Vorwort
Max Hauschild wurde am 05.02.1886 in Altenburg als Sohn der Fabrikarbeiterin Marie Köhler und des Geschirrführers Albin Hauschild unehelich geboren. Anfangs hieß er noch Max Köhler, nach dem Mädchennamen seiner Mutter, doch nachdem beide heirateten, trug auch er den Namen "Hauschild". Die Ehe jedoch wurde bereits 1890 wieder geschieden. Max wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen allein bei seiner Mutter auf.
Seine Vorschulzeit verbrachte er im Kindergarten "Amalienschule". Ab 1892 besuchte er die II. Bürgerschule (Frauenfelsschule), die er 1900 erfolgreich abschloss. Die Umstände des Schulbesuches waren nicht immer einfach. Schon ab dem 10. Lebensjahr musste er seinen Teil zum Familieneinkommen beitragen und arbeitete nachmittags bzw. in den Ferien als Laufbursche für die Handschuhfabrik Johann Ludwig Ranniger und Söhne und später als "Semmeljunge" für die Bäckerei Brauer auf dem Kirchberg.
Nach Abschluss der Volksschule begann er eine Lehre als Maschinenbauer bei der Landwirtschaftlichen Maschinenfabrik Otto Köhler in der Altenburger Ziegelstraße, die er jedoch abbrach. Als Arbeitsbursche wurde er darauf bei der Nähmaschinenfabrik Gustav Winselmann beschäftigt. Dort wurde er dann auch als Lehrling angenommen und beendete Ostern 1905 seine Lehrausbildung zum Eisendreher.
Im Oktober 1905 trat er freiwillig in die Leibkompagnie Herzog Ernsts I. von Sachsen-Altenburg, die 2. Kompanie des 8. Thüringer Infanterie-Regiments Nr. 153, ein. In dieser Zeit kämpfte er u. a. in der Loretto-Schlacht (Frankreich) 1915 und später beim Angriff auf Merville, wo er schwer verwundet wurde. Bis zum 31.10.1919 verblieb er beim Militär.
Im Jahr 1913 heiratete Max Hauschild das Dienstmädchen Gertrud Grünzig, mit der er zwei gemeinsame Söhne Karl und Rudolf hatte.
Ab 1920 begann Max Hauschild eine Beamtenlaufbahn bei der Reichpostverwaltung als Postsekretär und wechselte ab 1922 in die Reichsfinanzverwaltung. Zunächst arbeitete er als Obersekretär, bis er 1935 zum Steuerinspektor befördert wurde.
In die NSDAP trat Max Hauschild am 01.03.1930 ein und wurde schon im Oktober desselben Jahres Ortsgruppenleiter. Ab Mitte 1932 übernahm er die Funktion des Kreispropagandaleiters, bevor er ab dem 4. April 1933 zum Kreisleiter dieser Partei berufen wurde. Anfangs nebenberuflich tätig, beurlaubte ihn der Reichsfinanzminister ab 1. Oktober 1937 zur Ausübung seiner Aufgaben, und Max Hauschild führte die Tätigkeit des Kreisleiters der NSDAP nun hauptberuflich aus.
Am 04. April 1938, dem 5jährigen Jubiläum in seiner Funktion als Kreisleiter der NSDAP, verlieh ihm der Oberbürgermeister Dr. Otto Grimm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Altenburg.
Nachdem die Amerikaner am 15. April 1945 Altenburg erreichten, wurde Max Hauschild gegen 18 Uhr von zwei bewaffneten Amerikanern zu Hause verhaftet. Nach einigen Tagen Aufenthalt im Volkshaus "Goldener Pflug" und im Lazarett aufgrund seines Hüftleidens sowie einer Nacht im Altenburger Landgerichtsgefängnis wurde er am 26. April 1945 über Rochlitz, Meerane, Gera, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach am 28. April 1945 in das Freilandsammellager Hersfeld überstellt. Am 2. Mai wurde er mit zahlreichen anderen politischen Gefangenen zum Lager Truppenübungsplatz Schwarzenborn transportiert. Dort verblieb er bis zum 27.02.1946, bevor er am 28. Februar 1946 in das Internierungs-Zeltlager Darmstadt/Hessen überführt wurde. Aufgrund seines körperlich schlechten Zustandes wurde er am 21.10.1946 aus den Zeltunterkünften in ein Kasernengebäude in eine provisorische eingerichtete Altersabteilung verlegt.
Die Spruchkammer Darmstadt-Lager verurteilte Max Hauschild am 05.08.1948 zu
2 ½ Jahren Arbeitslager sowie Sühnemaßnahmen (Vermögenseinzug) nach Artikel 15 Befreiungsgesetz und stufte ihn in die Gruppe I der Hauptschuldigen ein. Seine Haftzeit ab 28.02.1946 wurde angerechnet. Zwei Tage später, am 07.08.1948, erfolgte seine Entlassung in das Flüchtlingslager Bensheim-Auerbach an der Bergstraße, numehr 62-jährig.
Am 21.08.1948 wurde Max Hauschild ein Zimmer in der Frankfurter Str. 5 in Rüsselsheim bei Frau Sturmfels zugewiesen: "mit nur 2 Stühlen, 1 Schrank und 1 Bett ohne Bettwäsche, ohne Licht, ohne Ofen, ohne Tisch und auch ohne Waschgelegenheit". Das Zimmer stellten die Sturmfels´ nur widerwillig zur Verfügung. Max Hauschild war anfangs nicht willkommen.
In der Zeit nach 1945 bis zu seinem Tod stand er in Briefkontakt mit seinen Weggefährten aus Altenburg bzw. Thüringen. So zählten der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Otto Grimm ebenso zu seinen Korrespondenzpartnern wie Hans Serverus Ziegler oder Ernst von Sachsen-Altenburg und Erbprinz Georg Moritz von Sachsen-Altenburg.
Im April 1951 verlegte Max Hauschild seinen Wohnsitz von Rüsselsheim nach Kassel in die Wolfshager Str. 269. Bereits im April 1955 zog er innerhalb Kassels noch einmal um in den Kanzelweg 5.
Seine jahrelangen Bemühungen, seine Frau Gertrud zu sich zu holen und wieder mit ihr zusammen leben zu dürfen, waren schließlich erfolgreich. Gertrud Hauschild durfte im August 1958 von Altenburg nach Kassel übersiedeln. In den 13 Jahren des Getrenntlebens hatte ein kontinuierlicher Schriftwechsel zwischen Max Hauschild und seiner Frau Gertrud bestanden. Ebenso schrieb er seinen Söhnen Karl in Bremen und Rudolf in Burg bei Magdeburg oft. .
Am 15. Mai 1977 starb Max Hauschild im Alter von 91 Jahren in Kassel.
Der Bestand wurde in zwei Abgaben am 7. April 2008 und am 10. Juni 2010 vom Urenkel Max Hauschilds, Herrn Dr. Benjamin Weigert aus Wiesbaden, an unser Archiv abgegeben. Am 21. April 2008 schloss das Thüringische Staatsarchiv Altenburg mit Herrn Dr. Benjamin Weigert ein Hinterlegschaftsvertrag.
Insgesamt umfasst der Bestand 0,8 lfm mit einem zeitlichen Umfang von 1850 bis 1977.
Den Kern des Nachlasses bilden zwei Leitz-Ordner mit persönlichen Unterlagen, die sorgfältig sortiert waren. Die Reihenfolge wurde größtenteils so belassen, da sie sinnvoll erschien. Außerdem gehörten einige Porträtfotos und Bilder zum Nachlass sowie verschiedener Schriftwechsel und Noten für Militärmusik.
Insbesondere in den Akten mit den persönlichen Schriftstücken sind sehr detaillierte Enthält-Vermerke erstellt worden, da sie viele sehr interessante Dokumente und Zeitzeugnisse beinhalten.
Max Hauschild hat sehr viele Schriftstücke, vor allem in amerikanischer Gefangenschaft, mit Bleistift geschrieben. Da sich Bleistiftschrift bei Benutzung der Seiten durch Umblättern relativ schnell abgreift bzw. verblasst, wurde ein Großteil dieser Seiten in alterungsbeständige und weichmacherfreie Klarsichthüllen verpackt. Auch eingerissene bzw. anderweitig beschädigte Briefe sowie noch ungelochte Schriftstücke wurden ebenfalls in Klarsichtfolien gebracht.
Die Unterlagen wurden außerdem in säurefreie Mappen und säurefreien Kartons verpackt und jede Akte foliiert.
Unter der Signatur 33 sind 3 Schellackplatten verzeichnet. Zur besseren Handhabung, aus konservatorischen sowie technischen Gründen sind diese 3 Platten digitalisiert worden. Diese liegen uns als mp3 und wav-Dateien vor. Sie können direkt aus der AUGIAS-Datenbank angehört werden.
Das unter Nr. 3 verwahrte Mitgliedsbuch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) von Max Hauschild und der Patrouillenbericht Signatur 4 wurden aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes im Jahr 2011 beim Zentrum für Bucherhaltung Leipzig restauriert.
Dieser Bestand ist sowohl für die Geschichtsforschung für die Zeit des 2. Weltkrieges insbesondere die Stadtgeschichte Altenburgs von Bedeutung.
Sehr detailgetreue Berichte aus den letzten Kriegstagen in Altenburg bis hin zur Verhaftung Max Hauschilds durch die amerikanischen Truppen und sein Weg bis in amerikanische Gefangenschaft sind erstaunlich detailliert wiedergegeben.
Seine Zeit in Rüsselsheim und dann in Kassel lässt sich aufgrund der genauen Aufzeichnungen gut nachvollziehen. In Verbindung mit dem Schriftwechsel an Kinder und Weggefährten werden der Alltag und auch die politische Gesinnung plastisch.
Für die Zitierung des Bestandes ist folgende Vorgabe zu verwenden:
Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Nachlass Max Hauschild, Nr. …
In Abkürzung:
ThStA Altenburg, Nachlass Max Hauschild, Nr. …
Altenburg, im Mai 2014 Grit Baum