Preface

Jürgen Karl-Heinz Zöhrens wurde am 18. August 1937 in Eisenberg geboren und am 08. Mai 1938 in der dortigen Stadtkirche getauft. Seine Eltern, miteinander verheiratet seit Ostern 1930, waren der Bankkassierer Alfred Johann Fritz Zöhrens (geb. am 12. Mai 1901 in Magdeburg, gest. am 04. Februar 1987) und die Heimarbeiterin Elisabeth Alma Emilie geb. Zippel (geb. am 11. Mai 1906 in Weimar, gest. am 24. April 1996). Zur Familie gehörte noch der ältere Bruder Wolfgang (geb. am 03. Novomber 1934).
Jürgen Zöhrens besuchte von 1943 bis 1951 die damals achtklassige Grundschule "Schillerschule Eisenberg" und danach noch ein Jahr die Oberschule in Eisenberg. Von 1952 bis 1955 schloss sich eine Lehre zum Drogisten an der Drogistenfachschule Gera mit praktischer Ausbildung in der Drogerie zur alten Post bei Georg Feyler in Gera an. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er bis 1959 als Drogist und Lagerist in Eisenberg und Naumburg. Weitere berufliche Stationen in verschiedenen Funktionen waren von 1959 bis 1961 die Deutsche Bauernbank Eisenberg (Instrukteur), 1961 bis 1967 die Großhandelsgesellschaft Lebensmittel Eisenberg (Disponent, Lagerist), 1967 bis 1984 das Deutsche Rote Kreuz in Eisenberg (Instrukteur für Bildung und Erziehung, Sekretär), 1984 bis 1985 die Handelsorganisation HO in Eisenberg (Verkaufsstellenleiter) und 1985 bis 1991 der VEB Möbelwerke Eisenberg bzw. dann Eisenberger Wohnraummöbel GmbH (Lagerarbeiter für Glas). Zum 01. Januar 1992 trat er, v.a. auf Grund massiver gesundheitlicher Probleme, in den Ruhestand.
Jürgen Zöhrens war seit dem 16. Januar 1962 verheiratet mit Gretel geb. Andiel, geboren am 24. Juni 1941 in Obergeorgental / Kr. Brüx, gestorben 2019. Dem Ehepaar wurde ein Sohn geschenkt, von dem leider nichts Näheres bekannt ist. Zum Haushalt im späteren Wohn- und Gartengrundstück Seidelsweg 24 b in Eisenberg gehörte seit Ende der 1980er Jahre wohl auch immer ein treuer Berner Sennenhund.
Seit seiner Geburt gesundheitlich beeinträchtigt und seit den 1990er Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, war die Meisterung des alltäglichen Lebens für Jürgen Zöhrens nicht einfach und seine Frau ihm dabei eine unabdingbare große Stütze. Er verstarb am 04. September 2017 in einem Pflegeheim in Bürgel.
Vorstehende Daten wurden aus den in den Akten-Nummern 35, 55, 67, 68, 69, 72 und 92 enthaltenen persönlichen Dokumenten von Jürgen Zöhrens entnommen.


Während eines Klinikaufenthaltes um 1989 / 1990 in Jena kam Jürgen Zöhrens bei der sog. Arbeitstherapie mit der Brandmalerei in Berührung, an der er sich dann zu Hause weiter versuchte. Es entstanden nach ersten Arbeiten an Möbeltüren Holztafeln verschiedener Größe mit Eisenberger Motiven, die auf den Rückseiten detailliert beschriftet wurden. Für diese Beschreibungen machten sich historische Recherchen notwendig. Er fing an, sich intensiv mit der Orts- und Regionalgeschichte von Eisenberg, die ihn vermutlich schon immer interessiert hatte, zu beschäftigen und diesbezügliches Material zu sammeln, was ihn seitdem nicht wieder losließ. Das war zugleich auch Auslöser und Grundstock seiner Eisenberger Chronik. Gemeinsam mit seiner Frau Gretel trug er dann im Laufe der Zeit eine umfangreiche und bemerkenswerte chronikalische Sammlung besonders zur Straßen- und Häusergeschichte seiner Geburtsstadt zusammen. Daraus entstand zudem das Buch "Eisenberg / Thüringen - seine Straßen und ihre Namen", 2002 in einer 1. Auflage und bis 2006 in der 3., überarbeiteten Auflage im Selbstverlag erschienen (siehe Bibliothek 70 / 2007). Hierzu richtete er zeitweise zwischen 2003 und 2008 auch schriftliche Anfragen an bzw. kam als Benutzer direkt zum Quellenstudium in das Staatsarchiv Altenburg.
Mit zunehmendem Alter war es Herrn Zöhrens wichtig, den Verbleib seiner Sammlung geregelt zu wissen. Wegen persönlicher, unüberbrückbarer Differenzen mit der Stadtverwaltung, dem Heimatmuseum und dem Stadtarchiv Eisenberg nahm er um die Jahresmitte 2007 deshalb mit dem damaligen Leiter des Staatsarchivs Altenburg, Herrn Dr. Joachim Emig, Kontakt auf. Wohlwissend und gegenüber Herrn Zöhrens auch mehrfach dargelegt, dass die Sammlung im Hinblick auf eine spätere Benutzung eigentlich in eine Einrichtung in Eisenberg gehören sollte, konnte ihm sein ausdrücklicher Wunsch einer Übernahme in das Staatsarchiv Altenburg letztendlich nicht verwehrt werden.
Den Anfang seiner Sammlung machte die auf einen Schenkungsvertrag vom 02. / 07. Juli 2012 basierende, am 26. Juli 2012 erfolgte Übernahme von 68 Stück der von ihm selbst geschaffenen Holztafeln mit Eisenberger Motiven in Brandmalerei in den Größen zwischen A 5 und A 3, dazu ein Großbild Ansicht von Eisenberg nach einem Merian-Stich in den Abmessungen L 2,40 m x H 1,30 m. Ausschlaggebend für die Zustimmung zur Übernahme dieser eindeutig nicht als klassisches Archivgut einzuordnenden künstlerischen Produkte, die an sich in das Heimatmuseum Eisenberg gehörten, waren einerseits die auf den Rückseiten der Holztafeln angebrachten Beschreibungen und chronikalischen Angaben zum abgebildeten Motiv und andererseits der Blick auf die zukünftige Geschlossenheit der Sammlung. Ausdrücklich ist aber im Schenkungsvertrag festgehalten worden, dass das Archiv keinerlei Verpflichtungen zur Schaffung gesonderter Lagerungsbedingungen oder zur öffentlichen Präsentation der Holztafeln eingeht. Sie wurden wie Archivgut im Depot Zechau eingelagert. Zu den Bildern hat Herr Zöhrens ein von ihm angefertigtes, 3 Ordner umfassendes Verzeichnis jeweils mit Abbildung und Beschreibung als Findmittel übergeben.
Nach dem Tod von Jürgen Zöhrens übergab Frau Gretel Zöhrens per gemeinsamer testamentarischer Verfügung vom 28. November 2014 nun als Alleinerbin die Straßen- und Häuserchronik von Eisenberg, an der ihr Mann bis zuletzt gearbeitet hatte, in 96 Ordnern nebst 1 Ordner Inhaltsverzeichnis und einiger diverser Unterlagen am 10. Januar 2018 als weitere Schenkung an das Staatsarchiv.

Auf Grund einer ersten Benutzungsanforderung im Jahre 2018 rückte der Bestand Sammlung Jürgen Zöhrens in das Blickfeld einer im Aufwand angemessenen Bearbeitung. Diese wurde dann von der archivischen Hilfskraft Herrn Ronald Pfau unter fachlicher Anleitung und Unterstützung von Frau Puhl im Zeitraum von September bis Dezember 2019 ausgeführt.
Herr Zöhrens hatte für seine Sammlung jeweils Ordner für die Straßen- und Häuserchronik in alphabetischer Reihenfolge sowie für ausgewählte Themen angelegt. Bei der nunmehrigen archivischen Bearbeitung wurden der Zustand und diese Ordnung des Bestandes im Großen und Ganzen wie überliefert belassen.
Schwerpunkt der inhaltlichen Erschließung war in Abgleichung mit dem von Herrn Zöhrens angelegten Inhaltsverzeichnis, das, wie sich dabei herausstellte, nicht mehr ganz den aktuellen Stand widerspiegelte, die Eingabe der Einzelakten in das Fachinformations- / Datenbanksystem AUGIAS-ARCHIV. Die Einzelakten wurden von Nummer 1 an fortlaufend belegt und durchnummeriert, die überlieferten römischen Ordner- und Unterbandsignaturen dabei im Feld "alte Archivsignatur" festgehalten. Konkrete inhaltliche Zusätze zum Aktentitel (v.a. die entsprechenden Straßen, Angaben über enthaltene Fotos und Bilder) findet man im Enthält-Vermerk. Da der Chronikverfasser an allen Ordnern fortlaufend und bis zuletzt gearbeitet hat, konnte bei den Einzelakten keine konkrete Jahresangabe festgesetzt, sondern immer nur der gesamte Entstehungszeitraum, also von um 1990 bis 2017, als Datierung angenommen werden.
Einige in Schnellheftern oder lose übernommene restliche Dokumente wurden entweder zu einer neuen Akte formiert oder wo möglich inhaltlich zu den bestehenden Akten zugeordnet. In sehr wenigen Fällen kam es auf Grund des gleichen Inhalts zu einer Zusammenführung von Akten. Die überlieferte innere Ordnung der einzelnen Aktenbände blieb unverändert. Eine Kassation ganzer Akten fand nicht statt, allerdings wurden einzelne Doppelblattüberlieferungen ausgesondert. Aus einem mit den Themenbroschüren "Rückblicke" zur Geschichte von Eisenberg bestückten Karton am Schluss des Bestandes kamen nur neue Hefte zu der in der Archivbibliothek bereits vorhandenen Reihe hinzu, die Doppelexemplare in die Aussonderung.
Der Bestand gliedert sich in die zwei Klassifikationsgruppen:
1. Chronik
2. Themen
Zu den technischen Arbeiten: Da es sich bei dem von Herrn Zöhrens zusammengetragenen Material um viele, auch ausgeschnittene Zettel und Bilder handelt, hatte er diese entweder auf DIN A4-Blätter aufgeklebt und / oder in A 4-Kunststofffolien (Klarsichthüllen) gesammelt. Alterungserscheinungen an den Dokumenten konnten dabei bisher nicht beobachtet werden. In einer Kosten-Nutzen-Abwägung wurde deshalb entschieden, die Formierung in den Ordnern und Folien so zu belassen. Schadhafte Ordner allerdings wurden ausgetauscht. Die Entmetallisierung beschränkte sich somit auf das Innere der Akte, hauptsächlich also die Entfernung von Büroklammern etc. Es erfolgten weiter die Etikettierung der Akten und die Verpackung der Ordner in neue, säurefreie Archivschuber (mit Ausnahme von zwei Jurismappen). Auf eine Foliierung musste wegen der vielen Einzelzettel und Bilder verzichtet werden.

Der Bestand Sammlung Jürgen Zöhrens umfasst nach Abschluss der Bearbeitung insgesamt 100 Aktenbände im Gesamtumfang von 10,0 lfd. m., die im Zeitraum von um 1990 bis 2017 entstanden sind. Der durchschnittliche Umfang einer Akte liegt etwa bei 250 bis 400 Blatt.
Inhaltlich besteht die Sammlung nun aus 81 Chronikordern zur Eisenberger Straßen- und Häusergeschichte und 19 Akten zu bestimmten Themen. Es handelt sich v.a. bei den Straßenordnern um eine Mischung aus historischer Forschung (Kopien von historischen Dokumenten) und aktueller Chronikführung (Zeitungs- und andere Berichte, Fotos über das aktuelle Geschehen wie bauliche Veränderungen, Ereignisse…). In einigen Fällen hat Herr Zöhrens auch Dokumente zugeordnet, die im weiteren Sinne mit der entsprechenden Straße oder einem bestimmten Haus als Firmensitz oder Wohnhaus in Verbindung stehen. Deshalb findet man in den Akten Nr. 9 - 16 eine umfangreichere Dokumentation zur Geschichte des DRK Eisenberg von 1956 bis 1984 sowie in den Akten Nr. 35, 55, 67, 68, 69, 72 und 92 persönliche, teilweise originale Dokumente und Familienpapiere von Jürgen und Gretel Zöhrens wie Ausweise, Zeugnisse, Gesundheits- und Rentendaten, Wohnungsfotografien. Bei letzterem ist im Falle einer Benutzung unbedingt der Datenschutz und die in der Datenbank festgesetzte Schutzfrist bis zum 31.12.2029 zu beachten.
Bei den Themen geht es um die allgemeine und Industriegeschichte von Eisenberg und eine Materialsammlung zum 2. Weltkrieg in Eisenberg und Thüringen.

Für die Zitierung des Bestandes gilt die folgende Vorgabe:
Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Altenburg, Sammlung Jürgen Zöhrens, Nr. …
In Abkürzung:
LATh - StA Altenburg, Sammlung Jürgen Zöhrens, Nr. …



Altenburg, 21.12.2021 Ronald Pfau / Undine Puhl