Preface
Reudnitz (7 km ostnordöstlich von Greiz gelegen) war ein reines Rittergutsdorf. Das Rittergut Reudnitz, als dessen Gründer die Familie von Reudnitz gilt, gehörte um 1440 der Familie von Rumpf und kam im Jahr 1462 durch Verkauf an die Familie von Volgstädt. Bei einer Erbteilung im Jahre 1541 wurde das Vorwerk Herrmannsgrün abgetrennt, und bei einer weiteren Erbteilung im Jahre 1550 ging aus dem Reudnitzer Kretzschmar und den dazugehörigen Grundstücken mit etlichen Zensiten in Reudnitz und Gottesgrün das Rittergut Oberreudnitz hervor, während das Stammgut als Rittergut Unterreudnitz weiterbestand. Besitzer des Rittergutes Unterreudnitz waren Angehörige der Familien von Volgstädt (bis 1568), Trützschler (1568-1725 und 1739-1760), von Watzdorf (1725-1739), von Raab (seit 1760), Leo (seit 1804), Ulrich (seit 1887), von Schönberg (seit 1891), Knack (1897-1898), von Geldern-Crispendorf (seit 1898) und Hermann (seit 1907). Besitzer des Rittergutes Oberreudnitz waren Angehörige der Familien von Volgstädt (bis 1602), Trützschler (1602-1685 und 1698-1750), von Creutz (1685-1698), von Braun (seit 1750), von der Mosel (seit 1766), von Falckenstein (seit 1771), von Beulwitz (seit 1778), Walther (seit 1785), Albert (seit 1823), Leo (seit 1838), Neefe (seit 1877) und von Geldern-Crispendorf (seit 1882).
Bestandteile des Rittergutes Reudnitz waren im Jahre 1507 Sitz, Dorf und Vorwerk zu Reudnitz mit 15 Männern daselbst, Sitz und Vorwerk zu Herrmannsgrün, 1 Gut in Kahmer, 5 Güter in Gottesgrün und die obere Mühle in Mohlsdorf. Nach 1550 gehörten zum Rittergut Unterreudnitz vier Fünftel von Reudnitz sowie Lehnstücke in Gottesgrün, Herrmannsgrün, Kahmer, Mohlsdorf und Neudeck; zum Rittergut Oberreudnitz gehörten ein Fünftel von Reudnitz sowie Lehnstücke in Gottesgrün, Heide, Herrmannsgrün, Kahmer, Mohlsdorf und Neudeck. Die Zahl der Untertanen des Rittergutes Unterreudnitz betrug im Jahre 1584 insgesamt 25 (18 in Reudnitz, 5 in Gottesgrün, 1 in Kahmer und 1 in Mohlsdorf) und im Jahre 1725 insgesamt 72 (46 in Reudnitz, 9 in Gottesgrün, 5 in Herrmannsgrün, 2 in Kahmer, 3 in Mohlsdorf und 7 in Neudeck); die Zahl der Untertanen des Rittergutes Oberreudnitz im Jahre 1588 insgesamt 21 (6 in Reudnitz, 6 in Gottesgrün und Neudeck, 6 in Heide, 2 in Herrmannsgrün und 1 in Mohlsdorf); im Jahre 1749 insgesamt 32 (11 in Reudnitz, 5 in Gottesgrün, 9 in Heide, 4 in Herrmannsgrün, 1 in Kahmer, 1 in Mohlsdorf und 1 in Neudeck) und im Jahre 1771 insgesamt 42 (3 Viertelhöfner, 12 Kleinhäusler und der Besitzer der Erbschänke in Reudnitz; 2 Zwölftelhöfner, 1 Drittelhöfner und 4 Kleinhäusler in Gottesgrün; 2 Drittelhöfner, 1 Sechstelhöfner, 1 Achtelhöfner, 2 Zwölftelhöfner und 1 Kleinhäusler in Heide; 4 Kleinhäusler auf dem Eichberg bei Herrmannsgrün, der Fuchsmüller und ein Kleinhäusler in Mohlsdorf, 4 Kleinhäusler in Herrmannsgrün sowie ein Hausbesitzer und ein Feldgutbesitzer in Neudeck.
Die Rittergüter Unterreudnitz und Oberreudnitz hatten über ihre Grundstücke und Untertanen die obere und niedere Gerichtsbarkeit. Die obere Gerichtsbarkeit wurde im Jahre 1841 an den Staat Reuß ä.L. abgetreten und seitdem von Untergreiz ausgeübt. Die niedere Gerichtsbarkeit endete mit der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit in Reuß ä.L. im Jahre 1868, wobei die diesbezüglichen Befugnisse an das Justizamt Greiz II übergingen. Die Rittergüter Unterreudnitz und Oberreudnitz wurden im Oktober 1868 exkommunalisiert, das Rittergut Unterreudnitz im Juni 1878 und das Rittergut Oberreudnitz im Februar 1906 allodifiziert. Im Jahre 1919 erfolgte die Vereinigung beider Rittergüter mit der Ortsgemeinde Reudnitz.
Die bei der Verzeichnung des Bestandes "Reußisches Amtsgericht Greiz", der Überprüfung des Bestandes "Reußisches Landratsamt Greiz" und der Auflösung des Bestandes "Ältere Justiz- und Verwaltungsangelegenheiten in Reuß ä.L." (3. Rep. D) ermittelten Archivalien der Rittergüter von Reudnitz bilden seit 1965 einen eigenen Bestand. Neuverzeichnung und Ordnung wurden von Dr. Werner Querfeld vorgenommen.