Vorwort

Geschichte

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war die Territorialbildung der Grafschaft Schwarzburg im Wesentlichen abgeschlossen. Das geografisch in Oberherrschaft (vom Rennsteig herab bis in die Flussgebiete der Gera und der Ilm) und Unterherrschaft (auf der Hainleite und auf dem Kyffhäusergebirge) getrennte Gebiet war seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehrfach dynastischen Teilungen unterworfen. Erst mit dem Stadtilmer Vertrag von 1599 zeichnete sich die Aufteilung in die Linien Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt ab, die über dreihundert Jahre Bestand haben sollte.

Die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einsetzenden dynastischen Teilungen ließen den Wunsch aufkommen, die gemeinsame Rechte und Einkünfte betreffenden Urkunden an einem Ort aufzubewahren. Die Teilungsverträge und Rezesse von 1584 und 1599 regelten daher auch die Aufgaben eines "gemeinschaftlichen Archivs (Archivum Commune)". Letzte Konsequenz wurde bei der Bildung dieses Urkundenarchivs nicht erreicht. Daher befanden sich weitere für das Gesamthaus Schwarzburg und sein Territorium bedeutende Urkunden im Archiv in Sondershausen bzw. bis 1853 auch in Arnstadt.
Das Rudolstädter Archiv wurde im 17. Jahrhundert als Behördenarchiv der Kanzlei zu Rudolstadt unter der Bezeichnung "Geheimes Archiv" errichtet und stand seit dem 18. Jahrhundert in enger Verbindung mit der Geheimen Kanzlei als der Schreibstube des Geheimen Ratskollegiums. Seit 1848 wurde es vom Ministerium verwaltet. Entsprechend den Anforderungen der Verwaltung wurde das Geheime Archiv bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich von juristisch gebildeten Registratoren (welche die Tätigkeit des Archivars teilweise im Nebenamt wahrnahmen) verwaltet.

1710 wurde der Arnstädter Sekretär Christian Friedrich Ruhe zum Gemeinschaftlichen Archivar berufen, den auch die Linien Arnstadt und Sondershausen anteilig besoldeten. Schwerpunkt seiner Aufgabe war die Ordnung und Erschließung des "Archivum Commune". Von seiner Tätigkeit zeugen verschiedene Abschriften (Kopiale) dieser zentralen Urkundenüberlieferung. Hervorzuheben ist, dass Ruhe die Rudolstädter Überlieferung erstmals mit den Urkundenbeständen der beiden anderen Archive abglich. Weniger historisches als vielmehr staatspolitisches Interesse leitete Ruhes Tätigkeit, spitzten sich doch die Streitigkeiten der Schwarzburger mit den Wettinischen Nachbarn zu, als 1697 Schwarzburg-Sondershausen und 1710 Schwarzburg-Rudolstadt in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Es galt, schwarzburgischer Rechte gerichtlich gegen auswärtige Ansprüche zu verteidigen. Zuverlässige Abschriften über die an allen drei Standorten vorhandenen Urkunden waren hierfür eine Voraussetzung.

Der Bestand enthält außer dem ältesten Kopialbuch des Stifts Jechaburg aus dem 14. Jahrhundert, den Lehnbüchern der Grafen von Schwarzburg aus dem 15. und 16. Jahrhundert und gleichzeitigen Abschriften von schwarzburgischen Schuldverschreibungen vornehmlich Abschriften schwarzburgischer Urkunden sowie Urkundenabschriften zur Geschichte der Grafen von Schwarzburg und der in dem Territorium der Schwarzburger gelegenen geistlichen Stiftungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Bearbeitung

Ein Verzeichnis der Kopialbücher wurde 1882 von dem Archivar Friedrich Apfelstedt begonnen. Das seinerzeitige Verzeichnis umfasste ca. 80 Bücher. Seit 1924 wurden durch Ernst Devrient alle noch im Staatsarchiv Sondershausen vorgefundenen Kopialbücher, Urkundensammlungen, Sammlungen von Schuldverschreibungen, Statuten und Innungsartikel in loser Folge in das Verzeichnis aufgenommen, dessen Umfang um ca. 130 auf dann 210 Archivalieneinheiten anwuchs.

Das durch Nachträge, Streichungen und Ergänzungen völlig unübersichtlich gewordene handschriftliche Verzeichnis wurde im Frühjahr 1939 neu geschrieben (Typoskript) und mit der Gliederung A - C versehen. Dabei waren 50 Verzeichnungseinheiten dem Gliederungspunkt A, 26 Verzeichnungseinheiten dem Gliederungspunkt B und über 130 Verzeichnungseinheiten dem Gliederungspunkt C zugeordnet, welcher unter der Bezeichnung "Nachträge" in loser Folge Abschriften wie Originale, Urkunden wie juristische Ausarbeitungen, im Geschäftsgang entstandene Missive wie historische Sammlungen zusammenführte. Seit dem Jahr 2000 wurden dem Bestand weitere Kopiale oder Urkundenabschriften angefügt (verzeichnet unter Nr. 211 ff.)

Im November 2010 wurde dieses Typoskript in die Erschließungsdatenbank des Staatsarchivs Rudolstadt abgeschrieben (Retrokonversion). Insbesondere der Gliederungspunkt B wurde nochmals nach inhaltlichen Gesichtspunkten unterteilt sowie die ursprünglich unter Gliederungspunkt C ("Nachträge") aufgeführten Archivalien diesen zugewiesen. Ein erstmals angelegter Namenindex erschließt Orte und Personen.

Das Fehlen der Bände Nr. 8, 61a und 208 ist bereits bei Revisionen der Vorjahre aufgefallen. Diese Angaben werden in dieser Dokumentation nicht aufgeführt.


Rudolstadt im Februar 2011


Dr. Uwe Grandke
Oberarchivrat