Vorwort

Institutionsgeschichte

Das Landratsamt Rudolstadt wurde 1850 als untere Verwaltungsbehörde errichtet. Übergeordnete Behörde waren die jeweiligen Fachministerien. Das Landratsamt war territorial zuständig für die Ortschaften der Justizamtsbezirke Rudolstadt, Blankenburg, Leutenberg und Stadtilm. Zwischen 1858 und 1868 waren die Verwaltungsgeschäfte der Behörde vorrübergehend auf die genannten Justizämter übertragen worden. Mit der Reorganisation der Verwaltungsbehörden entstanden das Landratsamt Rudolstadt 1868 wieder in seinem früheren Umfang. Nach Inkrafttreten des thüringischen Kreiseinteilungsgesetzes von 1922 wurde es unter erheblichen territorialen Veränderungen mit der Bezeichnung "Thüringisches Kreisamt Rudolstadt" mit annähernd gleichem Aufgabenbereich weiter geführt.
Der Bestand enthält auch Akten der angegliederten Kirchen- und Schulinspektion sowie der Baupolizei.
Ergänzt wird er mit Einzelakten durch die im 1. Weltkrieg befristet gebildeten Ausschüsse: Leiter des Oberkommunalverbandes für die Kartoffelversorgung Rudolstadt; Landesausschuss der Deutschlandspende für Säuglings- und Kinderschutz und des Pachtberufungsausschusses Rudolstadt.


Bearbeitungsgeschichte

In den 1970er Jahren bearbeiteten Erdmute Geidel, Frank Esche und Barbara Müller den Bestand "Landratsamt Rudolstadt". Die Erschließung, die bis dahin ausschließlich mittels eines behördlichen Repertoriums aus der Altregistratur des Landratsamtes erfolgt war, wurde für knapp zwei Drittel des Bestandes durch Karteikarten ersetzt. Die Titelbildung der Karteikarten war etwas tiefer angelegt als die des Repertoriums, wenn auch eine einfache Titelaufnahme die Regel war. Seinerzeit erfolgte auch eine Umnummerierung der erschlossenen Unterlagen (Nr. 1 - 2324), die jedoch, da die Altsignaturen weiterhin benutzbar blieben, nicht zum Tragen kam. Für die Bauakten der Orte Angelroda, Arnsbach, Blankenburg, Böhlscheiben, Braunsdorf, Breternitz, Bucha und Bücheloh wurden die einzelnen Bauanträge detailliert mittels Karteikarten erfasst (in alphabetischer Reihenfolge der Antragsteller). Eine konkrete Recherche nach einzelnen Bauherren ist für diese Orte über die Suchanfrage im Programm möglich, auf eine zusätzliche Namensindizierung der Einträge wurde deshalb verzichtet.

Das Erschließungsprojekt wurde nicht zu Ende geführt, sodass über mehrere Jahrzehnte das alte Repertorium neben den Erschließungskarteien verwendet wurde.

Im Frühjahr 2013 erfolgte die Abschrift (Retrokonversion) der Findkarteien, indem die Verzeichnungsangaben zu den Akten wurde durch ein Schreibbüro retrokonvertiert wurden. Die vorhandenen Bauanträge zu den oben genannten Orten wurde durch Frau Lindner und Frau Eichhorn im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme in Tabellenform abgeschrieben und anschließend zu Enthält-Vermerken zusammengefügt.

Um den ständigen Wechsel zwischen altem Repertorium und den neu erschlossenen Teilbeständen abzustellen, wurden in einem neuen Findhilfsmittel der Erschließungsausdruck aus AUGIAS und die noch relevanten Seiten des Altrepertoriums sachlich an- und ineinander gefügt. Allerdings bestand immer noch eine Vermischung von einfachen Zahlensignaturen und den komplexen Altsignaturen ( VII Bc Nr. 4). Fatalerweise hatten verschiedene Bearbeiter mit der Umsignierung begonnen, diese jedoch nicht durchgängig auf den Archivalien wie Findhilfsmitteln durchgeführt. Vielfach beschränkte sich die Umsignierung auf die Kennzeichnung der Akten oder nur auf die Notierung der arabischen Zahlen in den Findhilfsmitteln. Ebenso führten im Repertorium erfasste, aber nicht aus der damaligen Verwaltung übernommene und archivierte Akten zu Missverständnissen bei den Benutzern und falschlichen Aktenbestellungen.
Zwischen Februar und November 2015 wurde daher eine komplette Revision des Bestandes durchgeführt.
Vorhandene, lediglich nach AUGIAS retrokonvertierte Verzeichnungseinheiten wurden inhaltlich mit der Akte verglichen. Teilweise erfolgte eine Überarbeitung des Aktentitels oder eine Neuformulierung.
Die nur im Repertorium aus den 20er Jahren erfassten Akten wurden insgesamt nach dem heutigen Standard neu verzeichnet. Weiterhin befanden sich rund 3 lfm unverzeichnete Akten am Bestandsende, die aus verschiedenen Provenienzbestimmungen aus anderen Beständen aufgrund ihrer Provenienz dem Landratsamt Rudolstadt angefügt wurden.
Neben der Gesamterschließung des Bestandes erfolgte eine Reinigung alle Akten sowie eine Etikettierung und Neuverpackung.
Nach Beendigung der Bearbeitung umfasst der Bestand rund 77 lfm mit 687 Archivkartons.
Abschließend wurde die bestehende Systematik gründlich überarbeitet.

Der Bestand stellt eine wertvolle Quelle für die regionalgeschichtliche Forschung dar und ist durch die computergestützte Recherche umfänglich nutzbar.

Gegebenenfalls sollte die in den 70er Jahren begonnene Einzelerfassung aller Bauanträge aus weiteren Ortschaften durch Praktikanten schrittweise weiter geführt werden, wobei insbesondere Städte und größere Gemeinden Priorität genießen sollten.


Rudolstadt, im Februar 2016

Andrea Steinbrücker
Archivamtfrau


Im Januar 2019 wurden noch weitere 21 Akten der Provenienz "Landrat Rudolstadt" aus dem Bestand "Geheimes Archiv (Restbestand)" herausgelöst und dem vorliegenden Bestand angegliedert. Im Jahr 2021 wurde begonnen die Bauakten des Bestandes tiefer zu erschließen, so dass diese einfacher nach Bauherrn, Baujahr und Baumaßnahme durchsucht werden können.

Rudolstadt im September 2021