Preface
Die heute im Bestand "Kunst und Wissenschaft - Hofwesen" zusammengefassten Bestände sind zumeist bei der Bildung der Weimarer Pertinenzbestände um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Es handelt sich zunächst um die fünf Pertinenzbestände:
1. Gymnasium Schleusingen
2. Universität Jena
3. Fürstlicher Hofhaushalt
4. Hoftheater und Kapelle
5. Archivwesen
In diesen Beständen wurden Akten zusammengefasst, die zum größten Teil aus der Regierung zu Weimar stammen, aber auch aus der Geschäftstätigkeit der obersten Zentralbehörden in Sachsen-Weimar-Eisenach, der Geheimen Hofkanzlei Ernst Augusts (1728 - 1748), des Geheimen Obervormundschaftskollegiums (1749 - 1755), des Geheimen Consiliums (1756 - 1815) und des Staatsministeriums zu Weimar (1815 - 1849) hervorgegangen sind. Weit geringeren Umfangs sind die Akten aus den in der Zeit der Vormundschaft über Herzog Ernst August Konstantin (1748 - 1755) mit Weimarer Angelegenheiten beschäftigten Geheimen Ratskollegien zu Coburg und Gotha. Hinzu kamen noch eine größere Anzahl von Kommissionsakten, die jedoch in engem Zusammenhang mit den genannten Behörden stehen. Die Akten über das Gymnasium Schleusingen, das 1660 bis 1824 gemeinsamer Besitz der an der Grafschaft Henneberg beteiligten Staaten, also auch Sachsen-Weimars war, entstammen vor allem dem Oberkonsistorium zu Weimar.
Über die Ordnung und erste Verzeichnung der genannten Bestände konnte in den Geschäftsakten des Archivs nichts Genaues festgestellt werden. Doch da mit Sicherheit angenommen werden, dass sie in der Zeit zwischen 1880 und 1890 erfolgt. Wie aus den Handschriften des ersten, 1963 aus der Benutzung gezogenen Findbuches zu ersehen ist, ordnete und verzeichnete der Archivdirektor Carl August Hugo Burkhardt die Bestände Gymnasium Schleusingen und Universität Jena sowie einen kleinen Teil des Bestandes Fürstlicher Hofhaushalt (bis A 9175). Der Archivsekretär und spätere Archivrat Dr. Paul Mitzschke setzte später die Ordnung und Verzeichnung des Bestandes Fürstlicher Hofhaushalt fort und verzeichnete auch die Akten über das Ernestinische Gesamtarchiv und über das Geheime Haupt- und Staatsarchiv Weimar.
Im Jahr 1907 erfolgte dann eine größere Ablieferung von Akten der Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst zu Weimar, die 1815 bis 1849 unter dem Staaatsministerium tätig war. Sie wurden vom Archivdirektor Dr. Johannes Trefftz mit den Akten über die Archive vereinigt und verzeichnet. Damit entstand ein Bestand unter dem Namen "Anstalten der Kunst und Wissenschaften". Trefftz fügte ihm nicht nur Akten über Bibliothek, Münzkabinett und Kunstkammer, den Verein "Lesemuseum", sondern auch Akten der im 17. Jahrhundert in Weimar wirkenden Fruchtbringenden Gesellschaft und des im 19. Jahrhundert tätigen Kunstvereins für Thüringen an.
Im Jahre 1925 hatten die genannten fünf Bestände einen Umfang von 89 lfm, nämlich:
1. Gymnasium Schleusingen (A 5440 - A 5482) 4 lfm
2. Universität Jena (A 5500 - A 8837) 43 lfm
3. Fürstlicher Hofhaushalt (A 8995 - A 9520) 7 lfm
4. Hoftheater und Kapelle (A 9521 - A 10420) 15lfm
5. Anstalten der Kunst und Wissenschaft (A 10450 - A 11999, besetzt bis A 11825) 20 lfm
Um diese Zeit wurde dem Bestand Anstalten für Kunst und Wissenschaften durch den Archivar Dr. Pischel noch die Akten der Zeichenschule Weimar hinzugefügt. Dieser Bestand setzte sich aus den Aktengruppen 1. Archivwesen, 2. Bibliothek, Münzkabinett und Kunstkammer, 3. Zeichenschule und Kunstschule, 4. Lesemuseum, 5. Fruchtbringende Gesellschaft und 6. Kunstverein für Thüringen zusammen. Dabei enthielten 1. zumeist Akten der Regierung sowie des Geheimen Consiliums und des Staatsministeriums zu Weimar, 2. Akten der Oberaufsicht und anderer Zentralbehörden, 3. Akten der Oberaufsicht und der Zeichenschule, 4. Akten verschiedener Oberbehörden sowie 5. und 6. Akten der Gesellschaften.
Da die Findbücher der Bestände zu einem einzigen Findbuch vereinigt wurden, setzte sich bald nach 1925 für sie die gemeinsame Bezeichnung "Kunst und Wissenschaft" durch. Im Jahre 1938 nahm der Staatsarchivrat Dr. Karl Theodor Lauter am Bestand weitere Veränderungen vor, als er alle hier befindlichen Akten der Oberaufsicht in den Bestand Staatsministerium, Departement des Kultus, überführte. Diese Akten lagen schon früher seit 1849 in den Registraturen dieses Ministerialdepartements. Sie gingen 1945 in der Archivzweigstelle Bad Sulza durch Kriegseinwirkung verloren.
Bei den Vorarbeiten zur Übersicht über die Bestände des Thüringischen Landeshauptarchivs Weimar erhielt der Bestand 1957 die Bezeichnung "Kunst und Wissenschaft - Hofwesen", womit auch die hier vorhandenen umfangreichen Archivalien über das Hofwesen der Herzöge und späteren Großherzöge von Sachsen-Weimar(-Eisenach) im Namen zum Ausdruck kommen sollte.
Da der Bestand zu einem der meist benutzten des Archivs gehört, aber das Findbuch, das auf die Verzeichnung von 1880 - 1890 zurück geht, sich in einem sehr schadhaften Zustand befunden hat, ist 1961 die Neuverzeichnung festgelegt worden. Diese Arbeiten hat von Oktober 1961 bis Dezember 1962 die Staatlich geprüfte Archivarin Gerda Baum unter Anleitung des wissenschaftlichen Archivars Dr. Ulrich Heß durchgeführt.
Bei der Neuverzeichnung wurde die alte Ordnung mit ihren Archivsignaturen, die schon vielfach in die Literatur eingegangen waren, beibehalten. Es wurden jedoch die Aktentitel modernisiert und genauer gefasst. Wenn nötig, erfolgte auch eine bessere Erschließung des Akteninhaltes. Weiterhin wurde für jeden Aktenband die bei der Erstverzeichnung vielfach unberücksichtigt gelassene Provenienz festgestellt. Nur in den Aktengruppen Archivwesen nahm man bei der Neuverzeichnung des Bestandes wesentliche Veränderungen vor, indem die Geschäftsakten des Ernestinischen Gesamtarchivs und des Geheimen haupt- und Staatsarchivs Weimar von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des Thüringischen Staatsarchivs Weimar 1921 eingefügt wurden. Dadurch haben sich auch die alten Signaturen der Akten ab A 10780 verändert. Die schon auf Trefftz zurückgehende Auslassung von Ziffern bei Beginn seiner Ordnungsarbeit 1907 ermöglichte es, bei der Neuverzeichnung von 1962 ab A 11570 wieder mit den alten Signaturen einzusetzen. Die in das Staatsministerium, Departement des Kultus, übergeführte und 1945 verloren gegangenen Akten sind im neuen Findbuch nicht mehr berücksichtigt. Bei der Aktengruppe Zeichenschule, Kunstschule waren auch nach Überführung der Akten der Oberaufsicht in den Bestand Staaatsministerium, Departement des Kultus, noch die von Pischel eingefügten Akten der Zeichenschule verblieben. Sie wurden 1963 aus dem Bestand genommen und in den Bestand Zeichenschule Weimar übergeführt, so dass diese Aktengruppe (früher A 11717 bis A 11800) jetzt hier ganz fehlt. Das vorliegende Findbuch wurde von Oktober bis Dezember 1963 geschrieben.
Der Wert des Bestandes "Kunst und Wissenschaft - Hofwesen" liegt vor allem in den Akten zur Geschichte der Universität Jena von ihrer Gründung bis zur Mitte des 19. jahrhunderts und in den Archivalien über das Hofwesen der Herzöge und späteren Großherzöge von Sachsen-Weimar(-Eisenach) im 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert. Als Quelle zur Geschichte der Universität in den Landesarchiven Altenburg, Gotha und Meiningen und durch die Bestände des Universitätsarchivs Jena ergänzt, soweit aber die Staatsaufsicht über die Universität in Frage kommt, ist er den genannten anderen Beständen in der Reichhaltigkeit des Stoffes zweifellos überlegen. Sachsen-Weimar-Eisenach war mehr als die anderen Staaten an der Universität interessiert, weil diese nicht nur im Lande lag, sondern Sachsen-Weimar-Eisenach auch den größten Anteil an der gemeinschaftlichen Hochschule besaß und in der Universitätsverwaltung fast immer die Initiative ergriff. Bedeutungsvoll ist der Bestand schließlich auch noch als Quelle zur Geschichte des Ernestinischen Gesamtarchivs und des Geheimen Haupt- und Staatsarchivs Weimar vom 17. Jahrhundert bis zum Jahre 1921. Für die Geschichte des Geheimen Haupt- und Staatsarchivs stellt er überhaupt die einzige noch vorhandene Quelle dar. Für das Ernestinische Gesamtarchiv können als Ergänzung noch einschlägige Bestände der Landesarchive Altenburg, Gotha und Meiningen herangezogen werden, doch reichen die dort liegenden Quellen zur Geschichte des Ernestinischen Gesamtarchivs nicht im entferntesten an den vorliegenden Bestand heran.
Nach der Neuverzeichnung umfasst der Bestand 74 lfm (A 5440 - A 11825) und reicht zeitlich von 1533 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in einem Ausläufer bis 1942.