und Vorbereitung für Verfilmung

Das Archivwesen in Deutschland begann in den 1990er Jahren, vorhandene Findmittel in elektronischer Form abzuschreiben. Das Retrokonvertieren war durch die bereits geschilderte Kursivschrift von Ernst Devrient ein Projekt, das nicht Laien übertragen werden konnte. Zunächst übernahm Barbara Beuthe das Projekt, nach ihrem altersbedingten Ausscheiden Pia Tschernoschek. Da die umfangreichen Vollregesten Devrients teilweise mehr als 64.000 Zeichen (etwa 10 DIN A4-Seiten) haben, ist der Aufwand der Retrokonversion nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig machen diese wortgetreuen Regesten deutlich, dass sie zu überarbeiten sind.
2019 begann Uwe Grandke mit der Überarbeitung im Hinblick auf die Verfilmung, wobei der Schwerpunkt natürlich auf der Sicherungsverfilmung der mittelalterlichen Dokumente liegt. Da sich in einigen Fällen herausstellte, dass das von Devrient ermittelte Datum korrigiert werden musste, ist es naheliegend, die Apfelstedtschen Regesten-Nummern als Grundlage zu nehmen. Hinzu zu den wortreichen Vollregesten werden knappe Kopfregesten angefügt. Ein gewisses Problem ist die Identifikation der Personen. Devrient hat die in den Urkunden verwendeten Leitnamen "Günther" und "Heinrich" ohne Ordnungszahl verwendet. Die fehlenden Ordnungszahlen der Familienmitglieder der Schwarzburger, die erst im 19. Jahrhundert Oskar Vater vergab und die Detlev Schwennicke in seinen Publikationen nicht übernahm, sind natürlich im Hinblick auf einen Index nicht zu verwenden. Daher wurden die Regesten von Devrient in dieser Hinsicht ergänzt.
Wenn nun ein Findbuch der 923 Sondershäuser Urkunden aus den Jahren 1068 bis 1400 vorgelegt wird, ist immerhin ein erster Abschnitt erreicht. Es steht noch die Überarbeitung von weiteren etwa 5075 Sondershäuser Urkunden aus.

Rudolstadt, im Mai 2023

Dr. Uwe Grandke
(Referent)

Anlage 1: Ordnungszahlen der Schwarzburger

Die Identifikation der Vertreter des Hauses Schwarzburg wird dadurch erschwert, dass in der neuzeitlichen Literatur mindestens zwei unterschiedliche Zählungen nebeneinander existieren. Detlev Schwennicke ("Europäische Stammtafeln. Neue Folge, Band I.3. Die Häuser Oldenburg, Mecklenburg, Schwarzburg, Waldeck, Lippe und Reuß, Frankfurt am Main 2000") und andere haben die nicht regierenden Mitglieder des Hauses aus der Nummerierung ausgeschlossen. Bei der (hier bevorzugten) 1894 durch Oskar Vater offiziell im Namen der Fürsten erstellten Aufstellung "Das Haus Schwarzburg" werden die meisten Vertreter der Leitnamen Günther und Heinrich mit Ordnungszahlen versehen, sodass auch nicht regierende Mitglieder der Familie einigermaßen sicher angesprochen werden können. Die Verwirrung wird beispielsweise bei dem als Erzbischof von Bremen und Bischof von Münster identifizierbaren Heinrich von Schwarzburg vollständig, da dieser offenbar zu Lebzeiten eine andere Ordnungszahl verwendete als Oskar Vater ihm fünfhundert Jahre später zuwies. Er unterlag zudem als Erzbischof von Bremen und von Köln wieder einer anderen Nummerierung (vgl. den Artkel in der Online-Version der Deutschen Biographie, Krause, "Heinrich II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 [1880], S. 505-506 [Onlinefassung]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd135951429.html#adbcontent).

Aus landesgeschichtlicher Sicht empfiehlts sich die Zählung von Oskar Vater, da dieser
1. mehr Mitglieder des Hauses Schwarzburg aufführt als Schwennicke
2. die meisten Vertreter gleichen Namens mit Ordnungszahlen versah (die aber nicht der historischen Selbstbezeichnung entsprechen müssen)
3. diese in der landesgeschichtlichen Forschung zu Schwarzburg eingebürgert sind.

In der Stammliste unter Wikipedia werden die Vaterschen Ordnungszahlen in Klammern geführt, vermutlich deswegen, weil unter Wikipedia der Schwerpunkt auf die Artikel über regierende Mitglieder der Familie Schwarzburg liegt. Neuere (voraussichtlich fruchtlose) Versuche, das heillose Durcheinander insbesondere zur Identifikation von Einzelpersonen aus dem frühen und hohen Mittelalter durch eine dritte Systematisierung aufzulösen, sind nicht zu empfehlen. Letztlich muss man leider die Grenzen der Quellen akzeptieren. Eine zweifelsfreie Identifikation der einzelnen Träger der Leitnamen Günther und Heinrich ist vielfach nicht möglich.

Uwe Grandke

Anlage 2: Literatur

Arnswaldt Werner Konstantin v. Arnswaldt: Die Herren von Arnswaldt und ihre Sippe, 1914, Mehrere Hefte. (Belege zu 289, 544, 550, 1045, 1341, 1408, 1445, 1501, 1537, 1588, 1652, 1656, 1904, 1940).
Ayrmann Christoph Frid. Ayrmann: Sylloge Anecdotorum omnis aevi chronicorum, siplomatum, epistolarum, commentationum histrias et res germanicas exterasque illustrantium, Bd. 1, Frankfurt am Main 1766.
Barsekow Hans-Ulrich Barsekow: Die Hausbergburgen über Jena und die Geschichte der Burggrafen von Kirchberg, Jena 1931.
Bühring Johannes Bühring: Geschichte der Stadt Arnstadt 704-1904, im Auftrag der Stadt und unter Benutzung hinterlassener Vorarbeiten des Archivars Hermann Schmidt, Arnstadt 1904.
CDA Codex Diplomaticus Anhaltinus, Teil 2: 1212-1300, Dessau 1875
CDS Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae.
Devrient Ernst Devrient: Der Kampf der Schwarzburger um die Herrschaft im Saaletal, in: Festschrift Berthold Rein zum 75. Geburtstag am 17. Dezember 1935. Forschungen zur schwarzburgischen Geschichte, hg. von Willy Flach, Jena, 1935, S. 1-44.
Dobenecker Regesta Diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, namens des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde bearbeitet und herausgegeben von Otto Dobenecker, 4 Bde., Jena 1896-1939.
Egert Paul Egert: Geschichte der Stadt und Herrschaft Blankenhain (Thür.), 1. Teil (ältere Zeit), Blankenhain 1922.
Eubel Hierarchia catholica medii aevi sive summorum pontificum, S. R. E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, Regensberg 1898.
Francke Heinrich Gottlieb Francke: Neue Beyträge zu den Geschichten, Staats-, Lehn- und Privat-Rechten der Lande des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen, Erster Teil, Altenburg 1767.
Füßlein Wilhelm Füßlein: Die Thüringer Grafenfehde 1342-1346, in: Beiträge zur thüringischen und sächsischen Geschichte. FS Otto Dobenecker zum siebzigsten Geburtstag, Jena 1929, S. 111-138.
Gerbing Die Flurnamen des Herzogtums Gotha und die Forstnamen des Thüringer Waldes zwischen der Weinstraße im Westen und der Schorte (Schleuse) im Osten, hg. von Luise Gerbing, Jena 1910.
Grandke & Stewing Uwe Grandke und Frank-Joachim Stewing: Der Bestand 2Sondershäuser Urkunden2 im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt, in: Sondershäuser Beiträhe., Püstrich, 8/2004/56-80.
Großkopf Hans Großkopf: Die Herren von Lobdeburg bei Jena. Ein thüringisch-osterländisches Dynastengeschlecht vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, Neustadt (Orla) 1929.
Hagke Friedrich Bernhard von Hagke: Urkundliche Nachrichten über die Städte, Dörfer und Güter des Kreises Weißensee. Beitrag zu einem Codex Thuringiae Diplomaticus, Weißensee 1867.
Hesse Vorzeit Ludwig Friedrich Hesse: Schlotheims Vorzeit, in: Neue Mittheilungen aus den Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale, Bd. 1 (1834), Heft 3, S. 1-11.
Heydenreich Lebrecht Wilhelm Heinrich Heydenreich: Historia des ehemals Gräflichen nunmehro Fürstlichen Hauses Schwartzburg ...., Erfurt 1743.
Hoffmann Magdeburg Friedrich Wilhelm Hoffmann: Geschichte der Stadt Magdeburg nach den Quellen bearbeitet, Magdeburg 1845, Neuausgabe 1886.
Hoffmann Schwarzburg Friedrich Lorenz Hoffmann: Günther von Schwarzburg, erwählter Römischer König, 2. Band, Rudolstadt 1819.
Hoßfeld Friedrich Hoßfeld: Geschichte des Dorfes Barchfeld a.d. Ilm mit der Kaffenburg, Kranichfeld 1910.
Jovius Paulus Jovius [Paul Götze]: Chronicon Schwarzburgicum, in: Diplomataria et scriptores Historiae Germanicae Medii Aevi cum sigillis aeri incisis opera et studio Christiani Schoettgenii ... et M. Georgii Christophori Kreysigii, Bd. 1, Altenburg 1753, S. 109-724.
Keil Hugo Keil: Wölfis. Bilder aus der Geschichte eines Thüringer Walddorfes, Gotha 1910.
Koch Fr. Aug. Koch: Die Erfurter Weihbischöfe. Ein Beitrag zur thüringischen Kirchengeschichte, in: Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde (ZThG), Bd. 6, 1865, S. 31-126.
Kronfeld C. Kronfeld: Landeskunde des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Theil: Topographie des Landes, Weimar 1879.
Lundgreen Friedrich Lundgreen: Kirchenfürsten aus dem Hause Schwarzburg (= Historische Studien Nr. 154), Berlin 1923.
Michelsen Diplomatar des Klosters Capelle (= Codex Thurinigiae Diplomaticus. Sammlung ungedruckter Quellen zur Geschichte Thüringen. Erste Lieferung. Namens des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde herausgegeben von A.I.J. Michelsen, Jena 1854)
Müldener Johann Friedrich Müldener: Historische-diplomatische Nachrichten von einigen vormals berühmt und bekannt gewesenen, nunmehr aber größtenteils wüst liegenden und zerstörten Bergschlössern in Thüringen etc. aus meistenteils ungedruckten Urkunden, Leipzig 1750.
Neufeld Siegbert Neufeld: Die Juden im thüringisch-sächsischen Gebiet während des Mittelalters, Bd 1: Von den ältesten Zeiten bis zum "schwarzen Tod", Berlin 1917.
Olearius Historia Joh. Christoph Olearius: Historia Arnstadiensis Historie der alt-berühmten Schwartzburgischen Residenz Arnstadt : nach denen vornehmsten Historischen requivitis und Umständen in zwey Theilen kürzlich eingerichtet, Arnstadt 1701.
Olearius Syntagma Joh. Christoph Olearius: Hall. Sax. Rerum Thuringicarum Syntagma, Allerhand denckwürdige Thüringische Historien Und Chronicken ... beschrieben sind, Frankfurt, Leipzig und Erfurt 1704.
Otto Heinrich Friedrich Otto: Thuringia sacra sive historia monasteriorum, quae olim in Thuringia floruerunt ...., Frankfurt 1737.
Potthast August: Repertorium fontium historiae Medii Aevi, Berlin 1896 (?).
Reg. Stolb. Regesta Stolbergica. Quellensammlung zur Geschichte der Grafen zu Stolberg im Mittelalter. Veranstaltet und bearbeitet von Botho Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Neu bearbeitet, vermehrt und unter Beifügung einer Landkarte und Siegeltafeln, sowie einer Abh / G. A. von Mülverstedt (Hrsg.), Magdeburg 1885.
Rein, FS 1935 Festschrift Berthold Rein zum 75. Geburtstag am 17. Dezember 1935. Forschungen zur schwarzburgischen Geschichte, hg. von Willy Flach, Jane, 1935.
Reitzenstein Regesten der Grafen von Orlamünde aus Babenberger und Ascanischem Stamm, verfasst von C. Chl. von Reitzenstein, hg. vom Historischen Verein von Oberfranken zu Bayreuth, Bayreuth 1871.
RggEbMz Regesten der Erzbischöfe von Mainz (online).
Sagittarius Kaspar Sagittarius: Saalfeldische Historien, hg. von Ernst Devrient, Saalfeld a.S. 1904.
Schamel Historische Beschreibung der vormal. vornehmen Abtey und Benedictiner-Klosters auf dem Petersberge bey Saalfeld, Naumburg 1729.
Schlöttgegen & Kreysig Diplomataria et scriptores Historiae Germanicae medii aevi., hg. von Christian Schoettgen und Georg Christoph Kreysig, Bd. 1, Altenburg 1753.
Schmid, Kirchberg Eduard Schmid: Geschichte der Kirchberg'schen Schlösser auf dem Hausberge bei Jena. nach Urkunden und andern Nachrichten, Neustadt an der Orla, 1830
Schmid, Lobdeburg Eduard Schmid: Die Lobdeburg bei Jena, Jena 1840.
Schoettgen-Kreysig Christian Schoettgen und Georg Christoph Kreysig: Diplomataria et scriptores Historiae Germanicae medii aevi, 3 Bände, Altenburg 1753-1760.
Schultes II UB Sachsen-Coburgische Landesgeschichte .... mit einem Urkundenbuche, hg. von Johann Adolph von Schultes, zweite Abteilung, Coburg 1820. [K.h. (1) 9/3]
Schultes Schriften Johann Adolph Schultes: Historische Schriften und Sammlungen ungedrukter Urkunden, zur Erläuterung der deutschen geschichte und Geographie des mittleren Zeitalters, erste Abtheilung, Hildburghausen 1798.
Tümmler Hans Tümmler: Die Geschichte der Grafen von Gleichen, von ihren Anfängen bis zum Verkauf des Eichsfeldes, ca. 1100-1294, Teildruck der Dissertation, Jena 1929
UB Arnstadt Urkundenbuch der Stadt Arnstadt 704-1495, namens des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde herausgegeben von C. A. H. Burkhardt, Jena 1883.
UB Bürgel Urkundenbuch von Stadt und Kloster Bürgel. I. Teil: 1133 - 1454, bearbeitet von Paul Mitzschke (= Thüringisch-sächsische Geschichtsbibliothek, Bd. 3), Gotha 1895.
UB Erfurter Stifter I Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt. Neue Reihe. Band 5: Urkundenbuch der Erfurter Stifter und Klöster. Teil 1: 706 - 1330, bearb. von Alfred Overmann, Magdeburg 1926.
UB Erfurter Stifter II Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt. Neue Reihe. Band 7: Urkundenbuch der Erfurter Stifter und Klöster. Teil 2: Die Urkunden der Stifter St. Marien und St. Severi (1331 - 1400), bearb. von Alfred Overmann, Magdeburg 1929.
UB Erzstift Magdeburg Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg, bearb. von Friedrich Israel und Walter Möllenberg (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 18), Halle 1937.
UB Friedberg I Urkundenbuch der Stadt Friedberg, hg. von von der Ropp, erster Band 1216-1410, Marburg 1904.
UB Hanau II Hessisches Urkundenbuch, zweite Abtheilung, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau, von Heinrich Reimer, zweiter Band 1301-1349, Leipzig 1892.
UB Ichtershausen Kloster Ichtershausen, Urkundenbuch, Geschichte und bauliche Beschreibung mit genealogischen und heraldischen Anmerkungen, Siegelabbildung und Grundriss, hg. von Wilhelm Rein (= Thuringia sacra, Bd 1), Weimar 1863.
UB Jena Urkundenbuch der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten, hg. von J.E.A. Martin (=Thüringische Geschichtsquellen Bd. 6 [NF Bd. 3]), 3 Bde. Jena 1888-1936.
UB Merseburg Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, erster Teil, bearb. von P. Kehr (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. von der Historischen Commission der Provinz Sachsen, Bd. 36), Halle 1899.
UB Mühlhausen Urkundenbuch der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearbeitet von Karl Herquet, hg. vom Magistrate der Stadt Mühlhausen (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 3) Halle 1874.
UB Naumburg Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg : Teil 2 (1207 - 1304) / Hrsg. von K. Schulze auf der Grundlage der Vorarbeiten von Felix Rosenfeld und Walter Möllenberg. Bearb. von Hans Patze und Josef Dolle.
UB Nordhausen Urkundebuch der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. von Karl Herquet (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 3), Halle 1874.
UB Stadt Erfurt Urkundenbuch der Stadt Erfurt ((= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bde. 23 und 24), 2 Bde. Halle 1889 und 1897.
UB Vögte Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen, sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z. h. Kreuz bei Saalburg (= Thüringische Geschichtsquellen. NF Bd. 2, der ganzen Folge Bd. 5), 2 Bde. Jena 1885 und 1892.
Wolf Johann Wolf: Denkwürdigkeiten der Stadt Worbis und ihrer Umgegend. Mit 40 Urkunden, Göttingen 1818.
Wolf-Löffler Johann Wolf, Klemens Löffler: Politische Geschichte des Eichsfeldes, Duderstadt 1921.
Würdtwein Stephan Würdtwein: Diplomataria Maguntina pagos Rheni, Mogani, Navæque Wetteraviae, Hassiæ, Thuringiae, Eichsfeldiae, Saxoniae, etc. illustrantia in lucem protraxit Stephanus Alexander Würdtwein, Mainz 1788, Bd. I und Bd. II

ZThG: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, Jena 1854 ff.