Preface

Die Geschichte der Landesbank zu Altenburg begann mit einem Reskript vom 31. August 1792, in dem Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg die Errichtung einer Leihbank bei der Kammer zu Altenburg verfügte. Hauptsächlich begründet durch das wachsende Bedürfnis in der Bevölkerung, ihre verfügbaren Gelder sicher und verzinsbar anzulegen, entstand so eine der ersten öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten in Thüringen. Die Aufgabe dieser Kammerleihbank bestand darin, Kapitalien gegen sogenannte Kammerscheine verzinslich anzuleihen, um diese gegen eine höhere Verzinsung wieder zu verleihen.
Ihr Wirkungskreis dehnte sich im Laufe der Zeit rasch aus und man befand per Reskript des nunmehrigen Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg vom 08. Oktober 1818, die bisher nur von der Kammer als Nebengeschäft verwaltete Leihbank zu einer Landesanstalt zu erheben. Zum 01. Januar 1819 wurde sie daraufhin mit ihrem ganzen Aktiv- und Passivvermögen als "Herzoglich Sachsen-Altenburgische Landesbank" konstituiert und unter landschaftliche Garantie und Mitadministration gestellt. Ihre Bestimmung galt weiterhin der Förderung des inländischen Geld- und Kreditverkehrs durch Annahme verzinslicher Kapitaleinlagen und Gewähr von Darlehen gegen annehmbare Sicherheiten. Sie sollte eine Depositen- und Hypothekenbank sein. Zu den zwei Hauptgeschäftszweigen des sog. Einleihe- und Ausleihegeschäfts (Einlagengeschäft, Kreditgeschäft) kamen noch das Diskontieren (Abzinsung) eigener Schuldscheine und der Handel mit Staatspapieren und anderen Effekten (Wertpapiergeschäft).
Aufsichtsbehörde war bis 1866 das Finanzkollegium, danach das Gesamtministerium zu Altenburg. Die Leitung übte eine Landesbankdirektion aus. Der Direktion gehörten zwei bis vier ursprünglich ehrenamtliche, ab 1845 hauptamtliche Mitglieder an, die vom Landesherrn bzw. der Landesregierung und von der Landschaft benannt wurden. Zu den von der Regierung eingesetzten staatlichen Direktionsmitgliedern zählte u.a. Bernhard August von Lindenau von 1819 bis 1826. Unter den durch die Landschaft gestellten Mitgliedern sind besonders die Advokaten Dr. Daniel Douai und Karl Hempel 1848 / 1849 hervorzuheben. Nach 1866 stand der Direktion für bestimmte Verwaltungsangelegenheiten ein Verwaltungsrat zur Seite, zusammengesetzt aus dem Vorstand des Finanzministeriums, einem landschaftlichen Deputierten und den Mitgliedern der Landesbankdirektion. Darunter waren die Abteilungen Prokuratur, das Kassen- und Kontrolldepartement sowie das Revisionsdepartement angesiedelt.
Die Reingewinne der Landesbank standen dem Staat zur Förderung und Finanzierung von öffentlichen Zwecken zur Verfügung, u.a. zum Bau von Behördengebäuden, Schulen, Straßen, Krankenhäusern oder auch für die Getreideeinfuhr um 1846 / 1848 zur Linderung der Teuerungsnot. Für eine kurze Zeit von 1862 bis 1869 / 1872 wurden extra zwei spezielle Fonds gebildet, in die die Bankerträge eingingen - der Staatseisenbahnfonds zur Unterstützung inländischer Eisenbahnunternehmen sowie ein Separatfonds für Landeszwecke, dessen Mittel für öffentliche Bauten, die Förderung gemeinnütziger Anstalten und die Gewährung von Unterstützungen bei allgemeinen Landesbedrängnissen und Notlagen verwendet werden sollten. Etwa ab 1870 führte man die Gewinne direkt über die herzogliche Finanzhauptkasse an den allgemeinen Staatshaushalt letztendlich zur Entlastung der Steuerzahler ab.
Ab 1837 bis Ende März 1876 nahm sie unter strikter Trennung von den Landesbankgeschäften auch die Aufgaben einer Landrentenbank wahr und trug damit zur Erleichterung und Beschleunigung der Ablösungen der Frondienste und Grundstücksdienstbarkeiten nach dem Gesetz vom 23. Mai 1837 bei. Mit dem im Geschäftsbericht auf das Jahr 1919 bestätigten Eingang der letzten Rentenbankrückstände hatte die Landrentenbank dann ihre endgültige Erledigung gefunden.
Hauptsitz der Landesbank war die Residenzstadt Altenburg. Das ursprüngliche Domizil seit 1792 befand sich in den oberen Räumen des alten Kanzleigebäudes an der Burgstraße / Ecke Brühl. Infolge der starken Geschäftsausdehnung wurde ein erstes eigenes Landesbankgebäude notwendig, erbaut 1830 bis 1832 unmittelbar daneben am Brühl 7 an der Stelle des ehemaligen Geleitshauses, genannt Abrahams Schoß. Doch schon bald reichten auch diese Geschäftsräume nicht mehr aus. In den Jahren 1862 bis 1865 wurde an der Stelle der eigens dafür vom Staat angekauften und abgebrochenen sechs Häuser "Auf der Mauer" zwischen dem Gasthof "Stadt Gotha" und der Bartholomäikirche ein zweites, repräsentatives Landesbankgebäude errichtet. Die Ausschreibung des Architektenwettbewerbes zum Entwurf eines Bauplanes für ein neues Landesbank- und zugleich Bibliotheksgebäude in Altenburg datiert vom 15. Oktober 1859 (Druck, mit einem Situationsplan des Bauplatzes siehe Bestand Landesbibliothek zu Altenburg, Nr. 2). Der Bankverkehr konnte am 10. Juli 1865 im Neubau in der Burgstraße 19 eröffnet werden und im Herbst 1865 bezog die Herzogliche Bibliothek (ab 1919 Landesbibliothek) das für sie bestimmte zweite Obergeschoss. Erst im September 1867 erhielt der Mittelbau des Gebäudes noch seine Bekrönung mit drei sandsteinernen Figurengruppen des aus Altenburg stammenden Bildhauers Otto Fritzsche in Dresden. Neben dem Haus in Altenburg wurden die herzoglichen Steuer- und Rentämter in Schmölln, Ronneburg. Eisenberg, Roda und Kahla als öffentliche Zahlstellen und zur Vermittlung auch anderer geschäftlicher Angelegenheiten der Landesbank bestimmt.
Mit der Abdankung des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Altenburg im November 1918 und der Gründung des Freistaates Sachsen-Altenburg änderte sich die Firmierung in "Landesbank zu Altenburg". Rechtsnachfolger ab 1922 bzw. 01. April 1923 war die Thüringische Staatsbank, Zweigstelle Altenburg (Thüringische Staatsbank Altenburg), als die Landesbank mit weiteren Spar- und Kreditanstalten der ehemaligen thüringischen Einzelstaaten in einer, der Thüringischen Staatsbank, aufging. Diese wurde jedoch bereits 1945 wie alle Banken in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone ohne Rechtsnachfolger aufgelöst (Hinweis Bestand Thüringische Staatsbank Altenburg im Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt).



Der Aktenbestand der Landesbank Altenburg wurde von der Thüringischen Staatsbank Altenburg als deren Rechtsnachfolgerin in mehreren Ablieferungen 1927 bis 1933 an das Staatsarchiv Altenburg abgegeben. Nur ein geringer Teil der Akten war in dem damals mit übernommenen "Akten-Repertorium der Herzoglich Sächsischen Landesbank" verzeichnet, der größte Teil jedoch unerschlossen und inhaltlich nur grob als zusammengefasste Aktengruppen auf Ablieferungslisten vermerkt.
Zunächst schenkte man dem Bestand im Archiv prioritätsbedingt keine große Beachtung. Die Benutzungsmöglichkeit ohne ein wirklich brauchbares Findmittel blieb sehr eingeschränkt. Dieser schließlich dann Jahrzehnte währende unzureichende Erschließungszustand gab Anlass für den Entschluss, den Bestand ab Juli 2013 endlich archivfachlich zu bearbeiten. Von 2015 bis 2018 allerdings noch einmal wegen anderer dringlicher Dienstaufgaben längerfristig unterbrochen, konnte die komplette Bestandsbearbeitung im Sommer 2021 bzw. mit der abschließenden Erstellung des Findbuches im Dezember 2022 vollendet werden.

Die inhaltliche Erschließung und Verzeichnung der einzelnen Akten erfolgte über das Fachinformationssystem AUGIAS-ARCHIV. Dabei entwickelte sich auch die neue Klassifikation zur inneren Ordnung des Bestandes. Zeitgleich mussten die Akten dringend technisch bearbeitet werden, denn vermutlich schon im Landesbankgebäude schlecht gelagert, im Archiv anfangs nur offen in Bündeln und erst ab den 1990er Jahren ohne vorherige Reinigung in Archivkartons, wiesen die Akten durchweg einen sehr hohen Verschmutzungsgrad auf. Deshalb machte sich zuerst ihre Trockenreinigung erforderlich. Zu den weiteren konservatorischen Maßnahmen gehörten u.a. die Entmetallisierung, wo notwendig die Einbettung in Jurismappen, die Signierung / Etikettierung der Akten sowie deren Verpackung in säurefreie Archivkartons.

Der fertig bearbeitete Bestand besitzt einen Umfang von 22,7 lfd. m mit 1902 Akten aus dem Zeitraum von (1790) 1801 bis 1927. Die Überlieferung als Ganzes dokumentiert beispielhaft die Geschichte der Landesbank Altenburg als Landesanstalt und Bankinstitut auch über die Grenzen des Herzogtums Sachsen-Altenburg hinaus. Umfangreiche Informationen zur Behördengeschichte (einschließlich ihrer Vorgängerzeit als Kammerleihbank ab 1792, Gründung 1819, Organisation, Arbeit, Entwicklung) sind in den Akten Nr. 18, 43, 112, 199, 1800, 1802 und 1809 enthalten.
In den Hauptrechnungen der Jahre 1841 bis 1845 (Nr. 103 - 107) widerspiegeln sich u.a. der Bau der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn, des neuen Gymnasiums für Altenburg oder eines neuen Kranken- und Irrenhauses in Roda, in den Geschäftsberichten 1915 bis 1921 (Nr. 195, 198 - 201) die wirtschaftlichen Auswirkungen des 1. Weltkrieges. Für die Stadt Altenburg werden die Akten über die Landesbankgebäude am Brühl 7 und in der Burgstraße 19 sowie die Akten über den Bau des neuen Gymnasial- und Seminargebäudes Josephinum in Altenburg aus dem Geldfonds der Landesbank von Interesse sein.
Überraschenderweise und kaum zu vermuten sind im Bestand Akten zum Landgut Hofmark Stachesried bei Eschlkam in Bayern überliefert. Akte Nr. 1845 enthält einige Autografen des bekannten Schriftstellers, Theologen und Philosophen Johann Gottfried von Herder aus Weimar (geb. 1744 / gest. 1803). Dessen vierter Sohn Carl Emil Adelbert von Herder (geb. Weimar 1779 / gest. Regensburg 1857, Doktor der Philosophie) hatte im Jahre 1801 noch bei der Kammerleihbank ein Darlehen zum Kauf eines Landgutes, konkret der Hofmark Stachesried, aufgenommen, geriet aber dann in Zahlungsschwierigkeiten und Konkurs. Im Zuge des Konkursprozesses 1816 kam es zur gemeinsamen Ersteigerung des Gutes durch die Kammerleihbank (ab 1819 Landesbank) und den Prinzen Friedrich von Sachsen-Gotha-Altenburg, um durch einen Wiederverkauf die Verluste auszugleichen. Die zahlreich vorhandenen Akten in der entsprechenden Klassifikationsgruppe geben Auskunft über die Verwaltung dieses Gutes, die Bemühungen um den Verkauf und die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Eine äußerst umfangreiche Aktengruppe bilden die Rentenbankrezesse über die Ablösung der Reallasten, Frondienste und anderer Verpflichtungen gegenüber Staat, Kirche, Rittergütern usw. ab 1837, für die die Landesbank als Landrentenbank fungierte. Sie hat Bedeutung als Gegenüberlieferung und zugleich Ergänzung zum Bestand der Generalkommission für Ablösungen, da in diesem Bestand größere Verluste an unrettbar zerfallenen Akten aufgrund früherer schlechtester Lagerungsbedingungen (Feuchtigkeit, Schimmel) zu beklagen sind.
Schließlich müssen noch die kalligrafisch besonders schön gestalteten Deckblätter in den Akten Nr. 168 und 177 bis 182 erwähnt werden.

Für die Zitierung des Bestandes gilt die folgende Vorgabe:
Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Altenburg, Landesbank zu Altenburg, Nr. …
In Abkürzung:
LATh - StA Altenburg, Landesbank zu Altenburg, Nr. …

Zahlreiche Angelegenheiten der Landesbank befinden sich auch in weiteren Beständen des Staatsarchivs Altenburg, beispielsweise im Geheimen Ministerium zu Altenburg, Gesamtministerium zu Altenburg, Bauamt Altenburg und auch im Bibliotheksbestand, bildliche Darstellungen in den Risse-, Bilder- und Postkartensammlungen.



Für den einführenden Abriss der Behördengeschichte dieses Vorwortes wurden die folgenden Quellen genutzt:
- LATh - StA Altenburg, Landesbank zu Altenburg, Nr. 18, 43, 112, 199 (Bl. 5), 1800 (Bl. 1 - 3), 1802 (Bl. 261 f.), 1809 (Bl. 1 - 4)
- 146 Jahre Dienst an der heimischen Wirtschaft: Zur Geschichte der Thüringischen Staatsbank Altenburg. - In: Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender 1938. - 105. Jg. - Altenburg: Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel & Co. - S. 168. (Bibliothek HH 597 14)
- Fürbringer, A.: Sieben Aufsätze betreffend die Herzogl. Sächs. Landesbank in Altenburg. Nebst mehreren Anhängen. - Altenburg, 1913 / 1915. (Bibliothek M 134)
- Hiller, Günther: Die herzogliche Landesbank und ihr Gebäude, Burgstraße 19. - In: Heimatkurier für das Osterland / Hrsg. Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH, OVZ-Lokalredaktion Altenburg und Schmölln. - Nr.44 (130) Oktober 1992, S. 5 und Nr. 45 (131) November 1992, S. 5. (Bibliothek ZS 43 2)
- Löbe, J.: Geschichtliche Beschreibung der Residenzstadt Altenburg und ihrer Umgebung. - Altenburg: Schnuphasesche Hofbuchhandlung Max Lippold, 1881. - S. 82 - 84. (Bibliothek, HH 540)
- [Seifert, Karl:] Hundert Jahre Landesbank. - In: Sachsen-Altenburgischer vaterländischer Geschichts- und Hauskalender auf das Schaltjahr 1920. - 87. Jg. - S. 97 - 99. (Bibliothek HH 596 10)



Altenburg, im Dezember 2022 Undine Puhl
Archivamtfrau